Lokalaugenschein: Weniger Dealer entlang der U6
Seit dem Inkrafttreten der Suchtmittelgesetz-Novelle am 1. Juni hat die Polizei mehr Handhabe gegen Dealer. Ein Besuch bei ehemaligen Brennpunkt-Stationen ergibt: Das zeigt Wirkung.
JOSEFSTADT/OTTAKRING/BRIGITTENAU. Vor der Station Handelskai herrscht reges Treiben. Der Obst- und Gemüsehändler Kontev Evgeni steht hier jeden Tag an seinem Stand. „Durch die erhöhte Polizeipräsenz ist das Dealen deutlich zurückgegangen“, sagt er.
Keine Auffälligkeiten gibt es bei der Station Dresdnerstraße. Hinter der Station Jägerstraße liegt der Hugo Gottschlich Park in warme Abendsonne getaucht. Von Dealern fehlt auch hier jede Spur. Eine Mitarbeiterin des Gartenamts, die gerade mit Säuberungsarbeiten beschäftigt ist erzählt, dass die Spritzenfunde rund um die Grünanlage seit in Kraft treten der Novelle leicht rückläufig sind.
Polizeipräsenz bei der Josefstädter Straße
Ein Hotspot der Drogenszene war bis vor kurzem die Station Josefstädterstraße. Hier patroulliert gerade eine Polizeistreife und kontrolliert zwei Jugendliche. Es scheint jedoch alles in Ordnung zu sein, denn die Polizisten ziehen sich schnell zurück. Der Kebap-Standler Adem Yavuz ist froh, dass die Polizei so hart durchgreift. „Die Dealer waren schlecht fürs Geschäft. Langsam trauen sich aber die Leute wieder, mehr Zeit vor der U-Bahn Station zu verbringen“, sagt er sichtlich erleichtert.
Auch die Inhaberin vom Würstelstand bei der Station Thaliastraße weiß ähnliches zu berichten: „Da haben sich vor kurzem noch jeden Tag 20-30 Dealer zusammengerottet.“ Nun würden sie sich nicht mehr direkt an dem Hotspots aufhalten, sondern in der näheren Umgebung umherziehen, erzählt sie weiter. Der Parkbetreuer und Sozialarbeiter Florian Dangl, der regelmäßig mit dem Fair-Play-Team Ottakring seine Runden dreht, hat ähnliche Beobachtungen gemacht: „Das provokante Dealen zum Beispiel vor Kinder ist auf jeden Fall zurückgegangen“, sagt er. Nachdem die Szene von den Hotspots vertrieben wurde, habe sie sich in das Innere der Bezirke und in die Parkanlagen zurückgezogen. Doch nun fehle auch dort von offensiven Drogenhändlern jede Spur. Wohin die Szene abwandern wird sei schwer abzuschätzen, so der Sozialarbeiter.
400 Festnahmen seit 1. Juni
Polizeisprecher Patrick Maierhofer bestätigt, dass es zur Zeit keine Drogen-Hotspots entlang der U6 gebe und auch andere Problemgebiete wie der Praterstern unter Kontrolle seien. „Diesen Zustand haben wir durch Schwerpunktaktionen erreicht, bei denen bis zu 200 Beamte pro Tag im Einsatz waren.“ Seit in Kraft treten der Gesetzes-Novelle gab es 391 Festnahmen, 1419 Anzeigen inklusive Verwaltungsübertretungen und 5520 Identitätsfeststellungen, so der Beamte.
Die Bezirksvorsteher der betroffenen Bezirke sind alle sehr erfreut über die aktuelle Entwicklung. Franz Prokop (SPÖ), der Bezirksvorsteher von Ottakring, zeigt sich erleichtert und bedankt sich sehr herzlich bei der Polizei für ihren Einsatz. Hannes Derfler (SPÖ), Bezirksvorsteher des 20. Bezirks, streicht hervor, dass die Maßnahmen zur Eindämmung des Suchtmittelhandels trotz verstärkter Kontrollen keinen Polizeistaatcharakter haben. Und Veronika Mickel-Göttfert (ÖVP), Bezirksvorsteherin der Josefstadt rät dazu nun nur nicht locker zu lassen.
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