Bis zum Kriegsende im Widerstand

In Uniform der deutschen Gendarmerie: Alois Scheiber, Gendarmerie-Postenkommandant von Mittersill von 1943 bis Anfang 1946. | Foto: privat
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  • In Uniform der deutschen Gendarmerie: Alois Scheiber, Gendarmerie-Postenkommandant von Mittersill von 1943 bis Anfang 1946.
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Alois Scheiber, ein gebürtiger Tiroler lebte den Widerstand - mutig und mit jeder Faser seines Herzens. Es grenzt an ein Wunder, dass dieser Mann den Zweiten Weltkrieg überlebte.
Begonnen hatte Scheibers Widerstand gegen das NS-Regime 1938 in Scharnitz, Tirol. Als dortiger Postenkommandant sieht er die Brutalität gegen Aufmüpfige und warnt jene, die verhaftet werden sollen. Der “Geheimen Staatspolizei” bleibt sein Treiben nicht verborgen. Er wird festgenommen und kommt wegen “staatsfeindlicher Betätigung” in das Konzentrationslager Dachau. Dort werden ihm die Hände auf den Rücken gebunden und er daran aufgehängt. Man zieht ihn an den Füßen die Steintreppen hinab, sein Kopf schlägt dabei auf jeder Stufe auf. Schließlich wird er zum Tode verurteilt. - Und dann völlig überraschend im November 1938 aus Dachau entlassen. Der Grund: Scheiber hatte als Bergführer bis 1930 insgesamt 70 Menschen aus der Bergnot gerettet. Auch einen Deutschen, dessen Bruder nun ein höherer SS-Mann geworden war. Der las das Todesurteil und bewirkte bei Reichsführer Heinrich Himmler dessen Aufhebung. Mit seiner Familie kommt er 1942 nach Mittersill.
Im Frühling 1945 bricht das Dritte Reich zusammen. Einheiten der Waffen-SS rüsten zum Endkampf. Sie wollen auch im Salzburger Oberpinzgau noch wichtige Verkehrsverbindungen in die Luft sprengen. Dem Tiroler Scheiber, zu dieser Zeit Postenkommandant in Mittersill, gelingt es, die Sprengsätze etwa bei der Hohen Brücke der Pass Thurnstraße zu entfernen. Dies mithilfe seiner Widerstandsgruppe, die er von Krimml bis Niedernsill und Kaprun über Monate aufgebaut hat. Sie beseitigt unter höchster Lebensgefahr Panzerabwehrwaffen und Dynamit. Sie lässt Namenslisten von Personen verschwinden, die auf der Abschussliste der NSDAP stehen. Denn Kriegsfanatiker wollen bis zuletzt kämpfen, und jeder Volksgenosse soll mitziehen. Ins Gebirge drängen immer mehr Flüchtlinge, vor allem SS-Angehörige. In dieser geladenen Stimmung zählt ein Menschenleben wenig. Trotzdem warnt Scheibers geheime Gruppe “Parteifeinde” und verhindert Verhaftungen. Scheiber selbst ist den Nazis seit seinem Antritt als Mittersiller Postenkommandant 1943 ein Dorn im Auge. Dieser Mann schnüffelt zuviel in ihre Angelegenheiten, gefährdet das System. Man setzt ihn unter Druck, versucht ihn loszuwerden, droht ihm mit der Waffe. Allein, Scheiber argumentiert ruhig und stets im Sinne seiner Verantwortung für die Bewohner. Bürgermeister Rupert Steger stärkt ihm dabei den Rücken. So übersteht er den Krieg und geht den eintreffenden Amerikanern versöhnlich entgegen. Scheiber findet es unglaublich, wie schnell alle Wehrmachtsuniformen verschwunden sind und sich so manch’ scharfer Nazi jetzt als harmloser Bürger outet. Couragiert verhindert er Übergriffe und Schikanen, die vereinzelt von der “US-Büffeldivision” auf Bewohner ausgehen. Daraufhin wird er nun auch von einigen US-Soldaten bedroht. “Je näher das Kriegsende herankam, desto gefährlicher wurde die Lage. Es standen sich zwei Gruppen - Kriegshetzer und Kriegsgegner - gegenüber”, so ein Zitat von Alois Scheiber.
Nach dem Krieg kehrt er nach Tirol zurück, wo er Bezirksgendarmeriekommandant von Reutte wird. Er wird mit dem “Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs” ausgezeichnet und stirbt 1988 im Alter von 89 Jahren in Reutte.

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