Namen im Sprachgebrauch
Tarn-Name Erika und Wunsch-Hausnummern

Mag. Dr. Karl Hohensinner, Stifterinstitut Linz,  Univ.-Prof. Mag. Dr. Peter Ernst, Wien, Prof. Mag. Dr. Claudia Posch und Prof. Mag. Dr. Gerhard Rampl, biede Uni Insbruck (Veranstalter).  | Foto: Robert Zinterhof
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  • Mag. Dr. Karl Hohensinner, Stifterinstitut Linz, Univ.-Prof. Mag. Dr. Peter Ernst, Wien, Prof. Mag. Dr. Claudia Posch und Prof. Mag. Dr. Gerhard Rampl, biede Uni Insbruck (Veranstalter).
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GREIN, INNSRUCK. „Namen im Sprachgebrauch“, hieß die mehrtägige und hochkarätige Veranstaltung der „Gesellschaft für Namenforschung“ und des „Arbeitskreis für bayerisch-österreichische Namenforschung“, an der Universität Innsbruck. Mit dabei war der aus Grein stammende Germanist, Historiker und Kulturwissenschaftler Karl Hohensinner vom Adalbert Stifter-Institut Linz. Dem Organisator Professor Gerhard Rampl, Uni Innsbruck, gelang es, Experten ersten Ranges der deutschen Sprachwissenschaft aus zahlreichen europäischen Ländern zu einzigartigen Vorträgen nach Tirol zu holen. Die Themen der Referate waren breit gestreut: Namen der Weine, „Schreibfehler“ des Bundesamts für Eich-und Vermessungswesen bis hin zur Bezeichnung von Neubaugebieten (Straßenbezeichnungen) mit Karl Hohensinner oder Hofnamenbildungsmuster im Villgratental (Osttirol).

Sonnenhang: Name als Kaufanreiz

Karl Hohensinner: Seit den 1930er-Jahren entstanden in Oberösterreich viele Neubaugebiete. Bei Grundstückaufschließungen wird heutzutage der Name bereits als Kaufanreiz gesehen und entsprechend festgelegt: Sonnenhang ist die meist bezeichnete Ortsbenennung/Siedlungsbezeichnung in Oberösterreich in den vergangenen Jahrzehnten (St. Thomas/Blasenstein, Katsdorf, Luftenberg, Mauthausen usw.). Auch Blick wird derzeit gerne verwendet, (Marktblick, Burgblick, Schlossblick).
Als Gruppen der Benennungen von Siedlungsgebieten lassen sich feststellen: Benennung nach historischen Persönlichkeiten, nach Vulgo-Namen von Landwirten (Linz-Bindermichl nach Michael Traunfellner, genannt Binder Michl) nach Familiennamen ehemaliger Besitzer, nach Heiligen, sogar einen Tarnnamen gibt es

Erika - NS Tarn-Name

Die Erika-Siedlung/Erikastraße in Grein hat nicht direkt mit einer Blume zu tun. Karl Hohensinner: „Aus dem Werk Erika, NS-Rüstungsbetrieb auf Schloss Greinburg mit Arbeitslager wird später das Erikalager, dann die Erikasiedlung, heute die Erikastaße. Rüstungswerke hatte Tarn-Namen, meist eine Gesteinsbezeichnung oder Pflanze. Im Strudengau kommt Erika auf den Abhängen zur Donau am Eingang der Stillensteinklamm vor.

Blumen, weil pragmatisch

- was für die Bürgermeister

Pragmatisch ging man vor rund drei Jahrzehnten in Mauthausen vor. Zwei Gemeinderäte wurden beauftragt, Namen für größere Siedlungsgebiete zu suchen: Sie wählten Blumennamen, Sträucher und Bäume (Tulpen, Rosen, Veilchen, Sonnenblumen, Birken Flieder usw). An ehemalige Bürgermeister wird erinnert: Heindlkai, Josef-Jahn-Hof, Josef Czerwenka-Straße, Poschacherstraße usw. Die Straße zum ehemaligen Konzentrationslager nennt man Erinnerungsstraße. An Richard Bernaschek, Politiker, Widerstandskämpfer und Schutzbundführer, der 1945 im ehemaligen KZ Mauthausen ermordet wurde, erinnert in Mauthausen die Bernaschek-Siedlung und die Bernaschek-Straße.

Nachholbedarf
& Wunsch-Hausnummern
Nachholbedarf hat die Gemeinde Pabneukirchen mit ihren Straßenbezeichnungen. Eine Ewigkeit wurden die Hausnummern im Markt nach Bauanzeige vergeben. Oder man wünschte sich einfach eine Hausnummer. So kam es, dass einer Familie die Nummern Markt 60, 70, 80. 90 100 zuzurechnen sind. Die Marxersiedlung in der Gemeinde Pabneukirchen existiert in den Kartenwerken nicht. Der Namengebende mittelalterliche Einzelhof Marxer trägt die Postadresse Oberpabneukirchen, während die Häuser der Siedlung Markt-Nummern des Zentrums tragen. Der geschlossene Ortskern von Pabneukirchen trägt großteils die Adresse Markt. Lediglich eine einzige Straßenbezeichnung existiert im Ortskern, die Klingerstraße. Hier wohnen die Nachkommen von Johann Klinger, der vor über 120 Jahren die Ortswasserleitung errichtete.

Tagungsteilnehmer und Themen:
Joanna Szczepańska, Christian Zschieschang: Niedersorbische Namen online
Uršula Krevs Birk: Mehrsprachige Ortsnamen des Sprachenpaares Deutsch-Slowenisch im historischen und aktuellen Diskurs
Marietta Calderón Tichy: Mehrsprachigkeiten und Sprachökonomie anhand von Verkehrsflächennamengebrauch in Jerusalem
Mirjam Kilchmann: Die Varianz von mündlichen Ortsnamenformen am Beispiel der wil-Namen
Erika Kegyes: Samuel Klein und seine volksetymologische bzw. namenkundliche Spracharbeit zur Erhaltung der Buleener Sprache
Daniel Kroiß: Humanistennamen im 17. Jahrhundert. Zur Latinisierung von Familiennamen in den sozinianischen Briefwechseln
Michael Reichelt: Wenn das Löwenmaul das Hündchen trifft –zum interkulturellen Vergleich umgangssprachlicher Pflanzenbezeichnungen
Wojciech Włoskowicz: Allgemeine Theorie des toponymischen Sprachgebrauchs
Martina Heer: Petter Wenger der Muͤller – Petter Muͤller genannt Wenger. Personennamen und Benennungsformen in Urbaren der Frühen Neuzeit aus dem Kanton Bern
Milan HarvalíkIveta Valentová: Entwicklungstendenzen der zeitgenössischen inoffiziellen Anthroponymie und ihre Erforschung in Tschechien und in der Slowakei
Jana Valdrová: Geschlechtsneutrale Personennamen: androgyne „Eindringlinge“ im Namensystem?
Barbara Aehnlich: Flurnamen –gebraucht und vergessen?
Luise Kempf: Der Familiennamenatlas der Deutschschweiz mit Ausblicken auf die romanischen Landessprachen-Konzeption, Strategien
Michael Prinz: Vorstellung Familiennamenprojekt
Albrecht Greule: Aspekte der Namenlenkung
Anikó Szilágyi-Kósa: Namen in der Welt der Weine
Wolfgang Janka: Personennamentypen in (früh)mittelalterlichen Ortsnamen im östlichen Bayern
Wolf Armin von Reitzenstein: Personenbeinamen als Bestandteile von Mühlennamen
Karl Hohnensinner: Gebrauch von Personennamen bei neubenannten Toponymen in Oberösterreich
Hubert Bergmann: Berglet und Talet: Über ein Hofnamenbildungsmuster im Villgratental (Osttirol)
Harald Bichlmeier: Zur Übernahme von bayernslawischen Orts-und Gewässernamen mit ‚Jat‘ (*-ě-) ins Alt-und Mittelhochdeutsche
Judith Jambor: „Schreibfehler“ in der AMAP Austria des Bundesamts für Eich-und Vermessungswesen –Ursache für oder Resultat von Veränderungsprozessen in der Oronymie?

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