Episoden aus meinem Leben - Ahnenforschung

Episoden aus meinem Leben

6. Splitter - Ich bitte um einen passenden aussagekräftigen Titel

Es ist möglich, mit diesem Link die früheren Splitter nachzulesen.

Ich bin interessiert an meinen Vorfahren seit ich mit neunundzwanzig Jahren nach der Geburt meiner Tochter Gabriela eine Kartei zur Zurückverfolgung ihres Stammbaum angelegt habe. Ich halte es für eine interessante und sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Aber diese Aktivität erlischt bei mir zusammen mit dem größeren Engagement für die Firma.

Jetzt mit fünfundsechzig Jahren - ich bin in Pension - mangelt es mir nicht mehr an Zeit, mich wieder diesem Thema zu widmen. Mittlerweile ist mir auch bewusst, dass so etwas Ahnenforschung heißt und jetzt - 36 Jahre später - mehr Hilfsmittel dafür zur Verfügung stehen.

Ich nütze also einen meiner Verwandtenbesuche in Innsbruck für eine Stippvisite im Tiroler Landesarchiv, wo die Matriken aus den katholischen Pfarren zusammengetragen und auf Mikrofilmen gespeichert sind. Die von Absam, Rum und Thaur sind Fundgruben zum Entdecken der Altvordern meines Vaters.

Von den Ahnen meiner Mutter, die evangelisch A.B. geboren, später jedoch zum Katholizismus konvertiert ist, finde ich nichts, aber schon gar nichts. Auf meine diesbezügliche Frage an einen der Archivare erfahre ich, dass die Unterlagen der protestantischen - wie man hier im katholischen Tirol gerne sagt - Mitbürger nur im Landes-Archiv der evangelischen Kirche vorliegen. Außerdem träfe das nur zurück bis 1876 zu, wie er gleich hinzufügt. Ich muss heim nach Wien und verzichte daher, dort mein Glück zu versuchen. Da meine Mutter 1905 geboren ist, finde ich es ziemlich aussichtslos, etwas über meinen Großvater zu entdecken. Und die Großmutter ist ohnehin in Österreich-Ungarn geboren, nämlich in Neuhaus am Klausenbach oder zwischen 1898 und 1920 in Vasdobra, wie es heißt, wenn es zu Ungarn gehört. Für Abwechslung zwischen Österreich und Ungarn ist gesorgt.

Geplagt von Neugier schließe ich mich verschiedenen genealogischen Websites an. Prompt entdecke ich Entsprechungen zu meinen Recherchen über den väterlichen Stammbaum. Das lässt mein Herz höher schlagen. Es veranlasst mich auch, gezielt nach meinen mütterlichen Großeltern, von denen ich nicht viel mehr als ihre Namen weiß, zu forschen. Ja, vom Großvater habe ich auch ein Foto.

Ich gehe also meiner neuen Lieblingsbeschäftigung nach. Glücklich, weil ungestört durch Hinweise, Ratschläge oder gar Ermahnungen von anderen, sitze ich vor meinem Mac.

"Wow!" Ein halblautes "Wow!" entschlüpft meinen Lippen. Ich habe einen Gottfried Johann Wenzel Berger, verheiratet mit einer Maria Uitz gefunden. Und die haben Eltern. Bei Maria ist es zwar nur die Mutter Julianne und damit Ende der Fahnenstange. Beim Gottfried allerdings erfahre ich doch einiges mehr: er ist 1871 in Kleczuwka, Mähren geboren. Seine Eltern sind der Müllermeister František Berger und Aloisia Kaplová. Sein Sohn Gottfried ist 1894 im Haus seiner Mutter in Neuhaus geboren, seine Tochter, meine Mutter Ernestine 1905 bereits in Innsbruck.

Ab da läuft es dann wie geschmiert, geölt und eingeseift, vor allem auf der männlichen Linie. Offensichtlich waren Frauen damals noch ('schon' wäre vielleicht treffender) weniger wichtig als Männer, obwohl sie alle das gendergerechte "ová" an ihren Familiennamen angehängt bekamen wie zu jener Zeit die deutschsprachigen Weiblichkeiten das "in".

Verhältnismäßig rasch dringe ich vor bis zu Jakob Berger, geboren 1665. Jetzt aber begegne ich einem anderen Phänomen. Sein 1634 geborener Vater Adam heißt jetzt nicht mehr nur Berger, sondern Berger z Bergu. Ehrlich gestanden verwirrt mich das im ersten Moment, bis mir die Erleuchtung kommt: das "z" bedeutet "von" und weist hin auf ein adeliges Geschlecht. Schwillt mir die Brust oder ist das nur eine unbewusste Einbildung, die sich irgendwie Luft verschafft? Gleich relativiert sich dieses Gefühl wieder. Was heißt es, dass sein Sohn Jakob das "z Bergu" nicht mehr trägt oder tragen darf. Warum wurde ihm der Adelsstand aberkannt?

Nachforschungen im Internet ergeben, dass es eine Folge der Machtkämpfe während des Dreißigjährigen Krieges von 1618 bis 1648 war. Nachdem das für mich jetzt relativ schmerzlos geklärt ist, schwelge ich wieder im gerade eben entdeckten Hochgefühl. Wieso an nachher denken, wenn doch vorher der Ruhm und die Glorie liegen?

Es geht Schlag auf Schlag: Georg dann Hans, geboren 1594 in Prag, anschließend noch einmal Georg, geboren wo? In Kroatien! Sein Vater Stefan heißt jetzt auch anders: Vrchovsky z Vrchoviny wie sein Vater Hieronimus, geboren 1470 im kroatischen Perusic. Hier endet meine Berger'sche Forschung und ich lehne mich - hoch befriedigt - zurück, denn auch das Wappen derer von Bergu habe ich entdeckt, in dem als Herzstück jenes der Vrchovinys, der Arm mit dem Säbel, prangt.

Es ist mir ein Ansporn, weiter zu forschen, weiter zu bohren, weiter zu tüfteln. Das mache ich mit einiger Akribie und vor allem mit großem Vergnügen.

Egon
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Leserinnen und Leser,

hier schildere ich - wahllos - Situationen und Episoden aus meinem Leben, die mir persönlich wichtig erscheinen und die für Euch - hoffentlich - unterhaltsam sind.

Ich plane, wöchentlich einen sogenannten "Splitter" hinzuzufügen, soferne ich nicht absolut verhindert bin.

Ich freue mich, wenn Du für jeden dieser Splitter einen Titel gemäß Deinen individuellen Vorstellungen oder einen anderen Kommentar schickst an: egon.biechl@chello.at

Künftig werde ich zwar die vorgeschlagenen Titel ungefragt veröffentlichen, nicht jedoch die Namen dazu oder erhaltene Kommentare, ohne dazu - unter welchem Namen - authorisiert worden zu sein, was derzeit auch für die Vergangenheit gilt.

Ich widme diese Kurzgeschichten-Serie allen,
die mir in irgendeiner Form verbunden sind:
meiner Tochter und meinen Stiefsöhnen,
meiner Frau und ihrer Familie,
meinen verstorbenen Eltern,
meiner erweiterten Verwandtschaft,
allen Freundinnen und Freunden,
ehemaligen Mitbrüdern,
Ex-Kolleginnen und -Kollegen.

Da ich nichts zu verbergen habe, könnt Ihr auch Eure Freunde dazu einladen.

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