basis-kunst: Das Globale, erdenschwer
Das Gleisdorfer Kunst-Symposion in der Rundhalle von Binder +Co, eine Kooperation von „kunst ost“ und „styrian contemporary“, war nicht angelegt, Lösungen zu produzieren, sondern Fragen und Aufgabenstellungen zu formulieren, die in naher Zukunft bearbeitet werden.
Der mehrjährige Arbeitsprozeß hat in der Gegenwartskunst einen zentralen Angelpunkt, doch die einzelnen Themen und Aufgaben betreffen unser aller Lebensbereiche.
Die letzten Jahre waren von einigen politischen Projekten geprägt, welche alle gemeinsam haben, daß sie dem „Bottom up-Prinzip“ gewidmet sind, was einer Idee der „Bürgerbeteiligung“ entspricht, also daß sich Bürgerinnen und Bürger an den Gestaltungsprozessen der Region beteiligen.
„Regio Next“, „Lokale Agenda 21“, „LEADER“, all diese Programme waren als Anlässe gedacht, Politik, Verwaltung und die Menschen der Region neue Formen der Kommunikation und der Kooperation erproben zu lassen.
Dabei sind verschiedene Themenstellungen greifbar. Zu den großen Themen gehören jene, die Fragen berühren wie: Wer sind wir denn in Zeiten dieser Globalisierung? Wo sind wir, wenn wir durch die Medien überall sind? Was können wir eigentlich an den Kräftespielen bewirken, die längst globaler Natur sind?
In all diesen Zusammenhängen ist es stets auch die Frage nach unserer IDENTITÄT, mit der wir uns befassen; oder wir überlassen es den Werbeagenturen und Tourismus-Managements, um festzustellen, wer wir sind.
Kulturelles Engagement handelt also unter anderem von derart grundlegenden Fragen.
Künstler Richard Kriesche hat die Befassung mit derlei Überlegungen in ein sehr poetisches Bild gebracht. Er sagte beim Symposion, hier ginge es darum, „das Globale erdenschwer in einem Standort zu verankern und diesen mit einem Standpunkt geistig aufzuladen.“
„Das Globale“ ist, wie wir wissen, etwas Ungreifbares, von dem wir dennoch getroffen und erschüttert werden. Die große Krisenserie ab 2008/2009, Bankenkrach und Immobilien-Desaster etc., entstand aus Kommunikationsprozessen und Zahlenspielen, die Geldflüsse waren, ohne daß jemand dabei etwas konkret in Händen gehabt hätte.
Was wir als „Die Blase“ erfuhren, waren nur Ideen und Kontobewegungen, Kursschwankungen von Währungen, Auf- und Abbewegungen, mit denen Rating-Agenturen ganze Nationen schüttelten. Alles von der „Realwirtschaft“ vollkommen abgekoppelt, also davon, was tüchtige Menschen konkret leisten und produzieren, um die ganz konkreten Bedürfnisse von Mitmenschen stillen zu können.
Es ist demnach eine brisante Frage, wie wir aus dem „Nichts“ weltweiter Finanzgeschäfte und sonstiger Manipulationen (das Globale) zurück finden zu realen Menschen (erdenschwer), die an realen Orten leben (in einem Standort verankert), wo verstanden wird, was geschieht und wo abgelehnt wird, was schiefläuft (einen Standpunkt haben), was freilich nach eigenen Inhalten, einer Orientierung und begreifbaren Informationen verlangt (sich geistig aufladen), damit man eine Meinung entwickeln und seine Gründe nennen kann.
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