Brunnenmarkt
SPÖ Ottakring lädt zur Aktion gegen Mahrers Aussagen
Nachdem Karl Mahrer (ÖVP) den Brunnenmarkt als Unsicherheitsszone und Symbol gescheiterter Integration bezeichnete, erntete er viel negative Kritik in den sozialen Medien sowie Rückenstärktung durch seine Parteikolleginnen und -kollegen. Nun veranstaltet die SPÖ Ottakring eine Soli-Kundgebung für den Brunnenmarkt.
WIEN/OTTAKRING. Der Brunnenmarkt scheint Karl Mahrer, Wiens ÖVP-Landesparteiobmann, weiterhin zu beschäftigen. Denn, nachdem er in einem Facebook-Video den Brunnenmarkt als ein "Sinnbild gescheiterter Integration" bezeichnet und dementsprechend auch viel Gegenwind in den sozialen Medien bekommen hatte, veröffentlichte der Politiker eine Stellungnahme.
Auf Twitter teilte Mahrer mit, wie er seine Statements aus dem Video bekräftige: "In den letzten Jahrzehnten hat sich am Brunnenmarkt alles verändert. War er früher ein Zentrum Wiener Marktkultur, ist er heute eine Verdichtung ethnischer Community". Und weiter: "Der Brunnenmarkt ist mittlerweile eine abgeschottete Community und eine daraus resultierende Unsicherheitszone" , so der Politiker, der hier von der Entstehung sogenannter "No-Go-Areas" spricht.
"Reine rassistische Hetze"
Im Netz wie auch von Seiten der Politik gab es heute reichlich Reaktionen auf die umstrittenen Aussagen Mahrers. So meldete sich etwa die SPÖ mit einer Presseaussendung zu Wort. "Rassismus ist keine Meinung. Die rassistischen Verbalattacken sind ein Frontalangriff auf arbeitenden Menschen in Wien", sagte SPÖ-Klubvorsitzende Josef Taucher, der eine Entschuldigung von Mahrer an Wienerinnen und Wiener forderte. "Das ist beschämend und eines Politikers unwürdig", heißt es.
Susanne Haase, SPÖ-Gemeinderätin und stellvertretende Parteivorsitzende von Ottakring, stimmt hier ein: "Die Aussagen Mahrers sind reine rassistische Hetze und an Bösartigkeit nicht zu überbieten. Wir in Wien stehen für Vielfalt und ein solidarisches Miteinander und genau dafür ist der Brunnenmarkt ein Symbol. Als Ottakringerin und Wienerin verwehre ich mich vehement gegen diese verbalen Entgleisungen.“
Deswegen veranstaltet die SPÖ Ottakring am 23. März auch eine Solidaritätskundgebung für den Brunnenmarkt. Von der Brunnengasse bis Yppenplatz wird diese um 18 Uhr von den Musikern Kid Plex und Gazal eröffnet.
Die Stadt Wien kommentierte sogar den Beitrag mit folgenden Worten: "Hallo Karl, wir haben uns auch am Brunnenmarkt umgesehen. Eigentlich lauter liebe Leut. Vielleicht willst du auch bei uns einmal einmal ins Video reinschauen."
Olivera Stajic, Ressortleiterin der Videoredaktion bei Der Standard schreibt zwar, dass sich der Brunnenmarkt tatsächlich verändert hätte, aber nur zum positiven: "Früher haben nur jugoslawische und türkische Gastarbeiter und ein paar Wiener mit wenig Geld dort eingekauft und gewohnt. Jetzt ist samstags halb Wien am Brunnenmarkt."
Florian Klenk, Chefredakteur des Falters teilt hingegen ein Statement der Caritas zu den Äußerungen:
"Als Caritas sind wir seit vielen Jahren mit Projekten am Brunnenmarkt aktiv – mit solchen, die Integration und Zusammenhalt fördern und anderen, die Menschen eine Chance am Arbeitsmarkt geben. Wir erleben den Brunnenmarkt als Erfolgsbeispiel, wie Integration in einer Millionenstadt gelingen kann und wie aus einem Neben- ein Miteinander der unterschiedlichen Communitys werden kann. Es ist höchst befremdlich, wenn nun eine Partei, die gerne Integration vor Zuzug fordert, es Marktstandlern gleichzeitig zum Vorwurf macht, wenn sie wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen, Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen."
Rückendeckung von Parteikollegen
Der Wiener Landesparteiobmann erhielt aber auch Rückenwind - vor allem seine Parteikolleginnen und -kollegen kamen dem ehemaligen Polizei-Vize zu Hilfe. "Die mangelnde Integration in Teilen Wiens darf kritisiert werden", verkündete etwa Ernst Gödl, Integrationssprecher der Volkspartei in einer Aussendung und führt fort: "Es ist typisch für die linke Wiener Stadtregierung, Karl Mahrer jetzt Fremdenfeindlichkeit zu unterstellen, während man die selbst verschuldeten Probleme ignoriert und wegleugnet."
Währenddessen erklärt Sabine Keri, Obfrau der "Wienerinnen" - einer ÖVP-Organisation - den Brunnenmarkt zu einem Angstraum für Frauen. Sie weist im Zuge dessen auch darauf hin, dass in einer "Befragung der Wienerinnen" der Brunnenmarkt als Zone genannt wurde, in der sich Frauen nicht mehr sicher fühlen würden. "Man muss das Ergebnis ernst nehmen, auch wenn das bedeutet, dass man ein migrantisches Grätzl kritisieren muss", so Keri. Um welche Befragung es sich hierbei handelt, wird in ihrer Aussendung jedoch nicht weiter konkretisiert.
Aber auch der Österreichische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Bund - Ein Verein der ÖVP für Angestellte - gratulierte Mahrer für das "Ansprechen von Problemen dem Brunnenmarkt zeugt von einem großen Verantwortungsgefühl gegenüber der schweigenden Mehrheit der Gesellschaft."
Was das Netz dazu sagt
Genauso wie das Video erhielt auch diese Stellungnahme reichlich Kritik im Netz. Das waren einige der negativen Reaktionen:
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