Liebenauer Politik funkt SOS

Parteipolitik spielt in existenziellen Fragen keine Rolle: SPÖ-Bürgermeister Erich Punz (l.) und ÖVP-Vizebürgermeister Manfred Eckl machen gemeinsamen Sache. | Foto: BRS/Roland Wolf
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LIEBENAU. Wie soll Liebenau im Jahr 2025 ausschauen? Das war angesichts der stark rückläufigen Einwohnerzahl der Ausgangspunkt für eine Klausur des Gemeinderates. „Dabei wurden keine Themen ausgespart und alles auf den Tisch gelegt“, sagt Bürgermeister Erich Punz (SPÖ). Und Themen, die Sorgen machen, gibt es genug.

Da ist zum Beispiel die schlechte Anbindung der Gemeinde an den Öffentlichen Verkehr und den Zentralraum. „Seit es die S 10 gibt, fahren rund 90 Prozent der Liebenauer über Sandl nach Linz“, sagt Punz. Die Verbindung zwischen Liebenau und Sandl führt allerdings über den Güterweg Gugu, der in bedauernswertem Zustand ist. „Wir bemühen uns seit langem darum, dass die Straße vom Land Oberösterreich übernommen wird, leider bislang ohne Erfolg.“

Noch schlechter geht es jenen Liebenauern, die auf den Öffentlichen Verkehr angewiesen sind. „Wir haben nicht einmal eine Verbindung in die Nachbargemeinde nach Unterweißenbach“, kritisiert ÖVP-Vizebürgermeister Manfred Eckl. „Das Angebot wird scheibchenweise zurückgefahren.“ Dabei würden einfache Maßnahmen – wie beispielsweise das Einsetzen eines Kleinbusses – durchaus zielführend sein. „So hätten unsere Jugendlichen eine bessere Anbindung in höhere Schulen nach Perg oder in den Zentralraum.“

Das nächste Problem heißt Verwaldung. „Es ist mittlerweile so, dass der Wald für uns eine Bedrohung ist“, sagt Bürgermeister Punz. Der Waldanteil hat die 70-Prozent-Marke überschritten. Tendenz: steigend. Sobald ein landwirtschaftlicher Betrieb zusperrt, geben sich Kaufinteressenten die Türklinken in die Hand. Sie erwerben den Grund und forsten auf. „Unsere Kleinbesitzerstruktur löst sich allmählich auf“, fürchtet Punz. Es regiert wieder der Großgrundbesitz.

Die Liebenauer fordern nicht nur einen neuen Zugang zum Forstrecht, sondern auch zur Bau- und Raumordnung und zu gewissen Förderschienen wie Leader. „Derzeit fährt man mit der Gießkanne drüber und berücksichtigt die speziellen Probleme von abseits gelegenen Gemeinden nicht“, sagt der Bürgermeister. „Es muss eine besondere Förderung für periphere Lagen geben – auch im sozialen Wohnbau. Es kann doch nicht sein, dass Liebenau mit Städten wie Wels oder Steyr gleichgestellt ist.“

Mit dem Hilferuf wollen Punz und Eckl die Probleme von Liebenau transparent machen. „Wir wissen, dass es kein Wundermittel gibt, aber wir wollen der dramatischen Entwicklung entgegensteuern und kleine Schritte nach vorne machen“, sind sich die zwei Politiker unterschiedlicher Couleur einig.

KOMMENTAR (von Roland Wolf)
Es ist wahrlich schwierig, dem täglichen Stau-Wahnsinn nach Linz etwas Positives abzugewinnen. Aber möglicherweise hat er langfristig tatsächlich eine gute Seite. Denn vielleicht kommen die Unternehmer im Zentralraum, die ja so sehr auf die verlässliche Mühlviertler Arbeitskraft bauen, einmal drauf, dass es egal ist, ob sie ihre IT-Firma in Linz oder im Bezirk Freistadt haben. Vielleicht kommen sie drauf, dass es für ihre wertvollen Arbeitskräfte unzumutbar ist, Tag für Tag stundenlang im mehr oder weniger ruhenden Verkehr zu verbringen. Vielleicht kommen sie drauf, dass die paar Linzer, die sie beschäftigen, gegen die Pendlerströme fahren würden, wenn sie sich im Mühlviertel ansiedelten. Und vielleicht steht die Politik den Unternehmern unterstützend zur Seite. Es wäre dringend notwendig, um unser großartiges Hinterland dauerhaft zu sichern.

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Dramatische Bevölkerungsentwicklung in Liebenau.
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