Einmal kurz die Welt retten- das Interview
Die Uhr tickt

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Die Uhr tickt

Die Menschheit sieht sich mit einer der größten Herausforderungen konfrontiert: dem Klimawandel und den daraus resultierenden Auswirkungen. Ressourcenknappheit, zunehmende Naturkatastrophen, Müllberge, Hunger, Dürre und wiederkehrende Pandemien sind nur die schlimmsten davon und werden uns an unsere Grenzen bringen. Wie unsere Zukunft mal aussehen könnte, zeigen 24 AutorInnen in der neuen Krimi-Anthologie »Einmal kurz die Welt retten« von Herausgeberin Jennifer B. Wind. Die unterhaltsamen, teils überspitzten Kurzkrimis sollen zum Nachdenken anregen und vor allem Alternativen aufzeigen, die noch die mögliche Wende bringen könnten.
Mit Geschichten von Dieter Aurass, Raoul Biltgen, Katja Brandis, Veronika A. Grager, Anne Grießer, Petra K. Gungl, Reinhard Kleindl, Regine Kölpin, Beatrix Klamlovsky, Uwe Laub, Mari März, Günter Neuwirth, Regina Schleheck, Claudia Schmid, Ursula Schmid-Spreer, Ingrid Schmitz, Alex Thomas, Heidi Troi, Eva Maria Nielsen, Fenna Williams, Barbara Wimmer, Janet Zentel und Jennifer B. Wind.

Im März 2022 erscheint unter ihrer Herausgeberschaft das Buchprojekt »Einmal kurz die Welt retten« im Gmeiner-Verlag als überregionaler Spitzentitel. Darin finden sich 24 dramatische, sarkastische, skurrile und tiefsinnige Kurzgeschichten deutschsprachiger Topautorinnen und – autoren, die sich den drängendsten Themen unserer Zeit widmen und zum Nachdenken anregen. Sie sind ein Appell an uns alle: Der Kampf um das Morgen muss heute beginnen!

Frau Wind, wie lange ist Ihnen schon Umwelt- und Tierschutz ein Anliegen?
Seit meinem zwölften Lebensjahr bin ich dem Tier- und Umweltschutz verbunden und habe bereits als Teenager aktiv bei diversen Projekten mitgearbeitet. Mit vollem Enthusiasmus und viel Motivation. Ich habe damals geweint, wenn eine Tierart ausgestorben ist oder Lebewesen für medizinische oder kosmetische Experimente gequält wurden und habe mich geweigert Fleisch zu essen. Die Unsinnigkeit des Tragens von Pelz war mir als Kind schon klar. Ich kaufte von meinem Taschengeld auch ein Stück Regenwald. Von Jahrzehnt zu Jahrzehnt hat sich diese starke Motivation teilweise in Resignation verwandelt, weil ich mitansehen musste, dass sich nichts änderte, egal was wir Umwelt- und Tierschützer taten, egal was wir sagten. Insofern bin ich froh, dass sich die Zeiten nun stark zu ändern scheinen.

Viele Menschen sind sich bewusst, dass unsere Welt massiv bedroht ist, meinen aber, dass der Einzelne nichts dagegen ausrichten kann. Was würden Sie diesen Menschen sagen? Doch, jeder kann etwas dazu beitragen. Natürlich ist es nicht jedem Menschen möglich, große Aktionen zu planen, aber das ist auch gar nicht notwendig. Jeder kann sich täglich im Kleinen fragen, ob er nicht doch hier oder da etwas tun kann, um einen Schritt zu nachhaltigerem Leben auf unserem Planeten zu leisten.
Zum Beispiel: Glas statt Plastik (ob als Flaschen oder Aufbewahrung), Bienenwachstücher statt Folien, Filter- statt Kapselkaffee, Kunstleder statt echtes Leder oder einfach mal ein Handy fünf Jahre lang benutzen, statt jedes Jahr ein neues zu kaufen. Auch bei der Kleidung können viele Menschen einsparen. Wussten Sie, dass laut einer aktuellen Studie, die Verschwendung im Konsumbereich aufzeigen soll, die Deutschen nur 36 Prozent der Bekleidung in ihren Schränken tatsächlich trägt. Der Rest „lagert“ dort nur. Besser wäre es demnach ein hochwertiges nachhaltiges Shirt statt zehn billiger T-Shirts zu kaufen, die Kinder in Bangladesch genäht und Frauen mit giftigen Chemikalien gefärbt haben.
Nicht jeder muss Veganer werden, mir ist klar, dass das für viele ein zu großer Schritt ist, aber wie wäre es mit drei fleischlosen Tagen in der Woche? Alleine das senkt den CO2 Ausstoß beträchtlich, der gerade in der Fleischindustrie extrem hoch ist.
Ihnen fällt bestimmt noch etwas ein. Jeder kleinste Schritt zählt.

Was tun Sie persönlich alles der Umwelt zuliebe?
Zu den oben bereits genannten, achte ich seit Jahren darauf, wie ich einkaufe, es gibt Firmen, die ich grundsätzlich boykottiere, wozu etwa eine der größten Hersteller von Kapselkaffeemaschinen zählt. Ich kaufe nur neu, was nicht mehr funktioniert oder nicht mehr zu reparieren ist, egal ob es sich um Maschinen, Schuhe oder anderes handelt. Mein Laptop ist über 20 Jahre alt, aber er funktioniert noch. Wenn man weiß wie bestimmte Dinge hergestellt werden, dann versucht man alles, um hier so wenig Schaden wie möglich anzurichten. In meiner Familie wird zudem ausschließlich geduscht, nie gebadet, das Wasser wird zwischendurch abgedreht. Wir nutzen gesammeltes Regenwasser zum Gießen und haben einen Biopool. Zudem nutzen wir kleine Photovoltaikanlagen, die wir nun auch aufstocken werden, damit wir vielleicht bald das ganze Haus damit nutzen können, das ein Niedrigenergiehaus ist.
In der Gasse in der wir wohnen, sind viele Familien, die ebenfalls nachhaltig denken. Wir haben einen Hobbyimker, der uns alle mit Bienenprodukten versorgt. Eine Nachbarin hat eine nachhaltige Seifenmanufaktur. Wir nutzen unsere Gärten und teilen auch unser Obst und Gemüse. Wir tauschen viel miteinander, verschenken Sachen untereinander und haben auch Fahrgemeinschaften.
Natürlich ist niemand perfekt. Ich bin immer wieder am Aussortieren unnötiger Sachen, die sich trotzdem angesammelt haben. Aber perfekt muss auch nicht sein, wichtig ist, ob man grundsätzlich was ändern will und bereit ist dafür auch Opfer zu bringen.

Ihr Buch ist eine Anthologie mit Kurzgeschichten und kein Sachbuch zum Klimawandel. Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Manche Menschen erreicht man durch fiktive Geschichten in denen reale Themen verwoben sind, viel besser als durch Sachbücher, die sie möglicherweise gar nicht lesen. Deshalb gab es früher Märchen und Fabeln. Geschichten eben, die unterhalten aber auch zum Nachdenken anregen und einen Diskussionsanstoß geben.

Umweltschutz, Tierschutz, Menschenrechte sind Themen, die Ihnen schon lange am Herzen liegen. Wieso haben Sie dieses Buch nicht schon vor Jahren veröffentlicht?
Seit vielen Jahren schlummerte die Idee zu dieser Anthologie schon in meinen Gedanken, Schubladen und Rechnern, aber vor allem in meinem Herzen. Lange blieb dieses Herzensprojekt ein Wunschtraum, bis ich mich endlich entschlossen habe, an einen Verlag meines Vertrauens heranzutreten, und das mitten in einer Krise. Für mich war das so ein „Wenn nicht jetzt, dann nie“ – Moment. Ich wollte keinen Tag mehr länger warten. Umso mehr freue ich mich, dass das Team vom Gmeiner Verlag mich von Anfang an voller Tatendrang unterstützt hat. Die meisten Autor*innen, die bereits vor Jahren zugesagt hatten, freuten sich, dass das Projekt nun tatsächlich zustande kam. Sie alle sind dem Thema stark verbunden, was mir sehr wichtig war, bei der Auswahl der Mitautor*innen: Uwe Laub etwa ist dabei, der bereits für seine Thriller zum Thema Klimawandel und Artensterben bekannt ist oder Katja Brandis, die Jugendbücher zu Umweltthemen verfasst hat und Testimonial bei Bracenet Save the Seas ist.
Herausgekommen sind 24 Geschichten, die auf sehr unterschiedliche Art und Weise die drängenden Themen unserer Zeit behandeln und verarbeiten. Also nicht nur zu Umweltthemen, sondern auch andere gesellschaftsrelevante Themen wie Menschenrechte oder der Umgang mit der Einsamkeit durch die Pandemie. Nicht alle Geschichten zeichnen unsere Zukunft in Grautönen oder malen sie komplett schwarz, manche zeigen, wie es sein könnte, wenn wir echte Lösungen fänden und alle zusammenhielten, anstatt uns mit Scheinlösungen und ineffektiven Alleingängen zufriedenzugeben. Man sagt ja oft, dass man erst hinterher weiß, warum etwas passiert ist. Ich denke, vermutlich wäre dieses Buch vor 10 Jahren zu früh auf den Markt gekommen. Mittlerweile sind wir viele – Gott sei Dank – und werden immer mehr Menschen, die auf diese Missstände aufmerksam machen, und das ist auch gut so.

Die Geschichten spielen alle in der nahen Zukunft aber bis maximal 2052. Warum?
Vor vielen Jahren bin ich auf eine Studie des Clubs of Rome gestoßen, der zufolge die Erde spätestens im Jahre 2052 an ihre Grenzen des Ertragbaren stoßen wird. Wichtige Ressourcen wie Erdöl werden aufgebraucht sein, Teile der Welt aufgrund der Polkappenschmelzung überflutet, viele Tierarten werden ausgestorben sein, der Müllteppich, der bereits jetzt auf dem Pazifik seine Kreise zieht, wird so groß sein wie ein Kontinent und die Bevölkerung auf unserem Planeten wird sich auf neun Milliarden Menschen beziffern. Das war der Stand damals. Mittlerweile geht man davon aus, dass wir es mit bestimmten Maßnahmen, die wir in den letzten Jahrzehnten getroffen haben, es bereits geschafft haben könnten, dass dieser Punkt erst 2070 kommen wird. Aber wäre es nicht viel schöner, wenn es gar nicht so weit kommen würde?

Was ist Ihre Vision von einer besseren Welt?
Eine Vision, wieder tauchen zu können, ohne dass Plastiksäcke und Netze im Meer schwimmen und man in Todeszonen nicht einen einzigen Fisch sieht, jenseits von verblassten Korallen. Eine Vision, dass die Abholzung der Regenwälder für unsinnige Güter, die eigentlich niemand braucht, aufhört. Eine Vision von Küchen und Restaurants ohne Kapselkaffeemaschinen und Frischhaltefolie. Ein Traum von Städten ohne Zoos, weil alle Tiere in ihren natürlichen Lebensräumen geschützt leben können. Die Fantasie, dass alle Menschen auf dieser Welt gleichberechtigt sind, egal, welche Hautfarbe sie haben, welche Sprache sie sprechen, welchem Geschlecht sie angehören, zu welchem Gott sie beten und egal, ob sie gesund oder krank sind. Eine Vorstellung von einer Welt ohne Krieg, Rassismus, Armut, Hunger, Durst, Korruption und Manipulation. Es ist eine Welt, wie sie für jeden von uns lebenswert wäre.

Zum Schluss noch eine Frage. Können wir diese Welt überhaupt noch retten?
Werden wir aufhören, die Erde auszubeuten, ohne die wir nicht leben können? Wird es jemals möglich sein, dass Mensch, Tier und Umwelt koexistieren, ohne sich gegenseitig existenziell zu bedrohen? Ich muss zugeben, ich weiß es nicht. Aber ich werde die Hoffnung niemals verlieren. Denn ich wünsche mir nicht nur für meine Kinder, Enkel und Urenkel, dass sie die Chance bekommen, auf einer gesunden Erde in einer friedlichen Umgebung zu leben ohne Angst haben zu müssen. Ich wünsche mir das für alle Lebewesen auf diesem Planeten. In dieser Hinsicht: Lassen Sie uns noch heute anfangen, die Welt von morgen zur schönsten zu machen, die wir uns vorstellen können.

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