15. Bezirk: Kulturstreit um das Grätzelfest

- Der Rapper Kid Pex übt an dem "Ikea-Grätzelfest" scharfe Kritik: "Das war aggressives Branding, kein Kultur-Event."
- hochgeladen von Christian Bunke
"Hallo sagen" wollte der Möbelkonzern Ikea mit einem Grätzelfest. Kritik kommt aus der lokalen Kulturszene.
RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Kid Pex ist aus der heimischen Hip-Hop-Szene schon lange nicht mehr wegzudenken. Ein Blatt nimmt er sich nicht vor den Mund. Und derzeit hat er mächtig Wut im Bauch. Der Grund dafür ist ein von der Werbeagentur "Friendship.is" organisiertes Straßenfest in Rudolfsheim-Fünfhaus.
Dabei hatte alles so lieb angefangen: Die Agentur schrieb Kid Pex eine Einladungsmail. "Nur fänden wir es so wunderschön, wenn du Lust auf ein Konzert bei uns hättest", ist darin zu lesen. Bei dem geplanten Fest gehe es darum, "die Potenziale des 15. Bezirks" aufzuzeigen und "ungenutzte Potenziale weiterzuentwickeln". Es handle sich um ein "Aktivierungsprogramm zur Grätzel-Verschönerung". Schließlich steht da noch der Nebensatz: "Kooperationspartner des Ganzen wird Ikea sein."
Kid Pex sagte jedenfalls zu. Ein Termin und eine Gage wurden vereinbart. Doch dann hing der Termin in der Luft. "Plötzlich hieß es, der Termin sei nicht mehr sicher", sagt Kid Pex. "Ein neuer Veranstalter sei dazugekommen. Gleichzeitig sagte man mir, ich solle den Termin weiter reserviert halten. Einen Monat lang hat sich niemand bei mir gemeldet." Auch als das endgültige Line-up des Festes verkündet wurde, gab man Kid Pex nicht Bescheid. Auch das sei eine Frechheit, sagt er: "Normalerweise gibt man einem Künstler zwei Wochen vorher Bescheid, ob er auftreten wird oder nicht."
Von Politik und Kommerz
Es sei nicht das erste Mal, dass er überraschend ausgeladen worden sei: "Seitdem ich mich vermehrt politisch äußere, wenden sich Teile der Szene von mir ab und ich bekomme Absagen." Die Agentur "Friendship.is" bestreitet das. "Das politische Engagement von Kid Pex war zu keiner Zeit ein Thema", so ein Sprecher.
Heute ist Kid Pex gar nicht mehr so unglücklich darüber, nicht bei dem Fest aufgetreten zu sein. Der Grund dafür liegt in der Beteiligung des Ikea-Konzerns: "Ich hatte geglaubt, die sind höchstens mit einem Logo auf dem Flyer. Letztendlich war das aber eine Werbeveranstaltung für den Ikea-Konzern." Von einem "Ikea-Grätzelfest" sei in der Kommunikation mit der Agentur "Friendhip.is" nie die Rede gewesen. "Daran möchte ich mich nicht beteiligen", so Kid Pex. Bei "Friendship.is" versteht man das Problem nicht. Alle Künstler seien darüber informiert worden, dass Ikea der Kooperationspartner für das Fest sei.
Hier hakt Andi Sagmeister, seines Zeichens Musiker und ehrenamtlicher Kulturschaffender in Rudolfsheim-Fünfhaus, ein: "Normalerweise müssen Veranstalter von Grätzelfesten hart nach Geldgebern suchen. Von der Stadt Wien kommt nur wenig. Oft gibt es sehr detaillierte Sponsorenverträge mit lokalen Kleinunternehmern." Ein Sponsoring durch einen Großkonzern wie Ikea sei "sehr ungewöhnlich". Außerdem habe es sich beim Ikea-Fest nicht um ein Sponsoring im eigentlichen Sinne gehandelt. "Hier hat sich Ikea ein eigenes Fest als Werbemaßnahme organisiert."






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