basis-kunst: Der Kunstmarkt

Eugen Lendl, einer der erfahrendsten steirischen Galeristen
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Künstler Richard Kriesche betonte beim Gleisdorfer Kunstsymposion in der Rundhalle von „Binder +Co“, auf dem internationalen Kunstmarkt herrsche eine Situation der völligen Überproduktion. Aus seinen Schilderungen kann man schließen, daß der Markt für Gegenwartskunst zur Zeit im Grunde verrückt spielt.

Kunstsammler Erich Wolf hob hervor, daß etwa russische und chinesische Oligarchen derart reich seien, daß sie praktisch grenzenlos Geld einsetzen könnten, um den Kunstmarkt zu manipulieren. Das werde beispielsweise genutzt, um die eigenen Portfolios aufzuwerten und so möglichst weiteren Profit zu machen.

Es sind nicht bloß Galeristen und Kunsthändler, die diesen Markt bewegen, Kritiker, Sammler und Auktionshäuser mischen nach Kräften mit. Ludger Hünnekens vom deutschen Burda Museum vermerkte lapidar: „Der Kunstmarkt ist ein simples Geschäft von Angebot und Nachfrage.“

Das bedeutet wohl auch, die Interessenslagen müssen sehr wesentlich durch Medienarbeit initiiert, gewiß auch „angeheizt“ werden. Hünnekens: „Wenn ein bestimmter Betrag gezahlt wird, dann ist ein Werk eben das in diesem Moment wert.“ Der kann folglich sehr heftig rauf- und runtergehen, je nachdem, welche Kräfte auf den Verlauf gerade einwirken.

Diese Verhältnisse bestimmen freilich so nicht den steirischen Kunstmarkt. Der funktioniert wesentlich unaufgeregter. Es war interessant, beim Symposion von einigen Kunstsammlern zu hören, was sie treibt. Für einen Galeristen sieht das heute allerdings etwas schwierig aus.

Eugen Lendl ist sicher einer der erfahrendsten Galeristen der Steiermark. Er skizzierte die Problemlage des Metiers folgendermaßen: Man braucht einige Jahre, um einen jungen Künstler „aufzubauen“. Da geht es um allerhand Kompetenzen, die ein Künstler selbst erwerben muß, damit er auf dem Kunstmarkt besteht.

Da geht es aber auch um Öffentlichkeitsarbeit und diverse Investitionen. Das Einrichten von Ausstellungen, die Präsenz auf Kunstmessen, das Publizieren von Katalogen, das Betreuen von Sammlern, laufenden Kommunikation etc. etc.

Dafür müssen natürlich Gewinne aus anderen Bereichen vorhanden sein, weil sonst schlicht die Investitionsmittel für das Aufbauen junger Leute fehlen. Solche Mittel ergeben sich auch aus späteren Verkaufserfolgen, wenn jemand auf dem Markt reüssiert; falls nicht größere Galerien einem die Leute abwerben, nachdem man sie arbeitsintensiv aufgebaut hat.

Lendl versteht zwar, daß Künstler solche „Umstiegs-Chancen“ nützen, um andere Geschäftsfelder zu betreten, weist aber auf das ernste Problem hin, daß durch eben solche Schritte dann oft Mittel für die Arbeit am Nachwuchs fehlen.

Nimmt man nun hinzu, daß sich der Staat schon geraume Zeit aus derlei Bereichen mit seinen Finanzierungen immer mehr zurückgezogen hat, wird ganz offensichtlich, daß sich Lücken auftun, die vor allem einmal für Kunstschaffende zur Falle werden.

Dazu kam eines der Resümees dieses Symposions:
Nun lautstark zu verlangen, die Wirtschaft solle diese Defizite ausgleichen und statt der öffentlichen Hand bezahlen, sei Unfug, das verschiebe nur das Problem, löse es aber nicht in seinen Fundamenten.

Das bedeutet wohl, Kunst- und Kulturschaffende, Wirtschaftstreibende sowie Politik und Verwaltung sollten beginnen, neuen Formen der Kooperation und der Kofinanzierungen zu entwickeln, neue Strategien zu finden.

Wo: Binder +Co, 8200 Gleisdorf auf Karte anzeigen
Eugen Lendl, einer der erfahrendsten steirischen Galeristen
Von links: Künstler Richard Kriesche, Kunstkritikerin Almuth Spiegler und Kunstsammler Erich Wolf
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