Sozialmärkte unter Druck
Wie es dem "Allesverwerter" in Ottakring geht
Explodierende Energiekosten setzen die Sozialmärkte zunehmend unter Druck - so auch den "Allesverwerter" in der Possingergasse.
WIEN/OTTAKRING. Andrea Kotesovec ist nicht neu im Geschäft. Seit sechs Jahren betreibt sie in Favoriten mit ihrem Verein "Allesverwerter" einen Sozialmarkt. 2021 ist in Ottakring in der Possingergasse 26 eine zweite Filiale hinzugekommen. Die Nachfrage an leistbaren Lebensmitteln steigt seit Jahren stetig an.
"Viele Menschen glauben, dass man einen Sozialmarkt nicht brauchen wird. Da sind viele schwer im Irrtum", sagt Andrea Kotesovec beim Lokalaugenschein in Ottakring. Ärmere Menschen zu unterstützen, ist für die Hernalserin zum Lebensinhalt geworden. Es wird aber immer schwieriger: "Jetzt ist Hilfe dringend notwendig!"
Sozialmärkte brauchen mehr Unterstützung
Im Hilferuf spiegelt sich nicht nur die steigende Anzahl an Kunden, vielmehr brauchen die Sozialmärkte selbst mehr Unterstützung denn je. "Mit den steigenden Energiekosten ist es fast nicht mehr zu stemmen", schildert Kotesovec. 10.000 Euro Strom-Nachzahlung waren für die Filiale in Favoriten schon fällig.
"Das haben wir noch geschafft, aber wenn das so weitergeht, dann wird es schwierig, offen zu halten", erklärt die "Allesverwerter"-Chefin. Neben den Energiekosten für Kühlung machen dem gemeinnützigen Verein vor allem die hohen Spritpreise zu schaffen. "Wir haben täglich vier Busse draußen. Einmal volltanken kostet jetzt 140 Euro aufwärts. Dazu kommen Reparatur und Service. Das erleichtert uns den Betrieb nicht gerade", zählt Kotesovec die Preistreiber auf.
Einkaufskorb wird teurer
"Allesverwerter" punktet im Vergleich mit anderen Sozialmärkten mit einem Fixpreis pro Einkaufskorb. Dieser musste bereits von sechs auf acht Euro angehoben werden. "Früher konnten wir fehlende Ware auch zukaufen. Das ist jetzt nicht möglich. Gerade auch, weil uns bei steigender Kundennachfrage immer weniger freiwillige Helfer zur Verfügung stehen", schildert Andrea Kotesovec.
Waren wie Konserven, Mehl, Zucker, Reis und Nudeln sind aktuell Mangelware. Die Expertin weiß, warum: "Alles, was die Leute aus Panik vor Corona aufgekauft haben, fehlt jetzt. Daher sind wir für jede Hilfe, ob Waren oder finanziell, dankbar." In die Ottakringer Filiale von "Allesverwerter" kommen im Schnitt 20 Kunden pro Tag – Tendenz steigend.
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