Notizen zu den 9. Carinthischen Dialogen auf Schloss Bach
Kreativitätspotenziale in der Herzmitte
Schloss Bach erwies sich auch heuer wieder als Haus, in dem sich Voraus- und Nachdenken in dichter Form versammeln und dialogisch verknüpfen konnte. Gastgeber Johanna und Chlodwig Franz hatten Experten zum Referieren und Diskutieren geladen, um den Stellenwert von Visionen zu prüfen. So wurde ein weites Denkfeld entfaltet, dessen Grenzmarkierungen Begriffe wie Fiktion, Traum, Hoffnung oder Utopie bildeten. Im Kern ging es um Vorstellungen von einer besseren Welt, vom „Noch-nicht“ und seinen Möglichkeiten.
Der Historiker Stefan Karner skizzierte, wie das Vorgaukeln einfacher Lösungen eine Gesellschaft in die Hölle treibt. Demokratie, anfällig für derlei Missbrauch von Visionen, muss deshalb ständig neu erarbeitet werden. Den Blick auf virtuelle Welten, mit denen sich vor allem junge Menschen befassen, lenkte die Psychologin Svenja Taubner. Ihre Demonstration von Dystopien zeigte deren Gefahren sowie Faszination. Die besondere Bedeutung der Ästhetik unterstrich die Gynäkologin und Psychotherapeutin Martina Leibovici-Mühlberger. Ihr ist die Kreativität „wegweisende Zukunftskompetenz“. Ihr Wunsch: Förderung aller Kreativitätspotenziale, vorrangig bei Kindern, durch intensive Befassung mit den Künsten.
Ein Zeitalter der „Kosmopoesis“ schwebt dem Psychiater und Neurologen Michael Musalek vor. Für ihn sind Utopien „unverzichtbare Existenzgrundlagen“, die den Menschen als „Möglichkeitswesen“ überhaupt erst entwerfen.
Ästhetisch stimmte der Theologe und Psychotherapeut Arnold Metnitzer die „Spiritualität als Grundmelodie des Lebens“ an. Seine Mystik sucht die Herzmitte und wartet auf Antworten.
(WR.: Kreativitätspotenziale in der Herzmitte. Notizen zu den 9. Carinthischen Dialogen auf Schloss Bach in St.Urban, in: Kleine Zeitung (2015), Nr. 165, S.59)
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.