Erfolgreiche Hilfe für Flüchtlingskinder
10 Jahre kostenlose Lernbetreuung in Mödling
Es begann mit einem Aufruf des Sozialamtes der Stadt Mödling im Herbst 2009, für Flüchtlingskinder in der Jägerhausgasse eine Lernpatenschaft zu übernehmen. Wenige Wochen später gab es eines Abends eine kurze Präsentation durch den zuständigen Stadtrat und die Sozialpädagogin des Heimes stellte die Familien und die Kinder vor, die dringend Hilfe brauchten. Es waren damals vorwiegend kinderreiche Familien aus Tschetschenien und Afghanistan im Haus untergebracht, die schon einen positiven Asylbescheid hatten. Uns hat man einen überforderten Vater, Tschetschene, mit seinen drei Kindern vorgestellt: Seda, Magomed und Selima, damals 11, 9 und 7 Jahre alt. Und seither haben wir unser Leben neu strukturiert.
Zweimal in der Woche holten wir die Kinder von der Schule ab, aßen gemeinsam zu Mittag, machten mit ihnen die Hausaufgaben und lernten vor allem Deutsch. Abends brachten wir die Kinder in die Jägerhausgasse zurück.
Im Frühling veranstaltete das Heim eine Wanderung auf den Anninger für alle Heimbewohner und lud dazu auch die Lernpaten ein. Bei dieser Gelegenheit haben wir eine Frau aus Afghanistan kennen gelernt, die schwer herzkrank ist und einen Sohn hat, Ali Reza, der auch Hilfe beim Lernen brauchte. Er war ein so netter, freundlicher Junge, dass wir nicht Nein sagen konnten. So hatten wir vier Kinder zur Betreuung, und immer, wenn wir die Kinder in die Jägerhausgasse zurückbrachten, standen Mütter mit ihren Kindern da und fragten, warum wir nicht auch mit ihren Kindern lernten. Es wurden also immer mehr und wir mussten Wege finden, die Aufgabe neu zu organisieren.
Wir fragten die Kirchengemeinde der Adventisten in der Jakob Thoma-Straße, ob wir den Saal einmal in der Woche für unser Projekt nutzen dürfen und bekamen Unterstützung. Das Lokal liegt ganz zentral in der Nähe der Volks- und Mittelschulen. Damit die Kinder nicht mit dem Bus in die Jägerhausgasse fahren und dann wieder zurück mussten, beschlossen wir, ein kleines Mittagessen anzubieten. Auch dafür fanden sich Freiwillige, die das Essen vorbereiteten, beim Lernen halfen und die Hilfsorganisation ADRA sagte uns finanzielle Unterstützung zu. So begann ein neuer Projektabschnitt mit zehn bis zwölf Kindern und, ohne unser Zutun, wurden es rasch immer mehr. Sogar die Lehrerinnen in den Schulen merkten die Veränderungen bei den Flüchtlingskindern und wiesen andere Kinder auf diese Möglichkeit hin. Wir erweiterten die Betreuung auf zwei Nachmittage und es blieb nicht nur beim Lernen. Im Sommer gab es gemeinsam Sport auf der Wiese in der Südstadt, viele lernten Schwimmen, wir machten gemeinsam Ausflüge und im Winter gingen wir Eislaufen.
2015 kam der große Flüchtlingsstrom und in Mödling wurde der Verein Connect Mödling gegründet. Schon bei der ersten Veranstaltung stellten wir unser Projekt der Lernbetreuung vor und sagten auch, dass wir dringend Helfer bräuchten für die zwanzig bis fünfundzwanzig Kinder an den beiden Nachmittagen. Seither unterstützen auch mehrere Freiwillige von Connect Mödling regelmäßig das Projekt der Lernbetreuung, wofür wir sehr dankbar sind.
Was wurde bisher erreicht?
• Alle haben den Pflichtschulabschluss geschafft, manche der älteren Jugendlichen mit Hilfe der Diakonie
• Einige haben eine Lehre angetreten, die meisten Burschen wollen KFZ-Mechaniker werden
• Einige besuchen weiterbildende Schulen: Handelsschule, Handelsakademie, Gymnasium, die HTL; natürlich fördern wir auch jede weitere Ausbildung
• Einige haben bereits ihre Ausbildung abgeschlossen und arbeiten.
Das Projekt zeigt, dass Integration gelingt, wenn man nur die Voraussetzungen dafür schafft und bereit ist, auch etwas zu investieren. Auch auf diesem Wege danken wir den Helferinnen und Helfern für ihre wertvolle Unterstützung.
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