Haidestraße
Zu Besuch beim Fiakerbaron
Die bz hat Wolfgang Fasching, Fiakerbaron und Ur-Simmeringer, auf seinem Hof an der Haidestraße besucht.
SIMMERING. Die Diskussion um die Fiaker in der Innenstadt ist derzeit in aller Munde. Simmerings Fiakerbaron Wolfgang Fasching verkörpert den Beruf wie kein anderer. Auf seinem Hof in der Haidestraße leben 16 Pferde.
"Vor 22 Jahren habe ich mit dem Fahren begonnen", so Fasching. "Ich habe ein Inserat in der Zeitung gelesen und dachte, ich probiere es aus". Heute ist Fasching einer der bekanntesten Fiaker-Unternehmer der Stadt. Bereut hat er seine Berufsentscheidung nie, auch wenn es damals leichter war. "Es gab noch nicht so viele Auflagen, seit 2015 hat sich da einiges geändert", so der sechsfache Familienvater und SPÖ-Bezirksrat. "Teilweise sind sie irrwitzig".
Ein Beispiel ist die Regelung, dass die Fahrer erst um 10 Uhr losfahren dürfen. "Bei dieser Hitze wäre es doch besser, wenn wir früher starten könnten", kritisiert Fasching. Die neueste Auflage betrifft die Temperaturen: Ab 35 Grad bekommen die Fiaker hitzefrei. "Die Pferde halten solche Temperaturen locker aus, sie sind Steppentiere, werden auch in der Wüste geritten", so Fasching. Er sorgt sich eher um das Personal: "Zwei Kollegen sind schon an einem Hitzeschlag verstorben".
15 Tage im Einsatz
Ein Lokalaugenschein auf seinem Hof zeigt: Die Tiere tummeln sich auf einer riesigen Koppel, für Unterschlupf, Wasser und Futter ist gesorgt. Laut der Tierhaltungsverordnung müssen die Böden rutschfest sein, Boxentrennwände müssen Blickkontakt mit Artgenossen ermöglichen. Anbindehaltung ist verboten, mehrmals wöchentlich müssen die Tiere Bewegungsfreiheit haben. Tageslicht ist ein Muss. Was die Verwendung als Last- oder Zugtiere betrifft, stehen ihnen zwei freie Tage pro Woche zu. Alles Genannte trifft auf die Pferde von Wolfgang Fasching zu.
Die Standplätze in der Innenstadt werden regelmäßig mit dem Schlauch abgekühlt und sind schattig, versichert der Simmeringer. 15 Tage im Monat sind seine Pferde im Einsatz. Mit Tierschützern ist Fasching häufig in Konflikt. "Ich ärgere mich, dass sie meine Argumente nicht hören wollen", sagt er. "Und über die Unkenntnis mancher". Auf seinen Hof eingeladen hat er sie schon oft – eine Antwort bekam er nie.
Pferde sind Arbeitstiere, stellt Fasching klar. "In freier Wildbahn legen sie bis zu 70 Kilometer täglich zurück". Ein weiterer wiederkehrender Vorwurf sind die Kosten, die durch die Fiaker entstehen. "Das sind nur 10-20 Prozent des Budgets der Inneren Stadt. Der Werbewert hingegen ist unbezahlbar", sagt er. Aber es gibt auch positives Feedback. "Touristen erzählen mir manchmal, wie gesund unsere Pferde aussehen". Und in einem Punkt ist er sich sicher: "Die Mehrheit der Wiener steht auf die Fiaker".
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