"70 Jahre Aussiedlung": Treffen in Zettwing

Abbruch von Zettwing 1956. | Foto: Rudolf Czech
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  • Abbruch von Zettwing 1956.
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LEOPOLDSCHLAG, ZETTWING. Kein anderer Ort an der oberösterreichisch-südböhmischen Grenze spiegelt die wechsel- und leidvolle Geschichte beider Länder mehr als der ehemalige Markt Cetviny (Zettwing) an der Maltsch. Nach der Okkupation des Sudetenlandes durch Hitler-Deutschland mit dem Anschluss an den Gau Oberdonau 1938 hatten ab 1945 die deutschen Bewohner die Kriegsfolgen zu ertragen.

In dieser unruhigen Zeit herrschte praktisch Anarchie. Etwa ein Viertel der Einwohner flüchtete mit Hab und Gut zunächst über die Grenze in die Mühlviertler Nachbarorte. Oft halfen die Russen gegen Rum, Fleisch, Schmuck und Uhren bei diesen Unternehmungen. 1946 erfolgte in acht Transporten die Deportation nach Deutschland. Nach der kommunistischen Machtergreifung 1948 kam es zum Aufbau eines strengen Grenzregimes. Noch bis 1951 wurde in der tschechischen Volksschulklasse unterrichtet und der Pfarrer las bis dahin die Sonntagsmesse für die verbliebenen etwa 40 Bewohner. Dann räumte man Cetviny in der „Verbotenen Zone“ mit Eisernem Vorhang und Minengürtel. Die Schleifung der mehr als 100 Häuser erfolgte 1955/56. Übrig blieben nur die Kirche als Wachturm und Stall sowie die erweiterte Kaserne für die etwa 50 Mann starke Grenzwache.

Bis zur Wende 1989 prägten Verhaftungen und erfolgreiche Fluchten, aber auch Todesopfer die Grenzszene am Eisernen Vorhang um Zettwing. 2003 erfolgte die Wiedereinweihung der renovierten gotischen Maria-Geburt-Kirche mit den 600 Jahre alten Fresken als tschechisch-österreichisch-deutsches Gemeinschaftsprojekt.

Am 13. und 14. August steht in Zettwing das Thema „70 Jahre Aussiedlung“ im Mittelpunkt des nun schon traditionellen Zusammentreffens der Menschen beiderseits der Maltsch mit den ehemaligen Bewohnern. Das Zukunftsforum Freiwald, die Plattform von sechs Mühlviertler Grenzgemeinden, betreut ehrenamtlich den „Erinnerungsort Zettwing“ und bietet für Gruppen zeitgeschichtliche Führungen an (Kontakt: 0664 7394 3727).

PROGRAMM

Samstag, 13. August, 14 Uhr: Festgottesdienst (Marienchor St. Oswald/Fr.)
Sonntag, 14. August, 14.30 Uhr: "Miteinander singen" (Familie Talirova)

Hinweis: Nach Zettwing kommt man über einen 300 Meter langen Fußweg bei der Lexmühle in Hammern (Leopoldschlag). Reisepass nicht vergessen!

Abbruch von Zettwing 1956. | Foto: Rudolf Czech
Heute positioniert sich Zettwing mit den 600 Jahre alten Fresken in der renovierten gotischen Marienkirche als zeitgeschichtlicher „Erinnerungsort“. | Foto: Hubert Roiß
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