Bad Blumau: Was ist was?

Bauer Richard Hubmann betreibt seit Jahrzehnten eine biologische Landwirtschaft
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  • hochgeladen von martin krusche

Wenn wir keine Begriffe von den Dingen haben, wissen wir nicht, worüber wir reden. Wenn wir nicht wissen, worüber wir reden, können wir auch nicht miteinander streiten.


Der Anlaßfall läßt sich knapp skizzieren. Die Firma Frutura möchte in der Thermenregion eine große Glashaus-Anlage bauen und betreiben. Die dort verfügbare Geothermie ist einer der Hauptgründe dafür.

Die Rogner Holding ist dagegen. Eine Bürgerinitiative macht klar: „Wir wollen dieses Projekt hier nicht haben.“ Die zuständige Gemeinde hat sich anscheinend noch nicht öffentlich zu all dem geäußert. Die Kommunikationslage ist irritierend.

Es sollen Grundstücke gekauft worden sein. Es ist geklärt, daß das „Projekt Glashaus“ als agrarisch qualifiziert werden muß, was bedeutet, es ist mit der gegebenen Flächenwidmung vereinbar.

Sobald Frutura formell vorstellig wird, haben Baubehörde und das Land Steiermark eine Reihe weiterer Kriterien zu prüfen. Unabhängig davon muß Frutura früher oder später die Finanzierung von rund 48 Millionen Euro in Griffweite haben.

Das sind also eine Menge Wenn-dann-Situationen. Und es ist bei all dem ein Wirbelwind recht beliebiger Begriffsanwendungen entstanden.

Was ist denn nun industrielle Landwirtschaft und worin unterscheidet sie sich von bäuerlicher Landwirtschaft? Ist das Frutura-Projekt schon ein „großindustrielles Vorhaben“, weil es von einer großen Betriebsanlage handelt? Was ist Nachhaltigkeit? Was ist „Bio“?

Fragen über Fragen. Ich bin Publizist, kein Fachmann für das Agrarische. Also hab ich sachkundige Menschen um Rat gebeten.

Der oststeirische Bauer Richard Hubmann aus Fünfing hat mir in der Sache sehr weitergeholfen. „Industrielle Landwirtschaft beschreibt eher das Grundkonzept der Produktion“, sagt er, „Landwirtschaft ist als Kreislaufwirtschaft entstanden.“

Da sind dann Schritte von der Natur zur Kultur beschreibbar. Hubmann: „ Ein Wald oder eine Wiese wächst von alleine, ohne Düngung und Bodenbearbeitung. Die Pflanzen holen Ihre Nährstoffe aus dem Boden und aus der Luft und produzieren mit Hilfe der Sonnenenergie einen Überschuss an Biomasse, der dann Tieren und Menschen, den Jägern und Sammlern, als Nahrung dient, die Abfälle wandern wieder zurück in den Boden.“

Diese Form ist bei uns rare Ausnahme, ist aber in manch anderen Weltgegenden noch Standard. Nun kommt die Frage nach Effizienz und Ertrag. Hubmann weiter:

„Die ersten Landwirtinnen haben sich in diesen Prozess eingeklinkt und ihn versucht ertragreicher zu machen. Die Vielfalt der Wiese wurde z.B. durch die Fruchtfolge auf dem Acker simuliert. Durch Versuch und Irrtum wurden dadurch sehr leistungsfähige landwirtschaftliche Kreislaufsysteme erfunden, die in die heutige Biolandwirtschaft gemündet sind.“

Mir scheint, da haben wir nun eine Skizze, die selbst Laien eine etwas klarere Vorstellung von der Sache vermittelt. Was sich dann jenseits davon auftut, macht Hubmann in einem Satz klar: „Industrielle Landwirtschaft verzichtet auf diese Kreisläufe und entwickelt hochspezialisierte End-of Pipe Technologien.“

Der Bauer beschreibt den Themenkomplex, über den wir in der Region zu reden hätten, folgendermaßen: „Nährstoffe werden aus Bergwerken oder Stickstofffabriken dem Acker zugeführt. Der Boden dient als Substrat, in dem die Pflanze steckt, damit sie nicht umfällt, und nicht als Ökosystem. Folglich werden Störungen wiederum mit Pestiziden als Symptombekämpfung ausgeglichen. Insgesamt hinterlässt diese industrielle Form unerwünschte Stoffe im Grundwasser in der Luft und in den Produkten.“

Nun noch ein paar Worte zu der Position, aus der heraus Richard Hubmann diese Schilderung vorlegt. Er sagt über seinen Vater, dieser „war der letzte, der in meiner Familie ‚handgepflügt’ hat“. An ihm kann man offenbar den enormen Umbruch während des 20. Jahrhunderts darstellen.

Hubmann: „Mein Vater war ein gewiefter, praktischer Landwirt und in dieser Gegend sowas wie ein Vorreiter der Modernisierung der Landwirtschaft, d.h., er gehörte in den Dreißiger- und Vierzigerjahren zu den ersten, die Traktoren, Maschinen und die Agrarchemie einsetzten.“

Hubmann sagt über sich, er habe: „ungefähr 80 Prozent meiner bisherigen Lebenszeit auf dem Hof verbracht“ und führt ihn „mittlerweile schon selbst 30 Jahre, seit über 20 Jahren als Biobetrieb“.

Siehe dazu auch: "Agrarisches: Eine kleine Skizze" [link]

Wo: Rogner Bad, Bad Blumau auf Karte anzeigen
Bauer Richard Hubmann betreibt seit Jahrzehnten eine biologische Landwirtschaft
In der Oststeiermark gehen an manchen Orten (wie an dieser Ecke in Weiz) Landwirtschaftliches, Industrielles und Städtisches ineinander...
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