Natura 2000: Landwirte sind besorgt

- Herbert Petscharnig: Bezirksobmann des Bauernbundes in Völkermarkt, dem rund 900 Mitglieder angehören
- hochgeladen von Simone Jäger
Der Kleinobir ist im Begutachtungsverfahren für Natura 2000. Grundbesitzer verunsichert.
BEZIRK VÖLKERMARKT (vp, sj). Dass die Natura 2000-Gebiete in Kärnten verdoppelt werden sollen, verfolgen viele Landwirte mit großer Verunsicherung. Die EU verlangt die Nachnominierung von verschiedenen Gebieten, sonst drohen Strafzahlungen, die der zuständige Landesrat Rolf Holub vermeiden will. Im Begutachtungsverfahren (bzw. in der Nominierungsphase) ist im Bezirk Völkermarkt der Kleinobir. Schützenswert sei dieses Gebiet wegen des Vorkommens von illyrischen Buchenwäldern.
100 Landwirte betroffen
"Der ganze Kleinobir, 1.453 Hektar, soll zum Schutzgebiet werden. Das betrifft rund 100 Landwirte und Agrargemeinschaften", erklärt der Bezirksobmann des Bauernbundes, Herbert Petscharnig.
Er befürchtet starke Nachteile in der Bewirtschaftung: "Die Bauern können nicht mehr selbst bestimmen was wo geschlägert wird und es darf vermutlich auch keinen Forstwegebau mehr geben." Weiters kritisiert Petscharnig, dass die Grundbesitzer nicht im Vorfeld informiert wurden.
Die mangelnde Information kritisiert auch der hauptberufliche Land- und Forstwirt Herfried Stetschnig aus Gallizien, der vom geplanten Schutzgebiet am Kleinobir direkt betroffen ist: "Bis jetzt hat bei uns noch niemand gehört, dass es Bestände von illyrischen Buchenwäldern am Kleinobir geben soll. Wir werden im Unklaren gelassen und auch das Land weiß noch nicht, was genau passieren wird." Stetschnig betont, dass die Landwirte den Wald ohnehin naturnah bewirtschaften.
Begehungen vor Ort
Klaus Kleinegger von der Abteilung Naturschutz verstehe die Sorgen der Grundeigentümer. Er erklärt: "Wir sind in der Phase der Gebietsmeldungen und auch in dieser Phase stehen wir jederzeit für Rückfragen bereit. Mit jedem Betroffenen wird es, wenn es um die Erstellung von Managementplänen bzw. die Kartierung geht, Detail-Gespräche geben. Es werden auch Begehungen vor Ort und Info-Veranstaltungen stattfinden."
Bis in Kärnten alle möglichen Managementpläne in den Schutzgebieten durchgearbeitet sind, wird es noch fünf bis acht Jahre dauern.
Kleinegger versichert: "Einen Glassturz mit Auflagen über die Gebiete wird es nicht geben." Aufgrund der frühen Phase des Nominierungsprozesses könne man noch nicht sagen, ob und wo es überhaupt zu Einschränkungen in der Bewirtschaftung kommen wird.
Entschädigung für Bauern?
Um mögliche Einschränkungen abzufedern, soll das Kärntner Naturschutzgesetz um einen Entschädigungsparagrafen erweitert werden. Was diese Entschädigung betrifft, sind sich die verhandelnden Parteien einig. Doch beschlossen ist noch nichts, denn in anderen wesentlichen Punkten (z. B. Ausweitung der Rechte des Naturschutzbeirates) ist man sich uneinig.
"Kärnten ist das einzige Bundesland ohne Entschädigungsparagrafen. Bis sich hier etwas tut, kann es noch Jahre dauern", sagt Petscharnig. Er will, sobald er die dafür nötigen Informationen erhalten hat, Informationsveranstaltungen in Eisenkappel und Gallizien abhalten. Die Kammer für Land- und Forstwirtschaft hat außerdem eine Resolution verfasst.
ZUR SACHE:
Geplante Natura 2000-Gebiete im Bezirk: Kleinobir, zusätzlich 300 bis 400 Hektar in der Trögerner Klamm und 20 Hektar im Kramplgraben (Höhenbergen)
Der Kleinobir soll wegen Beständen des Illyirschen Buchenwaldes geschützt werden: Dieser Buchenwald wächst auf kalkhaltigen Böden der submontanen bis montanen Höhenstufe. Die dominierende Baumart ist die Rotbuche, daneben gibt es Nadelbäume wie die Weißtanne.
Weitere geplante Natura 2000-Gebiete sind Sattnitz Ost (Gemeinden Maria Rain, Ebenthal und Grafenstein) und Kosiak
Bereits bestehende Natura 2000-Gebiete im Bezirk (Auswahl): Turnersee, Sablatnigmoor, Vellacher Kotschna, Ratschitschacher Moos, Völkermarkter Stausee
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