Pfusch und Leberkas
Weana:Töne Doppelkonzert am 19.1.2013 in der ((szene)) Wien
Mario "Ich mache dir ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst..." Rossori, seit Jahren als Pop-Pate in der Musiklandschaft Österreich umtriebig, lädt zum Doppelkonzert zweier Bands aus Wien, die trotz offensichtlicher Gemeinsamkeiten unterschiedlicher gar nicht wirken könnten.
Nach kurzer Begrüßung und Einleitung durch den Paten himself betritt das Triomobü-Quartett die Simmeringer Bühnenbretter und man hört den Jungs bei der Präsentation ihres Debütalbums „Kryptonit mit Leberkäse“ die langjährige Erfahrung sofort an.
Hier wird Rockmusik geboten, die es versteht, ihre Empfänger mit cleveren Arrangements, solider Technik und guten Texten zu begeistern. Mit „Unschuldsvermutung“ ist das Quartett auch thematisch up-to-date, immerhin wurde „Unschuldsvermuteter“ hierzulande ja zum Unwort des Jahres 2012 gekürt. Man könnte der Gruppe jetzt unterstellen, dass es in diesem Lied um Politiker geht, die „zu schön“ sind um schuldig zu sein - aber ich will fair bleiben und verweise in diesem Punkt ebenfalls auf die Unschuldsvermutung.
Ein wenig schmalzig geht es paradoxerweise bei „Nur ka Schmoiz ned“ zu. Der Text von H.C. Artmann in musikalischem Geschmeide geht unter die Haut: „reiss ausse dei Herz, dei bluadigs und haus owe über a Bruckng'lander“. So schön wie hier im Dialekt formuliert wird, so schiach wird es bei einer weiteren Artmann-Vertonung des Abends. „Ringlgschbüübsitza“ ist für mich als Fan grimmiger Moritaten das Highlight der Triomobü Show. Die Geschichte des Schaustellers, der „scho sieben Weiber daschlogn“ hat und sich des Nachts „vor de doden Weiber fiacht“ wurde auch schon von Helmut Qualtinger bitterböse interpretiert. Triomobü haben in ihrer Bearbeitung aber auf ¾ Takt und Akkordeon verzichtet und den Text in ein schräges, herrlich dissonantes Rockriff gepackt. Gegen Ende des Songs lässt Sänger Peter Dürr dann noch einen Schrei los, der klingt als käme er direkt aus dem anonymen Massengrab unter dem Schlafzimmerboden.
Bitterböse geht es auch bei der zweiten Band des Abends zu. Rotzpipn entern die Bühne und besingen sich erst einmal selbst mit einem punk-country-eskem Lied als Austropop-Huren. Was die Themen der Songs betrifft, spannt sich der Bogen vom Leben im Gemeindebau über die Prominenz und Politik bis zum Beamtentum. Sehr Österreichisch also das Konzert.
Das die selbsternannte „besteste Band der Hasenleitensiedlung“ hier mal mehr, mal weniger subtile Milieusatire betreibt wird zwischendurch klar, wenn zum Beispiel einer der Protagonisten kurz aus seiner Proletenrolle fällt und etwas unpassend intelligentes (etwa zur bevorstehenden Wehrpflicht-Volksbefragung) sagt - nobody is perfect.
Obwohl die Herren mit den seltsamen Künstlernamen den großen Rock'N'Roll Pathos zelebrieren bewegen sie sich musikalisch eher im Bereich Punkrock mit kleinen Wechselbass-Ausflügen in den Musikantenstadl. Beim „Bezirksvorsteher“ gibt es statt eines Solos eine Ansprache an die „Parteigenossen und -innen“. Bei „Frühstück fia Wödmaster“ wird im Refrain von 4/4 auf 6/8 Takt gewechselt, was den Pogo-Tänzern vor der Bühne sichtlich Koordinationsprobleme bereitet. Der Sänger kann seine spitzbübische Freude darüber kaum verbergen.
Die große Stärke der 'Pipn ist die Unterhaltung. Zwischen blöden Witzen, Sprühschlangen-Attacken auf den Gitarristen (er hatte wohl Geburtstag), Mini-Moshpit und obligatem Sing-Along zum Finale hält die Band ihr Publikum durchgehend bei Laune.
Für die Zugabe gründen die Musiker der beiden Bands dann noch eine „Simmeringer Rock Supergroup“, tauft sich Rotzmobütriopipn und gibt nach drei Liedern ihre Auflösung in Wohlgefallen bekannt.
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