Zypern - weiter in der Eurozone?
(ew) Ich glaube, die Entscheidung des zyprischen Parlaments, den Rettungsplan der Euro-Zone zurückzuweisen, könnte ein Fehler sein. Eines ist sie auf jeden Fall: ein Schritt in Richtung Abgrund für das kleine Land, nämlich der wahrscheinliche Austritt aus der Euro-Zone.
Es ist hier, denke ich, dem Zypern-Parlament ein fataler Fehler unterlaufen.
Die Ablehnung des Hilfspakets von Euro-Zone und Internationalem Währungs-Fonds (IWF) wird weitreichende Folgen haben. Sowohl für Zypern aber auch für die übrigen 16 Länder der Währungsgemeinschaft.
Die Bereitschaft, den maroden Banken - und dadurch dem zahlungsunfähigen Staat - 10 Milliarden Euro als Hilfskredite zu gewähren, war ein grosszügiges Angebot.
Aber das Parlament in Nikosia folgte auf Druck der verärgerten Bevölkerung einer irrwitzigen Argumentation. Niemand wollte dem Inselstaat eine fremde Herrschaft aufzwingen, wie in der Öffentlichkeit fälschlicherweise argumentiert wurde. Es ging schlicht und einfach darum, dem wahrscheinlich im Juni bereits zahlungsunfähigen Staat am Leben zu erhalten. Natürlich war auch eine entsprechende Eigenleistung von 5,8 Mrd. gefordert. Ein angemessener Betrag, wie ich meine. Diese Eigenleistung wäre sowohl durch Bankkunden als auch Anleger aufzubringen gewesen. Übrigens ein Beschluss der Euro-Staaten inklusive der zyprischen Regierung.
Zypern hat - und das ist zweifelsfrei - jahrelang weit über seine Verhältnisse gelebt. Das Finanzmodell, durch niedrige Steuern und kaum Kontrollen des Bankensektors, Kapital aus dem Ausland anzulocken, ist seit dem Sommer geplatzt. Zu diesem Zeitpunkt haben die Zypern bereits einen Antrag auf internationale Hilfe gestellt, weil sich die teilverstaatlichten Banken vollkommen verzockt hatten. Die angehäuften Schulden drohen der kleinen Mittelmeerinsel nun auf den Kopf zu fallen. Daran wird auch der - vermeintliche - Sieg der vielleicht auch zu Recht wütenden Bankkunden nichts ändern.
Jetzt müssen die Zypern, so die Euro-Zone das Interesse hat - im gemeinsamen Währungs-Raum gehalten werden. Bis Juni hat man noch Zeit, denn dann wird die nächste grosse Staatsanleihe fällig. Es wird ja wohl hoffentlich nicht zutreffen, dass sich die Euro-Finanzminister so verkalkuliert haben, welche Auswirkungen ihr Angebot in Zypern auslösen würde. Über das gesamte Handling inklusive schlechtes Management bei der Gesamtkommunikation darf man aber durchaus reden. Und diese Fehler sind auch der Euro-Gruppe und dem IWF anzukreiden.
Rückfragehinweis:
Erwin Willinger
EU-GR Marktgemeinde Altlengbach
Tel.: +43[0]664 43 34 708
Mailto: erwin.willinger@gmail.com
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