Der mit den Nutria schmaust
- hochgeladen von Daniela Tuttner
Der Pensionist Johann Absenger kommt jeden Tag an die Gleisdorfer Gliederwehr, wo ihm seine Schützlinge aus der Hand fressen.
Eis kalt ist es und die Sonne kämpft sich gerade über den Horizont. Johann Absenger ist wie jeden Morgen unterwegs an die Gleisdorfer Gliederwehr und wie jeden Tag hat er auch heute trockenes Brot und einen Sack voll Möhren dabei.
Seine Kundschaft wartet schon. "Da hat schon jemand Futter hergebracht," stellt Johann Absenger mit einem misstrauischen Blick fest. Alles in Ordnung - trockenes Brot. Zahlreiche Wildenten haben sich schon zum Frühstück eingefunden, und auch die Nutrias, große wie kleine, raufen um die besten Leckerbissen. Ihr Knurren und Fiepen macht klar, dass Absengers mitgebrachter Proviant höchst willkommen ist.
Man kennt sich schließlich
"Die Nutrias sind wie meine Kinder," erzählt der 82jährige. Seit 20 Jahren kommt er jeden Tag her, um seine Lieblinge mit Futter zu versorgen. Die sind so sehr an ihn gewöhnt, dass sie ihm aus der Hand fressen. "Im Sommer bekommen sie viel Salat, den baue ich selber an," erzählt Absenger. Brotreste holt er aus dem Pensionistenheim oder vom Lebi-Laden. Die Möhren, die im Winter als willkommene Vitaminquelle dienen, kauft Absenger.
Mittlerweile haben sich auch die beiden Schwäne Lilli und Willi ans Buffet begeben. Wer da wer ist? Für Johann Absenger reicht ein kurzer Blick. "Rechts ist der Willi, der wird gleich als erster aus dem Wasser kommen." Genau so ist es. Man kennt sich inzwischen eben ganz gut.
Unzählige Geschichten hat Johann Absenger über seine pelzigen und gefiederten Freunde auf Lager, aber eines ist ihm ein besonderes Anliegen: "Dass müssen's schreiben," sagt er, "dass die Nutrias keine Ratten sind! Ganz edle Tiere sind das nämlich und ich wünsch mir, dass die Eltern, die mit ihren Kinder an die Gliederwehr kommen, auch wissen, dass das keine Ratten sind und ihren Kindern das vermitteln."
Alle Kübel und Sackerl sind geleert, Enten, Nutria und Schwäne schmausen noch. Johann Absenger packt zusammen, wirft noch einen liebevollen Blick auf seine Schützlinge und macht sich wieder auf den Heimweg. Morgen wird er wieder hier sein und Futter mitbringen.
Nutria
Nutria (Myocastor coypus) sind Nagetiere, die ursprünglich aus Südamerika stammen und mittlerweile auch in Europa eingebürgert sind. Vermutlich sind die Gleisdorfer Nutria Nachkommen von Tieren, die aus einer Pelztierfarm in Graz (mittlerweile längst geschlossen) entkommen sind.
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