Brutale Methoden bei Wollproduktion
Kampf gegen Leid bei süßen Lämmern
Martin Aschauer konzipierte die Kampagne von Vier Pfoten, die über blutige Praktiken bei Merinolämmern aufklärt.
TATTENDORF.
„Ich dachte ich kenn mich aus, Mulesing ist eine Grausamkeit, über die kaum jemand Bescheid weiß. Da lächelt ein Schaf von den Socken und man denkt man kauft etwas Gutes“,
meint Martin Aschauer, Gemeinderat in Tattendorf und Senior Media Campaigner bei Vier Pfoten.
Er leitet eine weltweite Kampagne gegen Mulesing bei Merino-Schafen. Diese Kampagne steht unter dem Titel „Just don’t do it“ und ist für Sportler konzipiert, um aufzuklären, wie hochwertige Merinowolle produziert wird. Er berichtet von seiner Arbeit:
"Als Mediencampaigner sage ich, wir brauchen einen Report, einen positiven Ansatz. Ich konzipiere die Spots und erstelle einen Medienplan wie und wann die Spots geschaltet werden."
Sportler engagieren sich
Sabrina Kohlert, ist Leichtathletin und Studentin aus Niederösterreich und konnte bereits mehrere Landesmeistertitel im Speerwurf gewinnen und Top Platzierungen im Speer und Diskuswurf erzielen. Auch sie engagiert sich:
"Sport und Tiere waren schon immer einer der wichtigsten Bestandteile meines Lebens. Ich musste vor 2 Jahren selbst eine schlimme Verletzung verkraften und ich bin immer noch nicht dort, wo ich gerne wäre. Wieso sollten also Lebewesen leiden nur damit wir funktionale Sportkleidung herstellen können, wenn es Alternativen gibt. Meiner Meinung nach ist dieses Thema viel zu wenig verbreitet, weshalb es jetzt an der Zeit ist darauf aufmerksam zu machen."
Für eine gesunde Zukunft
Aschauer über seine Motivation:
„Ich habe zwei Kinder, das hilft, das Richtige tun zu wollen. Tierschutz wird zu Existenzfrage unter dem Schlagwort 'One Health'."
Er ergänzt:
"Uns ist es wichtig, die Leute aufzuklären, wenn sie es wissen, kaufen sie es eh nicht, sie denken ja, sie kaufen etwas gutes und hochwertiges, das steht im Widerspruch zur Wirklichkeit. Die Kampagne spricht direkt Sportler an, denn deren Meinung ist für ein Unternehmen wie Nike wichtig."
Wolle in Sportbekleidung
Wolle wärmt und kühlt zugleich. Diese flexible Eigenschaft macht sich seit Jahren auch die Sportbekleidungsindustrie zunutze. Merinowolle findet sich in Yoga Pants genauso wie in Fahrradtrikots und Laufhosen. Vier Pfoten zieht nach Recherchen über die Verwendung von Merinowolle in Sportbekleidung ein eindeutiges Fazit: Jede der zehn größten globalen Sportmarken – gemessen nach Jahresumsatz – verwendet Merinowolle in ihrem Sortiment. Was viele Konsumenten nicht wissen, ist, dass mit sehr großer Wahrscheinlichkeit aus tierquälerischer Produktion stammt.
Beim Mulesing werden zwei bis zehn Wochen alten Lämmern mittels einer scharfen Schere große Stücke Haut ohne Betäubung herausgeschnitten. Für die Lämmer bedeutet das neben Angst und Stress vor allem große Schmerzen, die tagelang andauern können. Dabei gibt es dazu längst Alternativen, wie der Wechsel auf Schafzüchtungen, die weniger anfällig für Parasiten sind. Es gibt auch Zertifikate, die Wolle zu den tierhaltenden Betrieben zurückverfolgen, um tierquälerische Methoden auszuschließen. Australien ist weltweit das einzige Land, wo die Methode des Mulesing noch betrieben wird, liefert jedoch 80 Prozent der Merinowolle.
Im Jahr 2021 wandten sich mehr als 30 internationale Modemarken in einem offenen Brief an die australische Wollindustrie, um ein Ende der Verstümmelung von Lämmern zu fordern.
Vier Pfoten startete die Kampagne „Just don’t do it!“ gegen den Sportartikelriesen Nike. Die Sportmarke soll dazu bewegt werden, nicht rückverfolgte und damit potenzielle “Mulesing-Tierqualwolle“ aus ihrer Produktpalette zu streichen. Die Tierschutzorganisation fordert Unterstützer auf, sich direkt an Nike zu wenden, damit das Unternehmen aktiv wird: Nike soll dem Beispiel seiner größten Mitbewerber Puma und Adidas folgen; beide haben sich bereits öffentlich dazu verpflichtet, die grausame und veraltete Methode des Mulesing aus ihrer Lieferkette zu verbannen.
Aschauer:
„Nike ist schon viele Probleme angegangen, wir fragen uns, wieso jetzt nicht auch dieses. Sie werben damit, dass ihre Produkte entwickelt wurden Verletzungen zu reduzieren, aber Schafe werden schwer verletzt. Auch Schafe in der Produktion sollten nicht verletzt werden.“
"In Niederösterreich gibt es zwar Merinoschafe, jedoch keine explizite Wollproduktion, damit sind die Schafe nicht auf Wolle hochgezüchtet, dieses Problem gibt es bei uns nicht",
sagt Bianca Huber vom NÖ Landeszuchtverband für Schafe.
Kampagnen Video: Warnung: die Bilder könnten verstören
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