Währing: Wo parken plötzlich illegal ist
In einigen Währinger Straßenzügen ärgern sich Anrainer über Parkstrafen – die ersten seit Jahrzehnten.
WÄHRING. Wer hier draußen wohnt, kann ein Auto wirklich gut gebrauchen: Die Dr.-Heinrich-Maier-Straße schlängelt sich in Pötzleinsdorf den Hang hinauf, zur Bushaltestelle sind es 300 steile Meter, zum Supermarkt noch weiter. Dafür wohnt man im Grünen, komfortabel und – zumindest bis jetzt – mit einem sicheren Parkplatz vor der Tür.
Seit Kurzem ist sich die Anrainerin Daniela Kranitsch ihres Parkplatzes nicht mehr so sicher: "Im Juli bin ich nach Hause gekommen und alle Nachbarn, die hier im oberen Teil geparkt haben, hatten einen Strafzettel." Im engen oberen Teil der Sackgasse wird seit Jahrzehnten auf einer Seite geparkt. Probleme hat es davor noch nie gegeben. Doch rechtlich gesehen waren das Jahrzehnte, in denen die Exekutive beide Augen zugedrückt hat: Laut Straßenverkehrsordnung war die Straße immer schon zu schmal für einen Parkstreifen.
Kein Kläger, kein Richter
Überprüft wurde das nie – bis zur Einführung des Parkpickerls. Denn sind die Parkwächter erst einmal vor Ort, sind sie dazu verpflichtet, den Gesetzen entsprechend zu strafen. Und im Juli haben sie sich offenbar in die Dr.-Heinrich-Maier-Straße verirrt. Kranitsch parkt seither im unteren Teil der Straße und fühlt sich gefrotzelt: "Jetzt bezahle ich dafür, dass ich nicht mehr vor meinem Wohnhaus parken darf."
Sie hat sich an Johannes Schreiber, Bezirksvorsteherin-Stellvertreter (ÖVP), gewandt. Dieser hat auch schon von Anrainern anderer Gassen ähnliche Beschwerden gehört. Er fordert von Bezirksvorsteherin Silvia Nossek (Grüne) eine schnelle Klärung der Situation: "Die Rechtssicherheit für die Bewohner muss wiederhergestellt werden." Diese Folge des Pickerls hätte man bei der Einführung bedenken und verhindern müssen.
Bezirksvorsteherin Silvia Nossek (Grüne) verspricht, dass an einer Lösung bereits gearbeitet werde: "Wir wollen in den Straßenzügen, in denen gestraft wurde – in der Dr.-Heinrich-Maier-Straße, in einem Teil der Pötzleinsdorfer Straße und im Schönbrunner Graben – im Herbst Markierungen anbringen", sagt sie. Werden die Stellplätze eingezeichnet und gibt es dazwischen genügend Platz zum Vorbeifahren (sogenannte Ausweichbuchten), darf dort wieder geparkt werden. In einigen Währinger Gassen wurde das bereits umgesetzt.
Weitere Straßen betroffen
Alle Straßen Währings auf Verdacht zu vermessen, sei aber sehr aufwändig und würde viel zu teuer kommen, sagt Nossek. Wie viele betroffen sind, weiß sie nicht. Sie ärgert sich über die Straßenverkehrsordnung, die ihr in dieser Frage keinen Handlungsspielraum lasse: "Eine Novelle ist leider ebenfalls nicht in Sicht."
Nossek hofft, dass die Organe der Parkraumüberwachung bis zum Herbst "mit Augenmaß" ihre Runden drehen werden und es nicht zu weiteren Strafen für die Bewohner kommen wird.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.