Gratis-Tests
"Ganze Aktion ist ein totales Chaos"
Frust bei Apothekern ist groß, die Kammer winkt jedoch ab: Unter den gegebenen Umständen habe es "gut geklappt".
STEINFELD. Seit 1. März geben die Apotheken Gratis-Antigentests ab. Pro Monat und Person werden fünf Antigentests zur Verfügung gestellt, Ziel ist die Eigenkontrolle bei der Bevölkerung zu unterstützen.
"Schlecht organisiert"
Was in der Theorie schön klingt, gestaltet sich vor allem für die Apotheker als große Herausforderung, wie die Oberwaltersdorfer Apothekerin Johanna Pollak betont. "Wir haben bereits nach drei Tagen alle vorrätigen Antigentests ausgegeben - das waren insgesamt 2.000 Stück", sagt sie. "Dabei haben wir die Tests zur breiteren Streuung vorerst nur pro Haushalt ausgegeben und nicht, wie geplant, pro Person." Wann Nachschub zu erwarten sei, könne Pollak nicht sagen, man habe den Bedarf bei der Apothekerkammer bereits vermerkt, weitere Informationen seien auch der Kammer nicht bekannt. "Die ganze Aktion ist ein totales Chaos und schlecht organisiert", sagt die Pharmazeutin. "Wer auch immer da sitzt und dafür zuständig ist, der hat keine Ahnung von der Sache."
Fehlende Information
Das Problem seien die fehlenden Informationen an die Apotheker, wie Termine und Menge des Nachschubs. "Außerdem kann ich nicht bei jedem kontrollieren wie viele Tests bereits bezogen worden sind", so Pollak. "Die Person kann dann theoretisch öfter in die Apotheke kommen und Gratis-Tests holen." Gerade in größeren Städten sei das durchaus ein Problem. Bereits bei den Grippe-Impfungen und Masken-Ausgaben sei alles nach dem "Holter-die-Polter"-Prinzip abgelaufen. "Man kann solche Aktionen doch nicht einfach ankündigen und dann nicht durchplanen", so Pollak. "Wenn ich meinen Betrieb so führen würde, dann würde der vor die Hunde gehen."
Apothekerkammer gelassen
Für die Apothekerkammer hingegen gibt es nur lobende Worte: "Ich muss unserer Kammer einen roten Teppich ausrollen, die tut wirklich was sie kann. Aber auch die Kammer bekommt immer nur einseitig die Infos nach dem Prinzip 'friss oder stirb'!" Bei der Niederösterreichischen Apothekerkammer sieht man die Dinge allerdings entspannter. "Man muss die Kirche schon im Dorf lassen", sagt Peter Gonda, Präsident der Niederösterreichischen Apothekerkammer. "Der wichtigste Faktor ist hier die Zeit und die fehlt einfach." Wäre mehr Zeit gewesen, hätte man natürlich alles perfekt organisieren können. "Aber unter den gegebenen Umständen muss man schon sagen, dass die Aktion nicht so schlecht funktioniert hat", so der Präsident. Dass man nicht so schnell so viele Tests auftreiben konnte, sei klar gewesen. Außerdem: "Selbst wenn man jeder Apotheke einen Monatsbedarf an Antigentests zur Verfügung stellen könnte, was glauben Sie wo die gelagert werden sollen? Da fehlt ja der Platz!" Was den Zeitpunkt betrifft, wüssten auch die Lieferanten einfach nicht, wann mehr geliefert würde. "Man kann nichts ankündigen, von dem man nicht weiß, wann es passiert!", so Gonda.
Kommunikation: "Nicht einseitig"
Auch dass die Kommunikation zwischen Bundesregierung und Apothekerkammer einseitig verliefe, will Gonda so nicht stehen lassen. "Es überlegen sich hier Experten notwendige Maßnahmen, die dann kommuniziert werden - es ist fraglich ob wir da unbedingt mitdiskutieren müssen. Was unser Fachgebiet, die Distribution, betrifft, denke ich schon, dass auf uns gehört wird."
Umfrage der Woche
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