Notruf für Firmpatin
Lebensretter (12) bekommt "eigenen" Handymasten

- Mutter Nina Eichinger und Sohn Matteo Eichinger mit der geretteten Firmpatin Heidi Ulram.
- Foto: Lauren Seywald
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Rasche Hilfe nach schwerem Unfall: Dank des Zwölfjährigen Matteo Eichinger, der genau wusste, wie ein Notruf funktioniert. Für diese Heldentat bekommt der Junge am 07. Oktober 2024 eine Mobilfunkstation in Altlengbach gewidmet.
WIENERWALD. Als Matteo Eichinger vom Gitarrenunterricht zum Auto seiner Mutter geht, weiß er noch nicht, dass er gleich ein Leben retten wird. Müde vom langen Tag öffnet er den Kofferraum, um seine Schultasche und Gitarre zu verstauen. Da ruft ihm seine Mutter erregt durch das Auto nach hinten: "Schnell, die Tante Heidi hat einen schweren Autounfall gehabt!" Matteo ist sofort hellwach, hüpft nach hinten ins Auto und die Familie düst los.
Sie fahren auf der Hauptstraße von Innermanzing Richtung Stössing. Irgendwo auf dieser Strecke versucht Tante Heidi gerade aus ihrem zerbeulten Auto zu kommen. Nina Eichinger musste den Unfall ihrer besten Freundin über die Freisprechanlage mitanhören. Es gab einen lauten Knall, Keuchen, Stille.
"Das war wie im Horrorfilm", erzählt Nina im Gespräch mit MeinBezirk.
Die Familie entdeckt das Auto von Heidi Ulram. Eingedrückt auf der Fahrerseite, hängt der demolierte Wagen im Wald. Ein zweites Auto steht auf der Fahrbahn. Dem Schaden zu urteilen, hat es Heidis Auto abgeschossen.

- Heidi Ulrams Auto nach dem Unfall.
- Foto: FF Neustift-Innermanzig
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Matteo setzt den Notruf ab
Nina springt aus dem Auto. Ihrem zwölfjährigen Sohn Matteo sagt sie, er solle auf den kleinen Bruder aufpassen und die Rettung rufen. Matteo ist im ersten Moment überfordert. Zur Beruhigung dreht er Rammstein auf. "Du hast" brüllt aus den Lautsprechern. Ein vertrautes Lied, das die Brüder beruhigt.
Matteo tippt die Zahlen 144 in das Handy seiner Mama. Von der Jugend-Feuerwehr kennt er die Nummer und den Ablauf bei einem Notruf. "Hallo, wo ist der Unfallort", sagt eine Männerstimme am anderen Ende der Leitung. "Irgendwo unter Barbaraholz, weiß nicht genau" – "kein Problem, wir können dein GPS orten". Der Mann geht mit Matteo das standardisierte Fragesystem durch, da kommt die Mutter zurück und übernimmt das Gespräch. Nach dem Auflegen sagt sie zu ihrem Sohn: "Ich soll dir vom Notruf ausrichten, dass du das super gemacht hast."
Feuerwehr, Notarzt und Hubschrauber sind Dank des raschen Notrufs von Matteo innerhalb weniger Minuten an der Unfallstelle. Die verletzte Firmpatin von Matteo wird mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus nach St. Pölten geflogen. Nina Eichinger setzt ihre Kinder zu Hause ab und fährt zu ihrer Freundin. Sie trifft ein, als Heidi im Schockraum aufwacht.

- Dank Matteo Eichinger kommt seine Firmpatin rechtzeitig ins Krankenhaus.
- Foto: FF Neustift-Innermanzig
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Ehrung von Lebensretter Matteo Eichinger
Der Zwölfjährige wird zum Held. Eine Woche nach dem Unfall am 31. Jänner 2024 ruft der Notruf Niederösterreich an und möchte Matteo den ersten Notruf-Award verleihen. Er sei bisher der jüngste Anrufer gewesen. Im April dieses Jahres wird ihm die Auszeichnung überreicht – wie MeinBezirk berichtet:
Und nun die zweite Ehrung: Der Mobilfunkmast, über den der Notruf ablief, wird dem jungen Lebensretter gewidmet.
"Das ist alles sehr aufregend", sagt Matteo gegenüber MeinBezirk. "Jetzt kennen mich Leute in ganz Österreich."
Die Widmung findet am 07. Oktober 2024 in Altlengbach statt. Das „Forum Mobilkommunikation“ wird dabei ein goldenes Schild für Matteo an der Mobilfunkstation anbringen.
"Handymasten können Leben retten, wie es Matteo gezeigt hat", sagt Gregor Wagner, Pressesprecher „Forum Mobilkommunikation“.
Für das Ereignis bekommen Matteo und seine Klasse schulfrei. Mit einem Bus – gemietet und gesponsert von der Gemeinde Neulengbach – werden die 22 Schüler der Neuen Mittelschule Neulengbach zur Einweihung gefahren. Auch die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden, Flugrettung und Notruf NÖ werden anwesend sein, um Matteo hochleben zu lassen.
Danach wird es ein Festessen in der KostBar, dem Lokal von Mutter Nina Eichinger, in dem auch Heidi Ulram arbeitet. Sie kann, acht Monate nach dem Unfall, wieder halbwegs gut gehen. Ein bisschen humpelt sie noch. "Die Heidi hat mir durch meine schlimmsten Zeiten geholfen, jetzt konnte ich mich revanchieren. Ganz nach unserem Motto: Wir ziehen das gemeinsam durch", sagt Nina abschließend.

- Acht Monate später: Heidi, Matteo und Nina vereint und wohl auf.
- Foto: Lauren Seywald
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So wird der Notruf richtig abgesetzt
Bei medizinischen Notfällen und Unfällen mit Verletzen immer direkt den Notruf 144 wählen. Dadurch wird sofort die Rettungskette aktiviert. Das heißt, noch während des Gesprächs werden Feuerwehr, Polizei, Rettungshubschrauber und Notarzt alarmiert – abhängig davon, wie die Unfallsituation geschildert wird. Dafür gibt es das international standardisierte medizinische Abfragesystem, das der Notruf durchführt.
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