Zermatt vor 50 Jahren und heute

- Matterhornmuseum - Peter Graf übergibt Dorli Piaty eine wertvolle Erinnerung an Inderbinen
- hochgeladen von Karl Piaty
Zermatt - rund 50 Jahre danach!
Im Jahre 1963 besuchte mein Vater, Zuckerbäcker Karl Piaty (geb. 1910) gemeinsam mit seinem Bergkameraden Primarius Dr. Franz Amann das damals eher noch idyllische Zermatt.
Fotografiert hat mein Vater wie immer aber nicht nur die Berge, sondern auch die dort lebenden Menschen und alten Gebäude. Mit diesen Bildern machte ich mich Ende August 2012 mit meiner Gattin Dorli nach Zermatt auf.
Gemeinsam mit einer Gruppe Eisenbahnfreunden aus Deutschland wurden die modernisierten Schmalspurbahnen der Schweiz besucht. Diese Bahnen sind heute ein nicht mehr wegzudenkender Fremdenverkehrsträger der Schweiz.
Schon 1963 besuchte mein Vater mit dem Zug die autofreie Alpenstadt Zermatt.
Von den damaligen Zermatter Bergführern meines Vaters, August Julen und Ulrich Inderbinen, zeigte ich diese alten Fotos im neuerrichteten "Matterhornmuseum" her. Und es war wie ein hochalpines Wunder - Ulrich Inderbinen ist in der Zwischenzeit zum wohl berühmtesten Bergführer des Matterhorns geworden. Breiter Rahmen wird diesem Ausnahmebergführer in dem modernen Museum gewidmet. Als mein Vater ihn fotografiert hat, war er 63 Jahre alt, Tischler und einfacher Bergführer.
Aber erst das Altern machte diesen Mann zur Kultfigur des Bergsteigens. Bücher, Storys und Bilder machten Inderbinen in Bergsteigerkreisen schnell weltberühmt.
Denn er stand 371 mal am Matterhorngipfel, bestieg diesen wunderschönen Ausnahmeberg im Greisenalter von 89 Jahren zum letzten mal, fuhr seine vielen Schirennen bis zu seinem 95. Lebensjahr und verstarb erst 2004 im Alter von 104 Jahren. Das Bild meines vaters von 1963 brachte bei vielen Zermattern schöne Erinnerungen zurück, denn es zeigte Inderbinen in seinen besten Jahren. Zu dieser Zeit wurden selten so ausdrucksvolle Nahaufnahmen von einfachen Menschen gemacht, aber derartige Motive waren schon immer die Stärke des hobby-fotografierenden Zuckerbäcker aus N.Ö.
Peter Graf vom Matterhornmuseum zeigte sich so beeindruckt, dass er mir und meiner Frau spontan eines der letzten original handsignierten Bilder von Ulrich Inderbinen schenkte. Ein Besuch am einfachen Grab und ein Besuch des großartigen Inderbinen Brunnens mitten im historischen Zermatt standen somit ebenfalls auf dem Programm.
Doch auch mir sollte auf dieser Schweizer Zugreise eine fotografische Besonderheit widerfahren. In der Nacht auf den 31. August zog ein schweres Unwetter über Zermatt und brachte dem Matterhorn etwas Schnee. Kurz nach dem Abklingen der Niederschläge um 6 Uhr früh machte ich mich zu Fuß im stockfinsteren Zermatt auf und mein Wunsch erfüllte sich prompt. Für rund 30 Minuten zeigte sich das Matterhorn in der vollen Morgensonne, spiegelte sich in den unzähligen Wasserpfützen der Altstadt und verschwand so schnell wie es sich gezeigt hatte in der nächsten Gewitterfront. Der frische Augustschnee lässt das Matterhorn in gleißendem Weiss erscheinen, ohne aber gleich alle Felsformationen abzudecken. Ob mein Vater und Ulrich Inderbinen da von oben aus mitgeholfen haben sei dahingestellt, das persönliche Erlebnis eines solch seltenen Naturschauspieles ist zumindest als glücklicher Zufall zu bewerten.
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