Politikerinnen erzählen
Der Muttertag: Veraltet oder bedeutsam?
Der Muttertag nähert sich und wir haben aus diesem Grund Politikerinnen aus dem Bezirk dazu befragt.
VÖLKERMARKT. "Eine Mutter zu sein ist großartig. Die Rolle von Frauen wird aber allzu oft auf diesen Aspekt reduziert. Gleichzeitig sind immer noch und viel zu oft Frauen die Hauptverantwortlichen für die Sorgearbeit an Kindern. Viele geben für ihre Mutterrolle ihre Berufstätigkeit auf oder arbeiten nur mehr in Teilzeit. Das ist in Ordnung, wenn Frau das will. Wir müssen aber das Angebot schaffen, dass eine Mutter auch ohne Hemmschwellen erwerbstätig sein kann, wenn sie das möchte. Es braucht ein besseres Kinderbetreuungsangebot, eine gerechte Bezahlung und vor allem auch Wertschätzung für die Sorgearbeit, die vor allem Mütter leisten. Das kommt in unserer patriarchal strukturierten Gesellschaft immer noch zu oft zu kurz", erzählt Olga Voglauer von den Grünen.
Gleichberechtigung
"Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern spielen in allen Lebensbereichen eine Rolle. Wieso wird diese Frage nur Frauen gestellt? Wer fragt einen Mann, wie er den Spagat zwischen Vaterschaft und seiner Karriere schafft? Hier liegt in Österreich noch ein weiter Weg vor uns. Egal, ob es um Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, um Wirtschafts- oder Mobilitätspolitik geht. Wir brauchen Gleichstellung in allen Bereichen. Ich setze mich für eine Politik ein, die für Strukturen sorgt, in denen sich diese Frage erübrigt", führt Voglauer aus.
Neues wagen
"Den Frauentag am 8. Mai feiern wir Frauen oft sehr kämpferisch, der Muttertag ist geprägt von üblichen Rollenbildern. Auf der persönlichen Ebene ist dieses Dankeschön der Kinder an die Eltern eine sehr schöne Sache. Gesellschaftlich betrachtet sehe ich das kritischer: Braucht man einen Tag, an dem man der ,guten Mutter' dankt, die sich für die Kinder aufopfert? Schön wäre ein nicht kommerzialisierter Tag für Eltern und ihre Kinder", schließt Voglauer ab.
Mutterschaft fördern
"Immer mehr Frauen entscheiden sich bewusst gegen eine Mutterschaft. Das ist eine traurige Entwicklung, deren Ursache wohl darin liegt, dass unsere Gesellschaft noch immer weit davon entfernt ist, eine Gleichstellung für Frauen und Männer im Berufsleben herzustellen. Es sind nach wie vor die Frauen – und viele davon sind Mütter – die in unserer Gesellschaft die überwiegende Arbeit im Sozial- und Gesundheitsbereich, im Handel, in vielen Dienstleistungsbetrieben usw. übernehmen. Trotzdem sind Mehrfachbelastungen, fehlende Kinderbetreuungsplätze und -zeiten, geringere Aufstiegschancen, ein schlechteres Einkommen noch immer speziell für Frauen mit Kindern ein Problem, auch wenn sehr vieles durch den Einsatz großartiger Frauen bereits erreicht werden konnte. Wir müssen weiter daran arbeiten, dass Mutterschaft, Berufsleben und soziales Engagement einander ergänzen und fördern", meint Elisabeth Lobnik, Bürgermeisterin und SPÖ-Politikerin.
An Vereinbarkeit arbeiten
"Ich würde den Muttertag definitiv nicht missen wollen. In den Familien bin ich aber für die Aufrechterhaltung dieser Tage. Es ist wichtig, qualitativ hochwertige Zeit miteinander zu verbringen, so stellt man sich dem Alltag gleich leichter als Familie", schließt Lobnik ab. Bis zum Redaktionsschluss erhielt die Woche-Redaktion seitens der ÖVP und der FPÖ leider keine Stellungnahmen zu diesem Thema.
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