Tierfeind: Dieb stiehlt Samtpfoten Fressen
Drei alte, freilaufende Katzen werden am Rande der Wohnhausanlage Kaiserebersdorfer Straße 86–90 von Tierliebhabern aus dem Haus versorgt.
Zweimal täglich bekommen sie Fressen, die Schüsselchen und der Fressplatz im Freien werden peinlich sauber gehalten. Allerdings: Der Fressnapf wird seit genau 11. März 2011 auch gleich wieder von einem Langfinger entsorgt. Und zwar bevor die Tiere gefressen haben.
Die Tierschützerinnen im Haus, allen voran Renate Klima, die sich auch beim Tierschutzverein Mödling ehrenamtlich engagiert, sind verzweifelt. „Es war in den letzten zwölf Jahren nie ein Thema, dass freilaufende Katzen in der Anlage – oder besser am Rande, nämlich außerhalb der Garagen, direkt neben dem Gehsteig der Kaiserebersdorfer Straße – von Hausbewohnern versorgt werden dürfen.“ Es habe früher sogar Junge in den Garagen gegeben, die sämtlich auf Kosten der Tierfreunde versorgt, danach eingefangen und an gute Plätze vergeben wurden. „Heute sind nur noch drei alte Katzen übrig. Wir können sie doch nicht im Stich lassen!“
Füttern ja, aber wie?
Dazu der Hausverwalter, die Sozialbau AG: „In der Hausordnung ist das Füttern in der Anlage an sich nicht gestattet. Es gab aber Gespräche mit den Tierschützern, dass bis Ende Oktober 2011 das Füttern im Sinne der Versorgung der Tiere erlaubt wurde.“ Dies, um die freilaufenden Katzen in der Folge einfangen und an einen guten Platz bringen zu können. „Das ist bei diesen Katzen grundsätzlich schwierig“, so Frau Klima, „denn sie sind ein Leben im Freien gewohnt und sehr scheu.“ Es gäbe aber die Möglichkeit, am Futterplatz direkt Lebendfallen aufzustellen. „Doch wenn man den Katzen seit Monaten täglich das Fressen stiehlt, lassen sie sich natürlich auch nicht einfangen!“ Abgesehen von der Mühe und den privaten Kosten, die dafür seit Jahren aufgewendet werden, sei es einfach unverantwortlich und gegen jeden Tierschutzgedanken, hilflosen Tieren den Fressnapf zu stehlen.
Dazu der Simmeringer Gemeinderat Harald Troch: „Tierschutz ist wichtig. Und der respektvolle Umgang der Menschen miteinander, besonders in einer Anlage wie dieser, in der an die 500 Menschen zusammenwohnen und miteinander auskommen müssen.“ Konsens sei ebenso wichtig wie die Einhaltung der Hausordnung. Sollte diese ein Fütterungsverbot vorsehen, müssten sich alle daran halten. „Anders im öffentlichen Raum“, so Troch. Allerdings: Wo hört die Wohnhausanlage auf und wo beginnt der öffentliche Raum, in dem Tierschutz noch möglich ist?
Keine Ungeziefergefahr
„Ratten oder Marder sind nur eine Ausrede“, so Renate Klima. „Es gab in all den Jahren nie ein Problem damit.“ Auf Reinlichkeit werde extrem geachtet. „Es waren früher 30 bis 40 Katzen. Heute sind ja nur noch drei übrig. Sollen die jetzt verhungern?“ Sie sieht die Aktion mit dem Futterstehlen ganz pragmatisch – und traurig: „Vielleicht denken die Menschen, dass sich dadurch das Problem ganz von selber löst.“ Ohne, dass man zuvor einen respektvollen Konsens, ein Miteinander gesucht habe. Und natürlich auf dem Rücken jener, die sich nicht wehren können.
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