Flucht in die alte Heimat
Eine Grieskirchnerin ging 1971 nach Syrien – jetzt floh sie mit ihrer ganzen Familie vor Krieg und Tod.
GRIESKIRCHEN (raa). Die Liebe zu einem syrischen Mann war es, die Monika H. 1971 von Grieskirchen nach Aleppo in Syrien verschlug. Dort lebte sie, die niemals konvertierte, glücklich und brachte 1976 und 1979 ihre beiden Söhne Amir und Samir zur Welt. 23 Jahre war sie mit ihrem syrischen Mann verheiratet, bis dieser 1989 verstarb. Bis zum Beginn des Bürgerkriegs 2012 hatte die Familie ein gut gehendes Bekleidungsgeschäft in der syrischen Metropole. Oft geriet ihr Haus unter Beschuss und mehrmals wechselte es auch die Fronten zwischen den Rebellen und dem Regime Assads. Im Herbst wurde die Lage dann zu dramatisch – der IS stand nur noch 40 Kilometer vor Aleppo. Zu diesem Zeitpunkt hatte die fünfköpfige Familie schon seit zweieinhalb Jahren weder Strom noch Wasser im Haus. "Seit vier Jahren werden die Menschen hier erschossen, sterben durch Fassbomben und keinem fällt eine Flucht leicht", so die 66-jährige Monika. "Es gibt in Aleppo keine Familie, die ohne Opfer wäre."
Über Damaskus und den Libanon gelang die Flucht nach Wien. Die Mutter, ihre zwei Söhne, eine Schwiegertochter und der dreieinhalbjährige Enkel Yamen. "Der Kleine kennt sein ganzes Leben lang nur Bomben – wenn er hier ein Flugzeug sieht, meint er es kommen Raketen", so seine Oma.
"Es sterben so viele"
"Gott sei Dank sind wir jetzt hier – dort unten wird man umgebracht", beschreibt die gebürtige Grieskirchnerin die letzten vier Jahre in der Hölle des Krieges. "Vor dem Krieg konnte man gut leben, wenn man nichts gegen Assad sagte. Es war sehr sicher und auch die Muslime und Katholiken lebten friedlich nebeneinander."
IS kommt nur zum töten
Die Opfer der "Gotteskrieger" des sogenannten islamischen Staates IS hat die Familie gesehen. "Die kommen nur zum Töten. Darunter sind sehr viele, sehr junge, Europäer, denen es zu gut geht. Die sagen, die tun es wegen dem Islam, aber das stimmt nicht, der Islam ist ganz anders, im Grunde wie katholisch", beschreibt Monika H. die Gräuel in ihrer Wahlheimat Syrien. Den aktuellen Flüchtlingsstrom kann sie gut verstehen. "Die ganzen jungen Männer zieht Assad zum Militär ein. Die müssen töten oder sie werden erschossen." Für sie kann es effektive Hilfe nur vor Ort geben, "und dazu müssen sich die großen, wie Russland und Amerika, einig werden". Die Kinder von Monika H. kennen Österreich nur von Urlauben in Jugendtagen. Seit 1994 waren sie nicht mehr hier. Syrien ist ihre Heimat, sie ist es im Laufe der Jahre auch für Monika geworden. "Es will keiner weg, es ist die Heimat. Für meine Kinder, für jeden Flüchtling ist das sehr sehr schwer, er lässt ja alles hinter sich."
Demokratie ist schwierig
"Es gibt keine Demokratie in arabischen Ländern", ist sich Monika H. sicher, "die muss man von klein auf lernen". Darin sieht sie auch den Grund, warum so viele Hilfen vor Ort im korrupten Sumpf versickern. "Es helfen so viele, Caritas, Rotes Kreuz, aber die Güter bekommen immer nur die Reichen, Assads Leute."
Ein neues Leben
Hier in Grieskirchen, der alten Heimat von Monika H., und der neuen Heimat ihrer Kinder und dem Enkel, hat die Familie mittlerweile eine Wohnung bezogen. Die beiden Söhne sind jetzt auf der Suche nach Arbeit. Der jüngere hat allerdings noch keinen Asylstatus. "Nur wenn Kriegsffüchtlinge arbeiten dürfen und unter die Leute kommen, werden sie sich auch integrieren können", so die besorgte Mutter.
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