Kein Plan für die Villa Schapira
Passanten fürchten den Verfall der Villa in der Max-Emanuel-Straße. Das Denkmalamt beruhigt.
WÄHRING. Wolfgang Salcher freut sich über die Aufmerksamkeit: "Besser einmal zu oft als nicht oft genug", findet er, wenn es darum geht, auf möglicherweise verfallende Bauten in Wien hingewiesen zu werden. Wolfgang Salcher ist als Referent beim Bundesdenkmalamt auch für die Villa Schapira in der Max-Emanuel-Straße zuständig. Und zu diesem Gebäude erreichen ihn immer wieder Anfragen.
Die Villa wurde 1922 im sogenannten "barockisierenden Heimatstil" erbaut – "pittoresk, mit einem Erker, ein bisschen in Richtung Schloss Neuschwanstein", sagt Salcher zur Erklärung. Und sie steht unter Denkmalschutz. Für den Heimatstil gibt es in Wien nicht besonders viele Beispiele, insofern ist das Gebäude durchaus etwas Besonderes. Viele der bekannteren Villen des Cottageviertels sind erstens älter und wurden zweitens in einem moderneren, progressiveren Stil entworfen. "Der Kontrast der konkurrierenden Architekturtrends, den wir ja heute genauso erleben, hat etwas Spannendes", sagt Salcher.
Markus Landerer von der Initiative Denkmalschutz sorgt sich um den Zustand der Villa: "Mehrere Anrainer haben sich in letzter Zeit an uns gewandt und von ihrer Verwahrlosung berichtet." Tatsächlich sieht man dem Gebäude an, dass die letzte Sanierung schon etwas länger her ist. Da und dort bröckelt auch der Putz ab. Im Garten steht außerdem allerlei Gerümpel.
Zurzeit mag die Villa verwahrlost aussehen, einen Verfall befürchtet das Bundesdenkmalamt aber nicht. "Da muss schon mehr im Argen liegen, etwa das Dach undicht oder die Fenster geöffnet sein", sagt Salcher. Trotzdem wird er sich bald selbst vom Zustand des Gebäudes überzeugen.
BOKU zieht gerade aus
Seit der Jahrtausendwende gehört die Villa der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). "Die BIG hat die Liegenschaft in einem Paket mit vielen anderen Immobilien von der Republik Österreich gekauft", sagt ein Sprecher. Zurzeit wird sie an die Universität für Bodenkultur (BOKU) vermietet, die den Standort aber offensichtlich nicht mehr braucht. Hier war das Institut für Hydrobiologie untergebracht, das nun ins Haupthaus übersiedelt ist. "Nach der vollständigen Räumung werden wir den Mietvertrag mit der BIG beenden", sagt die Sprecherin der BOKU.
Die langfristige Nutzung der Villa ist ungeklärt. "Derzeit werden nur substanzerhaltende Maßnahmen durchgeführt", heißt es vonseiten der BIG, die erst vor Kurzem erfahren hat, dass die BOKU den Vertrag kündigen möchte. "Jetzt überlegen wir, was mit dem Gebäude passieren soll", sagt ein Sprecher. "Das kann von einer Neuvermietung über eine Generalsanierung bis hin zu einem Verkauf alles sein." Eine weitere Sorge der Initiative für Denkmalschutz: Vor einem Verkauf könnte der Eigentümer eine Überprüfung des Denkmalschutzes verlangen, deren negativer Ausgang einen Abriss erleichtern würde.
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