Mödlinger Energie-Know-how für Japan
BEZIRK MÖDLING. Dieser Tage konnte Forststadtrat Dr. Leo Lindebner den japanischen Assistenzprofessor Dr. Koji Harashina vom Institut für Landschaftsökologie & Ressourcenmanagement an der Agraruniversität in Morioka zu einem fachlichen Gedankenaustausch in Mödling begrüßen.
Nach dem Atomunfall im März 2011 in Fukushima ist der ostasiatische Inselstaat auf der Suche nach Alternativen bei der Energie- und Wärmeproduktion. Mehr als zwei Drittel der Landmasse Japans wird von einer stark bewaldeten Gebirgskette gebildet, 20 Prozent sind dicht von der Bevölkerung und von Industrie besiedelt, der Rest wird von der Landwirtschaft genützt. So liegt der Schluss nahe, verstärkt Biomasse zu nutzen. Auf der Suche nach dem entsprechenden Know-how sind Österreich und insbesondere die EVN sowie die nachhaltige Waldbewirtschaftung in Mödling von großem Interesse für die Agrar-Uni in Morioka, die in reger Kooperation mit der BOKU in Wien steht.
Seit 2006 ist das Biomassefernheizwerk Mödling in Betrieb. Es verarbeitet Waldhackgut aus der Region und produziert Strom für rund 10.000 Haushalte und große Mengen Wärme für das Mödlinger Fernwärmenetz. Die Stadtgemeinde liefert bis zu 1.500 Schüttraummeter Holz aus der Durchforstung des Stadtwaldes und den Parkanlagen. Mödling leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur nachhaltigen Nutzung heimischer Rohstoffe. Denn bei der Verbrennung von Biomasse wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie die Pflanzen während ihres Wachstums aus der Luft aufgenommen haben. Dieser Energieträger wird daher auch als CO2-neutral bezeichnet.
Japan hat eine sehr hochentwickelte Volkswirtschaft und gilt als weltweiter Marktführer in der Elektronikindustrie. Japan setzt aber noch heute überwiegend auf „alte Energieträger“ (27% Kohle, 24 % Gas, 24 % Kernkraft, 13 % aus Öl, lediglich 8 % Wasserkraft). Solarenergie, Wind- oder Gezeitenkraft und Biomasse finden keine Anwendung. Die Energieproduktion ist auf Strom fokussiert, Wärmerückkoppelungen kennt man in Japan nicht. Auch gibt es in Japan keine wasserführenden Heizsysteme, es wird völlig ineffizient mit Strom geheizt.
Stadtrat Dr. Leo Lindebner hat nach einer Besichtigung im Mödlinger Biomasseheizwerk des Kooperationspartners EVN noch eine informative Tour durch den Stadtwald folgen lassen, unter anderem um die Berücksichtigung des Klimawandels auch bei der Waldbewirtschaftung unter Beweis zu stellen.
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