Weigelsdorf: sicher zur Schule
Speziell ausgebildete Flüchtlinge sorgen in Weigelsdorf für die Sicherheit der Kinder am Schulweg.
WEIGELSDORF (mw). Musa und Hassan stehen mit Schutzweste und Kelle bei einem Fußgängerübergang an der Pottendorferstraße (B60) und halten den Verkehr an, wenn Schulkinder die Fahrbahn queren. Die beiden Flüchtlinge aus Tschetschenien sind Teil eines gelungenen Integrationsprojektes der Großgemeinde Ebreichsdorf. Bereits seit zwei Jahren versehen Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien in Unterwaltersdorf und Ebreichsdorf zur allgemeinen Zufriedenheit Sicherheitsdienste auf Schulwegen. Selbstverständlich haben die Schülerlotsen zuvor eine eingehende Schulung absolviert. Bürgermeister Wolfgang Kocevar: „Ich bedanke mich in diesem Zusammenhang bei unserer örtlichen Polizei, insbesondere Gruppeninspektor Andreas Worscha, der die Ausbildung der Schülerlotsen übernommen hat. Die Asylwerber haben diese Aufgabe mit Freude und Einsatz übernommen.“ An allen Schultagen radeln Hassan und Musa von ihrer Unterkunft zum Einsatzort, wo sie ab 7.20 Uhr für Sicherheit sorgen. Freundlich grüßen sich Schüler und Lotsen, und auch die motorisierten Verkehrsteilnehmer verhalten sich sehr diszipliniert.
Abenteuerliche Flucht
Tschetschenien ist eine autonome Republik des russischen Staatenbundes und wurde von zwei heftigen Kriegen heimgesucht. Auch wenn der zweite Krieg 2009 für beendet erklärt wurde - politische Minderheiten sind bis dato massiv an Leib und Leben gefährdet und der Willkür unterschiedlicher militärischer und polizeilicher Einheiten ausgesetzt. Hassan und Musa berichten von Übergriffen an Mitgliedern in ihrem Familienkreis und der Zerstörung von Hab und Gut. Musa erzählt von seinem getöteten Vater. Hassan zeigt ein Handyvideo, auf dem das Haus seines Bruders in die Luft gejagt wird. Vor einigen Monaten gelang den nunmehrigen Schülerlotsen samt ihren Frauen und je drei Kindern die Ausreise. Die abenteuerliche Reise per Zug, Taxi und privaten Mitfahrgelegenheiten führte beide Familien über Polen und Deutschland und endete in Traiskirchen. Nun leben sie gemeinsam mit anderen Familien in einer Asylunterkunft in Ebreichsdorf und wollen sich ehrenamtlich engagieren. Sie würden sich mehr Angebot an Deutschkursen wünschen.
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