Farbenspiel und Rollervariationen

Die Grundform wurde über jahrzehnte variiert, ist aber so prägnant und jederzeit erkennbar wie etwa das Design des Porsche 911.
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  • Die Grundform wurde über jahrzehnte variiert, ist aber so prägnant und jederzeit erkennbar wie etwa das Design des Porsche 911.
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Manch werden sagen: „Vespa? Kenn ich. Hab ich schon gesehen.“ Damit unterschätzt man das große Thema enorm. Der italienische Roller war vor über einem halben Jahrhundert einer der Meilensteine in der europäischen Volksmotorisierung.


Das macht die „Wespe“ artverwandt mit dem phänomenalen Puch-Roller und seinen kleineren Artgenossinen, wie etwa der „Daisy“, volkstümlich: „Blaue Zweisitzer“.

Doch der grundlegende Unterschied: Sie können derlei Puch-Mopeds und sogar manchmal einen Roller, gelegentlich noch heute auf der Straße sehen. Vespas fahren Ihnen aber auf jeden Fall laufend um die Ohren.

Nach dem Marktstart im Jahre 1946 (!) hat der Longseller aus dem Hause Piaggo alle Höhen und Tiefen der Zweiradbranche durchlaufen, um immer noch produziert zu werden. Darum ist es auch keineswegs so, daß man die Vespas kennt, wenn man einige gesehen hat.

Die ursprüngliche Kreation von Corradino D’Ascanio, der aus dem Flugzeugbau kam, erfuhr über die Jahrzehnte reichhaltige Variationen. Auch in der Dimension hat sich viel getan, weil Vespas vom Moped-Sektor bis rauf nach der Liga von 250 und 300 ccm reichen.

Das macht körperlich einen Bogen zwischen sehr zart und ziemlich bullig auf. Dazu kommen dann private Modifikationen von Liebhabern. Die legendäre Designbasis zeigt Qualitäten wie etwa der 911er-Porsche.

Auch wenn Technik und Lauf der Zeit Veränderungen nahelegen, ist doch die Grundform so dominant und gelungen, daß man das Fahrzeug auf Anhieb erkennt, egal aus welcher Ära es stammt. Vespas behaupten sich auch gegenüber diversen Kopien, die sich bei uns nie ausreichend wichtig machen konnten.

Damit meine ich, flotte Roller mit freiem Durchstieg und kräftigem Hinterteil kommen natürlich auch von anderen Anbietern, doch die Verwechslungsgefahr ist nahe Null.

Wer also meint, daß er die Vespas schon gesehen hat, gerät mit Sicherheit ins Staunen, wenn er etwa die „V-Days“ im Gewerbepark von Albersdorf Prebuch besucht. Das ergibt eine Zeitreise und eine Schau der Phantasie, was „Costumizing“ angeht, das Individualisieren von Fahrzeugen.

Darin liegt auch eine interessante (sub-) kulturelle Lektion, wie und womit Menschen auf Massenproduktion reagieren. Ob es einem paßt oder nicht, Fahrzeuge sind in den meisten Fällen nicht bloß Vehikel, sie sind auch Statements, persönliche Stellungnahmen.

Im Nobelbereich wird durch demonstratives Verbrennen von Geld soziale Distanz ausgedrückt. Durchschnittsverdienende können natürlich keine zweihundert-, dreihunderttausend Euro für einen üppigen Auftritt im Straßenverkehr verheizen.

Hier wird also mit knapperen Mitteln gezeigt, daß viele Leute innerhalb einer Massengesellschaft als Individuen wahrgenommen werden möchten, die dann im Einklang von Interessen eigene Gemeinschaften bilden, wie etwa jene Club-Szene, von der gelegentlich derlei Meetings veranstaltet werden.

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