Schwimmunterricht für Frösche und Bilder von Assad: Eine Kindheit in Damaskus
Luna Al-Mousli hat mit ihrem Werk "Eine Träne. Ein Lächeln. Meine Kindheit in Damaskus" den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis 2017 gewonnen.
PENZING. Fast hätte Luna Al-Mousli gar nicht mitbekommen, dass sie zu den Preisträgern zählt. "Es ist da wohl was schiefgegangen. Ich hätte einen Brief bekommen sollen, der aber nie angekommen ist. Und dann kam ein Mail, das an die Preisträger des Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreises gerichtet war. Die wollten irgendwelche Sachen von mir. Ich dachte an ein Spam", so die Schriftstellerin. Die Sache ließ ihr dann aber doch keine Ruhe und sie hat angerufen. Sie erhielt die gute Nachricht: "Ja, sie dürfen sich freuen, sie haben gewonnen!". Und Luna Al-Mousli freute sich, und der Verlag weissbooks.w mit ihr. Das Buch ist zweisprachig geschrieben, auf Deutsch und Arabisch.
Schwimmunterricht für Frösche
In ihrem Buch "Eine Träne. Ein Lächeln. Meine Kindheit in Damaskus" erzählt die Autorin Episoden aus ihrer Kindheit in Damaskus. Es sind kleine Alltagsgeschichten. Das unterscheidet sie von anderen Autoren, die von der Flucht aus Syrien erzählen, dem Danach. Bei Al-Mousli geht es ums Davor, dem Leben in Syrien. Illustriert hat die Autorin ihr Buch selbst, denn sie ist von Beuf auch Grafikdesignerin. "Meine Geschichten unterscheiden sich gar nicht so viel von Kindern, die in Österreich aufgewachsen sind. Wir haben zum Beispiel Frösche gefangen und wollten ihnen das Schwimmen beibringen. Manche haben das nicht überlebt. Die haben wir dann auf einem eigenen Friedhof begraben. So ähnliche Geschichten können auch die Kinder hier erlebt haben", so Al-Mousli. Der Unterschied besteht unter anderem im politischen System. "In Damaskus hängen alle zwei Häuser riesige Bilder von Assad. In der Schule mussten wir täglich 'Bis in alle Ewigkeit al-Assad' sagen, dann erst kam das Grüßen".
Keine Flüchtlinge
Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen aus Syrien ist die Familie Al-Mousli nicht geflohen. "Ich lebe jetzt seit zwölf, 13 Jahren in Wien. In Syrien ist es schwierig, zu studieren. Es gibt den Numerus Clausus, das heißt, die Noten müssen sehr gut sein. Oder man hat viel Geld für Bestechung. Meine Mutter hielt es daher für klüger, nach Wien zu gehen", so Al-Mousli. Wien war der Familie nicht fremd: "Auch mein Großvater ist zum Studieren nach Wien gekommen. Er ist mit meiner Großmutter hier geblieben, während meine Mutter nach Syrien zurückgegangen ist. Der Plan meines Opas war, nach der Pensionierung wieder nach Damaskus zurückzukehren. Das geht aber nun nicht mehr. Meine Geschwister und ich dachten ja, wir fahren nur auf Urlaub nach Wien. Mittlerweile ist es ein Urlaub, der schon zwölf Jahre dauert".
Zuhause fühlt sich die 27-Jährige in beiden Kulturen. "Es wäre schön, wenn ich da und dort arbeiten und leben könnte.". Im Moment bleibt das noch ein Traum, angesichts der Lage in Syrien.
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