1. Wiener Gedenkkonzerte zum Holocaust
Egon Friedell Gedenkkonzert zum Holocaust
Samstag, 4. Mai um 11.00
Gentzgasse 7 - Bei der Gedenktafel, 1180 Wien
Egon Friedell war ein bedeutender Währinger Kulturphilosoph der sich durch sein Werk „Kulturgeschichte der Neuzeit“ im kollektiven künstlerischen Unterbewußtsein Wiens verewigt hat. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland 1933 wurde von allen deutschen und österreichischen Verlagen die Veröffentlichung von Friedells Werken abgelehnt. 1935 schrieb er über das Hitler-Regime: „Das Reich des Antichrist. Jede Regung von Noblesse, Frömmigkeit, Bildung, Vernunft wird von einer Rotte verkommener Hausknechte auf die gehässigste und ordinärste Weise verfolgt.“ Ende 1937 wurden Friedells Werke vom nationalsozialistischen Regime mit der Begründung beschlagnahmt, sie passten nicht zum Geschichtsbild der NSDAP. Im Februar 1938 wurde Friedells Kulturgeschichte in Deutschland schließlich verboten. Am 16. März 1938 erschienen gegen 22 Uhr zwei SA-Männer vor Friedells Wohnung in der Gentzgasse 7 und fragten nach dem „Jud Friedell“. Einigen Quellen zufolge sollte Friedell bei diesem „Besuch“ der SA noch nicht verhaftet werden. Friedell erwartete jedoch seine Verhaftung. Während sie mit seiner Haushälterin sprachen, nahm er sich das Leben, indem er aus einem Fenster der im 3. Stock gelegenen Wohnung sprang. Verbrieft ist, dass er dabei nicht verabsäumte, die Passanten umsichtig mit dem Ausruf „Treten Sie zur Seite!“ zu warnen.
Vienna Royal Philharmonic Kulturverein unter der künstlerischen Leitung von Peter Illavsky wird Werke von vertriebenen Wiener Komponisten interpretieren.
Die Gedenkrede hält Herr Lukas Mandl.
„Wer ein Leben zerstört, zerstört eine ganze Welt, und wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“ (Mischna Traktat Sanhedrin, 4,5)
„Warum erinnern? Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird anfällig für neue Ansteckungsgefahren.“
Mit dem Erinnern an die schrecklichsten Zeiten des 20. Jahrhunderts will der Vienna Royal Philharmonic Kulturverein das Andenken an die Opfer des Nationalsozialismus wahren, Lehren aus der Vergangenheit ziehen und sich bewusst mit diskriminierenden und antisemitischen Tendenzen in der Gesellschaft auseinandersetzen.
Durch die Rekonstruktion und Aufführung der Musik vertriebener Komponisten werden nicht nur deren künstlerischen Schöpfungen wieder in das Tageslicht gebracht, sondern auch ein Symbol der Versöhnung und des kulturellen Verständnisses erschaffen.
Der Eintritt ist frei.
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