Kurt Palm
Drei Stimmen gegen die toxische Männlichkeit im Ateliertheater
Kurt Palm und seine Kollegen hauchen am 27. April im Ateliertheater dem geschriebenen Wort Leben ein.
WIEN/NEUBAU. "Wie schafft man es, auf einer Bühne Themen zu präsentieren, ohne, dass es 'nur' eine Lesung ist", fragte sich Autor und Regisseur Kurt Palm. Er kontaktierte kurzerhand seinen Freund und Schauspieler Gregor Seberg und die Cellistin Sophie Abraham, um mit ihnen ein Konzept für die Lesung seines jüngsten Werks "Der Hai im System" auszuarbeiten.
In dem Roman geht es um drei Protagonisten: einen Amokläufer, eine Mutter, die gerade einen Sorgerechtsstreit gewonnen hat und einen Polizisten mit einer verhängnisvollen Affäre. Die Erzählstränge verlaufen parallel, bis sie am Ende des Buches zusammengeführt werden und es zur Explosion kommt. Der Amokläufer setzt zum Schluss seine angekündigte Tat um.
Funktionierende Symbiose
Doch wie wird diese Geschichte nun auf der Bühne umgesetzt? Zunächst einmal unter einem anderen Namen, nämlich "Amokläufer in der Schwebe". Dann ließ sich Palm von seinem großen Erfahrungsschatz inspirieren. "Ich bin ja schon relativ lange in der Branche und habe unzählige Lesungen hinter mir. Es kam der Punkt, an dem ich bemerkte, dass ein Begleitprogramm für alle eine Bereicherung ist", so der Neubauer.
Er hat gleich lobende Worte für die Cellistin Sophie Abraham: "Ich habe ihre Musik durch Zufall entdeckt und sie umgehend kontaktiert. Sie hat sofort verstanden, worum es bei der Geschichte geht. Außerdem hebt die Kombination von Literatur und Musik das Erlebte auf ein ganz hohes Niveau."
Die Ursache des Problems
Das Motiv der "toxischen Männlichkeit" – zwanghaftes Festhalten an traditionellen Rollenbildern, bei denen der Mann die Machtposition hat – streicht Palm besonders hervor. "Es ist ein riesiges Problem unserer heutigen Gesellschaft und darf nicht nur auf das biologische Geschlecht reduziert werden", so der Autor. "Die Menschen sind nicht mehr in der Lage, Probleme durch einen Dialog zu lösen – das sieht man auch am Beispiel des Amokläufers." In diesen schwierigen Beziehungen sieht Palm unter anderem auch den Ursprung für die horrend hohe Zahl an Femiziden in Österreich. Wenig verwunderlich, dass auch die zwei männlichen Protagonisten ihre liebe Mühe mit dem anderen Geschlecht haben.
Der Amokläufer wird übrigens vom ehemaligen TV-Kommissar Gregor Seberg gelesen, mit dem Palm schon öfter gut zusammengearbeitet hat, wie er betont. Obwohl die Geschichte ein starker Tobak ist, sollen die Besucher einen unterhaltsamen Abend haben, erklärt Palm. Er hofft, dass sie zu dritt die polarisierenden Themen locker über die Bühne bringen und das Publikum auch zum Lachen bringen.
"Amokläufer in der Schwebe" wird am 27. April ab 20 Uhr im Ateliertheater (Burggasse 71) aufgeführt. Tickets (ab 16 Euro): www.ateliertheater.wien
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