„Man hat kein Recht auf ein Kind“
Bischof Klaus Küng über künstliche Befruchtung, Kinder als Ware und die "geheimnisvolle Begegnung" zwischen Mann und Frau. Das ganze Interview sehen Sie ab 28. November auf P3TV im Netz der Kabelplus und auf A1tv sowie hier in diesem Artikel.
Sie sind ein scharfer Kritiker des Fortpflanzungsmedizingesetzes. Welche Punkte machen Ihnen besondere Sorgen?
Der größte Dammbruch ist die teilweise Zulassung der Präimplantationsdiagnostik. Im Grunde wird hier entschieden zwischen lebenswert und nicht lebenswert. Das ist gegen die Menschenwürde und die Integrität des Lebens. Aber auch die Eizellen- und Samenspenden von Dritten unterhöhlt die Identität des Kindes.
Wo sehen Sie die Probleme bei Samen- oder Eizellenspenden?
Es macht Kinder immer mehr zum Produkt, zu etwas was man haben kann oder auch verwirft, wenn es nicht passt. Die Keimzellen der Eltern sind der Grundstein für die Identität des Kindes. Eine andere Frage ist, wie es einem Kind geht, das die unterschiedliche Art der Liebe von Vater und Mutter nicht erlebt.
Sie spielen auf gleichgeschlechtliche Paare an?
Richtig.
Wenn aber Mann und Frau sich dazu entscheiden, lehnen Sie das auch ab?
Beim natürlichen Zeugungsvorgang eines Kindes, unterliegt das nicht dem Eingriff des Menschen. Die Befruchtung findet ja mehrer Stunden nach dem Geschlechtsverkehr statt. Das merken die Eltern nicht. Bei der Künstlichen Befruchtung ist es der Arzt, der eine Eizelle nimmt und Samenzellen dazugibt. Das ist eine Manipulation, die der Würde des Menschen widerspricht.
Also selbst wenn die leiblichen Eltern die Spender sind, würden sie das ablehnen?
Ich würde andere Wege empfehlen. Ich kann den Kinderwunsch sehr gut verstehen. Und dass es ein Leid ist, wenn das nicht gewährt wird. Aber es gibt auch den Weg der Adoption oder dass man Kinder in Pflege nimmt. Ich kenne aber auch Menschen, die sehr darunter gelitten haben, aber sich dann sehr engagiert dem Beruf zuwenden und dann auch glücklich werden.
Wenn ich mir diesen Schritt trotzdem überlegen würde, wäre das eine Sünde?
Ich glaube man hat kein Recht auf ein Kind. Ich verstehe dass man den Wunsch haben kann, alle haben wir unsere Wünsche. Nicht alle gehen in Erfüllung. Deswegen ist man aber noch nicht verurteilt unglücklich zu werden. Es hängt immer davon ab, wie man auf einen nicht erfüllten Wunsch reagiert. Man muss letztlich Wege gehen, die vor Gott die richtigen sind.
Verstehe ich richtig, dass es eine Art göttliche Fügung ist, ob ich mich fortpflanze oder nicht?
Jeder Mensch hat seine Berufung. Ich glaube, dass die Familie nicht etwas ist, was der Mensch beliebig festlegen kann. Es gehört zur Schöpfungsordnung. Wobei die Kirche Hilfestellungen durchaus bejaht. Aber unter Wahrung dieser geheimnisvollen Begegnung zwischen Mann und Frau.
Als Mediziner wissen Sie, dass bei diesem Vorgang nicht jede befruchtete Eizelle eingesetzt wird. Ist das auch ein Problem?
Die Erfolgsquote ist sehr niedrig, es sind zehn bis zwölf Prozent. Es gibt aber auch gesundheitliche Risiken. Die ganze Prozedur setzt eine intensive Hormonbehandlung voraus. Auch die Entnahme ist ein Risiko. Außerdem kommt es vermehrt zu Frühgeburten.
Es gibt in St. Pölten eine Kinderwunschklinik, die sehr viele Bilder von Leuten zeigt, die durch ein Wunschkind glücklicher wurden. Würden sie als Familien Bischof sagen, dass diese Menschen einen fehler begangen haben?
Es steht mir nicht zu Verurteilungen auszusprechen. Es gibt nur keine Studien über die Auswirkungen der künstlichen Befruchtung.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.