Ach! Krach?

Habe ich offene Fragen, wende ich mich an die zuständige Personen (von links): Bürgermeister Christoph Stark, Kulturreferent Alois Reisenhofer und Kulturbeauftragter Gerwald Hierzi
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Schon brummen die Buschtrommeln. War meine kleine Reflexion über Eröffnungsrituale bei Kulturveranstaltungen („Eröffnungsredereien“) ein Hieb, um der Gleisdorfer Stadtregierung hintenrum, quasi über die Bande, eine reinzusemmeln? Hehe! Das könnte wem so passen.


Im Gleisdorfer Rathaus ist das so: Wenn ich mit jemandem Dissens habe oder ein Problem, das der Klärung bedarf, hol ich mir einen Termin. Das ist mir noch nie abgeschlagen worden. Falls wir gelegentlich etwas zu klären haben, geht das also nicht über die Bande, sondern im direkten Gespräch.

Aber schauen wir uns das doch etwas detaillierter an. Ich habe in verschiedenen Glossen schon dargelegt, daß Kulturveranstaltungen immer auch soziale und repräsentative Aufgaben einlösen müssen.

Das tun sie im Zusammenhang mit materiellem Aufwand, der so oder so abgedeckt sein muß. Quid pro quo! Diese Anforderung hat in unserer Kultur seit der Antike Gewicht und ist immer neu Gegenstand von Debatten: „Dies für das“. Unser großes Tabuthema: Leistungsaustausch.

Menschliche Gemeinschaft beruht auf Austausch materieller und immaterieller Güter. Das läßt sich besonders am Beispiel von Kulturveranstaltungen sehr gut darlegen, vorführen. Es ist ein beliebtes bildungsbürgerliches Klischee, daß Kunst nichts mit schnödem Geld und Eitelkeit zu tun haben dürfe.

Quatsch! Unsere Lebenspraxis ist der brüllende Gegenbeweis! Gerade Kunstveranstaltungen sind ein Umschlagplatz für die Hochzeit materieller und immaterieller Werte. Das kann man nun banaler oder anspruchsvoller spielen. Dabei kann man mit eher seriösen oder eher peinlichen Motiven vorgehen.

Für uns in Gleisdorf ist der Kulturbereich ein spannendes Feld der Erprobung sozialer und politischer Qualitäten. Meinungsunterschiede? Kontroversen? Auf jeden Fall! Gäbe es die nicht, wäre alles geschummelt oder wir müßten feststellen, daß wir in einer Tyrannei leben.

In den Jahren, da Christoph Stark hier Bürgermeister ist, kam es gelegentlich vor, daß er mir eine lapidar gehaltene Email sandte: „War das unbedingt nötig?“ Ein „Ja“ als Antwort hat danach noch nie einen Keil zwischen uns geschoben.

Verstehen Sie, was das politisch bedeutet? In Österreich ist kaum eine Beziehungsart so ausgereift und populär, wie diese oder jene Kumpanei. Das bedeutet meist auch: Mit einer größeren Differenz wirst du einen lebenslangen Feind gewinnen.

Wenn es also – im Gegensatz dazu – im lokalpolitischen Geschehen Dissens geben kann, ohne Kommunikation und Entwicklungen zu blockieren, hat ein Gemeinwesen Perspektiven, die eine „alte Funktionärsherrlichkeit“ nicht einmal für viel Geld kaufen könnte.

Dieser offene Umgang mit Auffassungsunterschieden, in denen auch der Dissens als anregend verstanden wird, ist nach meiner Überzeugung extrem zukunftsträchtig.

Das hat noch andere, sehr konkrete Konsequenzen, mit denen ein Verhältnis zwischen Zivilgesellschaft und dem Gespann Politik & Verwaltung recht gute Karten kriegt. Da wäre dann zum Beispiel auch über eigenständig Regionalentwicklung zu reden.

All das verlangt, daß sich Funktionstragende aus Politik und Verwaltung mit engagierten Leuten der zivilgesellschaftlichen Basis verständigen und auseinandersetzen MÖCHTEN. Das handelt auch davon, die unterschiedlichen Organisationsformen, denen man angehört, kennenlernen und verstehen zu WOLLEN.

Daraus ergeben sich dann entsprechend neu geordnete Formen des Auftretens in der Öffentlichkeit. Damit komme ich zurück zum Thema „Eröffnungsredereien“. Dazu ein paar Takte aus der Praxis, um deutlich zu machen, was ich schätze.

Bei Kulturbüro-Chef Gerwald Hierzi habe ich noch nie erlebt, daß er sich in den Vordergrund drängt und bei Veranstaltungen produziert. Er hat Klarheit über seine Rolle und tritt entsprechend auf. Das ist keinesfalls Standard. Man kann gelegentlich auf einen Kulturbeauftragten treffen, der sich andauernd vor jede Kamera drängt, wenn es zur Kunst geht, obwohl er nicht einmal Politiker ist, sondern der Verwaltung angehört. So was ist peinlich.

Von Kulturreferent Alois Reisenhofer kann man sagen, daß er sich für viel interessiert, sich das alles auch ansieht. Doch man darf ebenso seine thematischen Leidenschaften und Schwerpunkte kennen, was bedeutet, er mischt nicht überall mit. Er macht niemandem vor, alles, alles, alles im Auge zu haben und zu befördern, er äußert sich vorzugsweise zu Themen, bei denen er sich auskennt. Das zeigt Augenmaß und schafft klare Verhältnisse.

Von Bürgermeister Stark hab ich eine kleine Episode zu erzählen. Er eröffnete 2013 das Gleisdorfer Kunstsymposion und sagte dabei, wie gewohnt, auch einige Sätze zur gesellschaftlichen Lage des Landes und zur regionalen Situation.

Anschließend hielt Kulturwissenschafter Matthias Marschik einen Vortrag zum Thema „Der Mythos vom Ganzen und Einen" (Identitätskonstruktionen in der Spätmoderne).

Marschik sagte hinterher erstaunt zu mir: „Das hab ich ja noch nie erlebt!“ „Was?“ „Na, Bürgermeister eröffnen, bleiben höflich fünf Minuten und hauen dann wichtig ab. Aber der bleibt sitzen und hört sich das an.“

Dämmert Ihnen nun, wie das hier läuft? Da ist mit einer „Hintenrum-Geschichte“ nichts zu machen und nichts zu holen. Das Motto lautet: Nennen Sie Ihre Gründe! Man muß dann freilich für seine Ansichten auch, na, was? Einstehen!

+) Bezogen auf: „Eröffnungsredereien“ [link]

Habe ich offene Fragen, wende ich mich an die zuständige Personen (von links): Bürgermeister Christoph Stark, Kulturreferent Alois Reisenhofer und Kulturbeauftragter Gerwald Hierzi
Bei Kunstveranstaltungen geht es nie nur um Kunst, immer auch um soziale Kategorien
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