Wahlkarten werden erst später ausgezählt: Wahlergebnis am Sonntag noch nicht fix
Im Vorfeld der Wien-Wahl wurden so viele Wahlkarten wie nie zuvor ausgestellt. Zudem sind heuer 70 Prozent mehr EU-Bürger wahlberechtigt als 2010.
In jenen Bezirken, in denen mehrere Parteien um den ersten Platz kämpfen, könnte es bis Montag dauern, bis ein Wahlsieger gekürt wird.
Mehr als 180.000 Wahlkarten
Denn: 180.000 Wiener haben bis jetzt für die Wienwahl am 11. Oktober eine Wahlkarte beantragt.
Das sind schon 14 Prozent der Wahlberechtigten, obwohl die Frist noch nicht zu Ende ist. In manchen Bezirken - etwa in Mariahilf - geht man davon aus, dass ein Drittel jener, die zur Wahl gehen werden, mittels Wahlkarte wählen.
Für die Wahlkartenbesitzer bedeutet das mehr Komfort - sie können bereits im Vorfeld am Bezirksamt wählen, die Karte per Post schicken oder am Wahltag in einem beliebigen Wahllokal abgeben.
Für die Bezirkspolitiker in jenen Bezirken, in denen das Rennen um den ersten Platz eng wird, kann das aber einen Tag Unsicherheit mehr bedeuten, denn die meisten Wahlkarten werden erst am Montag ausgezählt.
Auch am Ergebnis der Gemeinderatswahl kann sich durch die Wahlkarten noch einiges ändern.
"Bei dieser Anzahl an Wahlkarten kann es sein, dass die Meinungsforscher sich Sonntagabend noch nicht auf ein Ergebnis festlegen möchten", heißt es aus dem Büro von Stadträtin Sandra Frauenberger.
EU-Bürger: Viele neue Wähler
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sind laut Christoph Hofinger vom Sozialforschungsinstitut SORA die EU-Bürger, die ja auf Bezirksebene wahlberechtigt sind. "Es sind um 70 Prozent mehr EU-Bürger wahlberechtigt als 2010." Hofinger erklärt, welche Verschiebungen sich daraus noch ergeben können: "Im 8. Bezirk haben die Grünen 2010 durch die EU-Bürger gegenüber der ÖVP 1,9 Prozentpunkte aufgeholt. Dieser Effekt kann heuer 1,7-mal größer sein – das wäre zum Beispiel in der Josefstadt ein 3,3 Prozent Plus für Grün gegenüber der ÖVP nur durch die EU-Stimmen." Sein Fazit: "Das heißt, dass in manchen Bezirken selbst Abstände von rund 4 Prozentpunkten noch keinen sicheren Sieg bedeuten, wenn EU-BürgerInnen und Wahlkarten noch nicht gezählt sind."
Grüne gewinnen mit EU-Bürgern und Wahlkarten
Generell gilt laut Hofinger: Wie fix der Wahlsieger ist, hängt auch davon ab, wer vor wem liegt. Da Grüne sowohl bei Wahlkarten als auch bei EU-Bürgern erfahrungsgemäß noch zulegen, würden sie einen ersten Platz am Sonntag Abend sehr wahrscheinlich halten können. Umgekehrt ist vor allem die SPÖ, aber auch die ÖVP erst dann vor einem Grünen "Verfolger" sicher, wenn sie in etwa 3 Prozentpunkte Vorsprung am Sonntag Abend hat.
Jede Stimme zählt
Wie knapp es manchmal werden kann, zeigt zum Beispiel das Ergebnis der Wiedener Bezirkswahlen 2010: Hier lagen zwischen der SPÖ auf Platz 1 und der ÖVP auf Platz 3 nur 18 Stimmen - und die Grünen. Ähnlich könnte es diesmal unter anderem in den Bezirken 1, 8, 11 und 18 werden.
Wahlkarten: Frist bis Freitag, 12 Uhr
Wer sich auch noch schnell eine Wahlkarte besorgen möchte, kann das bis Freitag noch persönlich im zuständigen Wahlreferat des Magistratischen Bezirksamtes tun. Nähere Informationen gibt es hier.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.