"Die Urgesteine schwören auf ihr Marihuana"
Volker Landsfried kennt die Braunauer Drogenszene und warnt besonders vor gestreckten Drogen.
BEZIRK (ebba). "Problem-Droge Nummer eins im Bezirk ist nach wie vor Cannabis", weiß Volker Landsfried, Leiter der Kripo Braunau."In Braunau-Stadt hatten wir zuletzt auch bei Kokain wieder mehr Aufgriffe. Dafür sind die Aufgriffszahlen von Heroin absolut rückläufig." Hier habe sich heuer gar nichts getan und auch bei Ecstasy gab es laut Landsfried nur wenige Sicherstellungen. "Schwer zu sagen, woran das liegt. Möglicherweise arbeitet ja die Drogenprävention so gut", mutmaßt der Ermittler. In Braunau gibt es zwei Drogenberatungsstellen – EGO und MOVE (siehe Zur-Sache-Kasten) –, die neben Information und Beratung auch Substitutionsbehandlung (EGO) anbieten.
Speed und Amphetamine seien nach wie vor ein Thema. "Diese Drogen gehen meist einher mit dem Konsum von Cannabis. Das eine gibt es ohne dem anderen nicht", meint Landsfried. Die Konsumenten würden erst etwas Aufputschendes in Form von Amphetaminen benötigen, um sich dann ins Nachtleben zu stürzen. Danach – zum Schlafen gehen – werde wiederum zu Cannibis gegriffen.
Drogenabhängigkeit ist laut dem Kripochef keine Problematik, die rein der Jugendszene zuzuschreiben ist. "Auch Leute jenseits der 60 sind uns bekannt. Diese Urgesteine der Braunauer Drogenszene schwören nach wie vor auf ihr Marihuana und sind meist absolut unbelehrbar", erzählt Landsfried. Auch zieht sich der Konsum durch alle sozialen Schichten. "Man muss es sich schließlich auch leisten können."
Ganz besonders warnen möchte der Kriminalbedienstete vor gestrecktem Gift, das auch in unserer Region vielfach im Umlauf ist. Ein beliebter Trick von Dealern ist beispielsweise, Marihuana mit Zuckerwasserkristallen zu versetzten. "Damit erhöht sich Gewicht und somit auch der Preis der Ware." Diese Methode sei aber noch harmlos im Vergleich zu anderen. Richtig gefährlich – vor allem für die geistige Gesundheit – kann es werden, wenn Drogenkonsumenten etwa an Kokain gelangen, dass mit Strychnin (Rattengift) oder Traubenzucker-Schnupftabak versetzt ist. "Geistige Behinderungen sind oftmals die Folge. Die Drogenambulanzen sind voll mit solchen Patienten und die sind nicht schön anzusehen", warnt Landsfried.
Im Durchschnitt kommt es im Bezirk alle 14 Tage zu einer Festnahme. Durch seine "kriminal-geografische Lage" sei Braunau besonders vom grenzüberschreitenden Drogenhandel betroffen. "Die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Deutschland läuft aber hervorragend. Wir tauschen uns täglich aus", so der Beamte.
EGO – Beratungsstelle für Suchtfragen:
Ringstraße 45/2, 5280 Braunau
Tel. 07722/84678
E-Mail: ego.braunau@promenteooe.at
Drogenberatung: Montag von 15 bis 18 Uhr und Donnerstag von 8 bis 12 Uhr
Leistungen: Substitutionsbehandlung, medizinische sowie Rechtsberatung, Vermittlung in Krankenhäuser und Therapieeinrichtungen u.v.m.
MOVE – Niederschwellige Suchtarbeit:
Palmstraße 21, 5280 Braunau
Tel. 07722/64141 oder 0664/4637220
E-Mail: move.braunau@promenteooe.at
Öffnungszeiten: Montag von 9 bis 11 Uhr sowie 14 bis 17 Uhr, Donnerstag von 10 bis 14 Uhr, Beratung nach Vereinbarung am Dienstag und Mittwoch
Leistungen: Aufklärung, Sozialarbeit, Kondomausgabe und Spritzentausch, Kleidungsausgabe u.v.m.
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