Lochen am See eröffnet Richtstättenweg
Herbstwandern im historischen Grenzgebiet
LOCHEN. Den Gerichts- und Grenzstreitigkeiten zwischen dem Erzstift Salzburg und Bayern im Gebiet von Lochen galt in den vergangenen Jahren die besondere Aufmerksamkeit zahlreicher Forschungsprojekte. Heuer vor 250 Jahren erfolgte an der Köpfstätte Astätt die letzte Hinrichtung durch den Burghauser Scharfrichter.
Im Sommer dieses Jahres übertraf das historische Theaterstück „Die arme Sünderin“, das die vorletzte Hinrichtung in Lochen zum Thema hatte, alle Erwartungen und wurde zu einem riesigen Erfolg für den Theaterverein Lochen.
Am Sonntag, den 30. September, am österreichischen „Tag des Denkmals“, wird im Rahmen des Erntedankfestes der „Richtstättenweg Lochen“ offiziell eröffnet. Um 13 Uhr eröffnet der Obmann des Vereins für Dorfentwicklung Karl Riss die Veranstaltung. Um 13.30 Uhr führt Konsulent Herbert Handlechner die Besucher nach Astätt zur Köpfstätte und erzählt die Geschichte dieses Rechtsdenkmales.
Der „Richtstättenweg Lochen“ wurde in vier Themenwege gegliedert. Alle Wege führen zu den originalen Stätten ehemals salzburgisch-bayerischer Gerichtsbarkeit sowie zu weiteren Rechtsdenkmälern. Stationstafeln erklären an den Originalschauplätzen bzw. in direkter Sichtverbindung zu rechtsgeschichtlich bedeutsamen Orten die Besonderheiten aus der Rechtsgeschichte zwischen dem Erzstift Salzburg und dem Herzogtum/Kurfürstentum Bayern.
Der Richtstättenweg Lochen
Drei von vier Themenwegen haben ihren Ausgangspunkt bei der Tourismusinformation in Lochen. Der Weg „Über Steinkreuze zur alten Staatsgrenze“ führt auf den Rücken des Tannberges, wo einst eine strittige Staatsgrenze verlief. Der Tannberg, heute Landesgrenze zwischen Salzburg und Oberösterreich, stellt die höchste Erhebung des Bezirkes Braunau dar. Ein verwittertes Steinkreuz in Petersham stellt eines der wenigen noch erhaltenen Zeugen alter Rechtsbräuche in Oberösterreich dar. Die „Schmiedhausl-Kapelle“ in Reitsham wird durch ein 500 Jahre altes Türportal betreten, welches ursprünglich vom Schloss Mattighofen stammt. Der Weg „Von der Köpfstätte zum Galgen“ führt von Lochen zur ehemaligen Köpfstätte nach Astätt. Von dort geht es weiter über den Blick zur bayerischen Landschranne zum einstigen Galgen. Von Bergham bietet sich ein Abstecher zum neu errichteten „Panoramablick“ am Schimmerljuden an, von wo aus bei guter Fernsicht der Böhmerwald mit der Grenze zu Tschechien erblickt werden kann. Die grundherrschaftlichen Zugehörigkeiten „Zwischen Salzburg und Bayern“, so die Bezeichnung des nächsten Weges, waren in und um Lochen heiß umstritten. Um die Pfarrkirche Lochen (Altar von Meinrad Guggenbichler) liegen der „Bayrische Wirt“ (Gasthaus Hauer) und der ehemals salzburgische „Bräu“ (Bräugasthof Kriechbaum). In Oberweißau befand sich ein bayerischer Edelsitz (Wirt z’Weissau). In der Nähe von Kerschham (Käsereimuseum und Biokäserei Höflmaier) befand sich zeitweise ein salzburgischer Wachposten. Den tragischen „Weg eines Delinquenten“ vom Mattseer Gefängnis bis zur Hinrichtung erzählen die Stationstafeln in Mattsee, Gebertsham und Astätt.
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