Severin Mair: Bezirksgrenzen sollten überdacht werden

EFERDING (raa). Nach dem Rückzug des bisherigen SPÖ-Bürgermeisters Johann Stadelmayer nutzte der 22-jährige Severin Mair die Chance und wurde zum jüngsten Bürgermeister Österreichs gewählt.

Der jüngste Bürgermeister Österreichs. Ist dieses Attribut ein Fluch oder ein Segen?

Natürlich ist das mediale Interesse sehr groß. Das wird man sehen, ob das mehr Segen oder mehr Fluch ist aber ich komme mit der Situation sehr gut zurecht.

Nach dem Rücktritt von Johann Stadlmayer war es ja doch überraschend.

Es war für mich sehr sehr überraschend. Habe überhaupt nicht damit gerechnet und werde schauen, dass ich das Beste daraus mache.

Sie stammen aus einem politischen Haus, wenn auch aus verschiedenen politischen Lagern. Wie hat sich das bei ihnen in Richtung ÖVP entwickelt, sie hätten ja auch als Grüner Fuß fassen können?

Ich habe mich seit meiner frühesten Jugend gern mit Politik beschäftigt. Ich habe auch vom Vater mitbekommen, wie er Politik lebt und seine Einstellung dazu ist. Das hat mich geprägt. Am Schluss bin ich immer mehr zur Ansicht gekommen, meine politische Heimat ist nicht bei den Grünen. Habe an der Uni auch viele radikalere Einstellungen der Grünen kennengelernt, mit dem hab ich nicht leben können. Meine politische Heimat ist die ÖVP, zu deren Werten und Grundsätzen stehe ich. Auch die mitunter hitzigen Diskussionen mit meinem Vater über aktuelle Dinge waren sehr wichtig und stehen für Demokratie. Da lernt man, andere Meinungen zuzulassen und andere Sichtweisen kennenzulernen. Erst durch einen Diskussionsprozess kann man eigenes auch mal revidieren und sich weiterentwickeln.

Ist das ein politischer Grundsatz für ihre Arbeit als Bürgermeister in der Zukunft?

Es gibt nicht die eine richtige Meinung oder Wahrheit, sondern viele verschiedene. Ich will in meiner zukünftigen Arbeit für andere Sichtweisen offen sein und mir erst dann meine Meinung bilden. In der Kommunalpolitik kann man die Sache mehr in den Vordergrund rücken und muss nicht einer Ideologie folgen.

Wie wollen sie das Bürgermeisteramt und ihr Studium unter einen Hut bekommen?

Es wird vor allem am Anfang schwierig werden. Ich den Kontakt zur Uni nicht abbrechen. Ich werde in einem geringeren Ausmaß weiter studieren.

Sie wohnen noch im Hotel Mama, ein Vorteil, oder werden auch weiterhin Hemden zum selber bügeln anfallen?

Es ist mit meinem Alter als Student kein Problem, ich verstehe mich mit meinen Eltern sehr gut und helfe natürlich auch im Haushalt mit. Das gehört einfach dazu. Es wird sich sicher in Zukunft die Frage stellen, dass ich eine eigene Wohnung nehme, aber das hat noch Zeit.

Was sind ihre wichtigsten erreichbaren und auch visionären Ziele für Eferding in den nächsten sechs Jahren?

Erreichbares Ziel ist sicherlich die Innenstadtbelebung auch mit der Vorbereitung der Landesausstellung 2022. Wir müssen nachhaltig gewisse Geschäfte schaffen. Die Landesausstellung ist wie ein Lotto-Sechser, aus der wir nachhaltig einen Nutzen ziehen müssen. Eine große Chance sehe ich in meiner Vision der Gemeindezusammenlegung mit Fraham, Hinzenbach und Pupping. Das bietet sehr viel Potenzial. Gerade mit der Verwaltungsgemeinschaft der Bezirke Eferding und Grieskirchen kann Eferding noch stärker dastehen und wenn wir eine Stadt mit über 10000 Einwohnern sind, kann man uns einfach nicht ignorieren, dann haben wir eine andere Gewichtung in Oberösterreich und stehen auch wirtschaftlich besser da. Wir können in der Raumordnung vernünftiger arbeiten und neue Firmen hierher holen. Für kleinere Gemeinden ist es viel schwierigen, Einflüsse geltend zu machen.

Wie sehen das die betroffenen Gemeinden?

Natürlich birgt das großen Widerstand. Aber in den letzten Wochen und Monaten sind viele Frahamer, Hinzenbacher und Puppinger auf mich zugekommen, die mich bestätigen. Viele sagen es macht Sinn, weil wir auch schon jetzt so eng verbunden sind. Wir haben gemeinsame Kindergärten und Schulen und vieles mehr. Wir müssen die Bevölkerung mit einbinden. Es darf nicht von oben verordnet werden. Gemeindezusammenlegungen, die auf Freiwilligkeit basierten, tragen heute große Früchte.

Wie stehen sie zur Auflösung der Bezirkshauptmannschaft in Eferding?

Ganz fix sehe ich das noch nicht. Man darf sich nicht an bestehenden Bezirksgrenzen orientieren. Beispielsweise geht der Gerichtssprengel Eferding über die Bezirksgrenzen hinaus. Ebenso die Schulregion. In beiden Fällen reichen die in den nördlichen Bereich von Grieskirchen. Peuerbach zum Beispiel hat an Eferding eine bessere öffentliche Anbindung als an Grieskirchen. Es wäre zu überleben, ob man grundsätzlich Bezirksgrenzen anders zieht.

Sollte man die Bezirksgrenzen grundsätzlich überdenken?

Die Grenzen wurden irgendwann gezogen und hatten damals sicher ihre Berechtigung. Aber die Zeit hat sich verändert. Man muss schauen, wie man das strukturieren und anpassen kann, damit es an die heutigen Gegebenheiten angepasst ist. Auch damit sinnvoller und effizienter gearbeitet werden kann. Das muss offen erarbeitet werden, ob da Änderungen nicht Sinn machen könnten.

Belebung der Innenstadt, ein in vielen Städten großes Thema. Was kann die Politik tun, um wieder mehr Geschäfte auf die Stadtplätze zu holen und vor allem dann auch zu halten?

Kunstgalerien in leerstehenden Geschäfte sind sicher eine sinnvolle Maßnahme. Das sieht zumindest schön aus und findet Beachtung. Langfristig soll darauf aber wieder eine Geschäftsfläche werden. Wir müssen in der historischen Innenstadt den Flair nutzen. Wir werden Konzept ausarbeiten müssen, schauen, wie es in anderen Städten funktioniert und möglicherweise auch selbst was schaffen und unterstützen. Ich glaube auch, mehr Veranstaltungen in der Innenstadt können hilfreich sein.

Hat Eferding in touristischer Hinsicht noch Potenzial?

Falls es zu den Gemeindezusammenlegungen kommt, sind wir natürlich auch eine Gemeinde an der Donau mit all ihren Vorteilen. Das kann man marketingtechnisch toll verkaufen, wenn ich nur an den florierenden Radtourismus an der Donau denke. Das kann für Eferding ein großer Vorteil werden. Hier sehe ich viel touristisches Potenzial.

Ihr politisches Vorbild ist Sebastian Kurz. Was macht der anders, als die alten Hasen in der Politik?

Er spricht Sachen an, die auch unangenehm sind. Das aber nie in einer polemischen Art und Weise, sondern immer lösungsorientiert, was auch mir sehr wichtig ist. Er betreibt eine fundierte und sachorientierte Politik.

Das zeichnete Doris Hummer auch aus und musste trotzdem gehen?

Das ist eben eine demokratische Entscheidung, die wir schwer beeinflussen können. Es ist kein positives Zeichen nach außen.

Erwartungen an die ersten Tage im Amt?

Ich will alle Mitarbeiter kennen lernen, viel zuhören und viel lernen. Welche Ideen gibt’s, wo sind Probleme – und dann kann es richtig losgehen.

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