Reiss: „1938 was das endgültige Aus für das burgenländische Judentum”
BEZIRK. 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs gehen die Bezirksblätter auf Spurensuche nach Erinnerungen an das jüdische Leben im Bezirk.
Die ersten sicheren Belege für eine Ansiedlung von Juden in Eisenstadt stammen aus dem Jahr 1296, 1732 bildete das jüdische Viertel die selbstständige Gemeinde Unterberg-Eisenstadt – mit eigenem Bürgermeister und Amtsmann. Dies Selbstständigkeit wurde – einzigartig in Europa – bis 1938 aufrechterhalten.
1938 waren die burgenländischen Juden die ersten Österreichs, die in aller Härte von den Ausweisungsbefehlen der Nationalsozialisten betroffen waren: Einschüchterung, Terror, Boykott, Enteignung, Ausweisung und schließlich Vertreibung.
1938 war das Ende
„1938 was das endgültige Aus für das burgenländische Judentum. Eine Reise durch die ehemaligen jüdischen Gemeinden ist heute eine Reise zu jüdischen Friedhöfen und der einen oder anderen Gedenktafel”, erklärt Johannes Heiss, Direktor des Österreichischen Jüdischen Museums in Eisenstadt.
Kaum jemand kam zurück
Nach 1945 gab es in allen jüdischen Gemeinden kaum Rückwanderung. „Mitte des 19. Jahrhunderts lag der jüdische Bevölkerungsanteil in einzelnen Gemeinden bei rund 40 Prozent. Heute gibt es zwei jüdische Familien in Eisenstadt”, so Reiss.
Wenig Erinnerungen
Außerhalb der Landeshauptstadt erinnert heute kaum noch etwas an die jüdische Bevölkerung. Das Jüdische Museum befindet sich in einem historischen Gebäude der ehemaligen Judengasse. Es war Österreichs erstes jüdisches Museum nach 1945. Im Gebäude befindet sich auch die einzige eingeweihte Synagoge im Burgenland.
Vor dem Eingang erinnert eine Säule mit einer Kette an die früheren Bewohner. Zum Schabbat, dem wöchentlichen Ruhetag, wurde damals das jüdische Viertel geschlossen.
Dieses erstreckte sich bis zu den jüdischen Friedhöfen. Am jüngeren befinden sich rund 300 Grabsteine, der ältere zählt über 1.100. Derzeit werden dort die Gräber lokalisiert.
Museum versucht, Akzente zu setzen
Neben dem Museum mit rund 1.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche werden auch andere Akzente gesetzt, um das ehemalige jüdische Eisenstadt nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. So wird die elektronische Schatzsuche „Geocaching – Jüdisches Eisenstadt” oder der „Jewish Night Run”, wo der Direktor des jüdischen Museums in Eisenstadt, Johannes Reiss, “laufend” Wissenswertes und Unterhaltsames zu jüdischen Stationen im Leithagebirge erzählt, angeboten.
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