Bürgermeisterinnen Grieskirchen & Eferding
Auf das Gleichgewicht kommt es an

Monika Rainer ist seit 2020 Bürgermeisterin in Alkoven. | Foto: Gemeinde Alkoven
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  • Monika Rainer ist seit 2020 Bürgermeisterin in Alkoven.
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Frauen im Bürgermeisteramt in den Bezirken Grieskirchen und Eferding stellen ihr Können unter Beweis. Warum es noch mehr von ihnen braucht.

GRIESKIRCHEN & EFERDING. Sechs von 45 Gemeinden in den Bezirken Grieskirchen und Eferding befinden sich in Frauenhand: die Bezirkshauptstadt Grieskirchen, Kallham, Natternbach, Pram, Tollet und Alkoven. Doppelt so viele wie nach den Gemeinderatswahlen 2015, als lediglich drei Frauen an der Spitze einer Gemeinde in der Region standen. Gut so, meinen die Politikerinnen. "Ich denke, dass Frauen sehr gut für diesen Job geeignet sind. Somit würde ich mich freuen, wenn noch ein paar weibliche Kolleginnen hinzukommen würden", meint Monika Rainer. Sie hat seit 2020 das Bürgermeisteramt in Alkoven inne. Gegen ihre Mitstreiter konnte sich Rainer bei der diesjährigen Wahl klar durchsetzen. Trotzdem blieb Alkoven die einzige Gemeinde im Bezirk Eferding, in der eine Frau das oberste politische Amt ausübt.

Daran hapert es

Noch immer sei das Thema der Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf ausschlaggebend dafür, warum viele Frauen den Schritt in das Bürgermeisteramt nicht wagen. "Bürgermeisterin ist man sieben Tage die Woche. Man hat keine geregelten Arbeitszeiten und viele Termine sind fremdbestimmt. Das ist gerade für junge Frauen mit Kindern schwierig", weiß Grieskirchens Bürgermeisterin Maria Pachner. Ein Netzwerk und Rückhalt seien daher besonders wichtig. "Mit guter Organisation und Zusammenhalt in der Familie ist vieles möglich", so Helga Witzmann, Ortschefin in Kallham.
"Die Politik muss man auch mögen", gibt Katharina Zauner, Bürgermeisterin in Pram, außerdem zu bedenken. Als Politiker seien Männer und Frauen mitunter harten Angriffen ausgesetzt. Das bestätigt Rainer. Politik sei nach wie vor ein negativ behafteter Beruf und mit vielen Konflikten verbunden. Wöchentlich habe man schlechte Nachrichten zu übermitteln, auch unpopuläre Entscheidungen müsse man als Bürgermeisterin treffen.

Zur Geschlechterbalance

Warum trotzdem mehr Frauen den Schritt ins Bürgermeisteramt wagen sollten? "Weil eine Ausgewogenheit ganz wichtig ist", so Zauner. Pachner meint ebenfalls: Die Arbeit in der Gemeinde sei ein Miteinander, bei dem ein Bevölkerungsquerschnitt abgebildet werden soll. "Wichtigste Begleiter sind persönliche Überzeugung, Mut, Toleranz und der Glaube an sich selbst. Dann stellt sich auch nicht die Frage, ob Männer oder Frauen die besseren Chefs sind", weiß Witzmann. "Ich sehe keinen Unterschied zwischen Mann und Frau. Ich denke, dass jede Branche eine ausgewogene Balance von Frauen und Männern benötigt. Um dieses Gleichgewicht zu erreichen, soll es mehr Männer im pädagogischen Bereich geben und mehr Frauen in der Politik. Und ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass es genug Frauen gibt, die gerne und qualitativ gut in der Politik arbeiten könnten", ergänzt Rainer.

Mut zum Bürgermeisteramt

Laut Zauner gehören dazu nicht nur ein Ziel und Visionen für die Gemeinde. Auch Respekt vor dem Amt und ein bisschen Mut müsse man aufbringen, ist sie sicher. "Wir Frauen sind aber im Denken vielleicht manchmal anders und wollen perfekt sein. Viele trauen sich selbst deshalb zu wenig zu", glaubt die Pramerin. Das solle einen jedoch nicht davon abhalten, sich etwa im Gemeinderat Einblick in die politischen Tätigkeiten zu holen. Pachner betont zudem: "Man sollte mehr Frauen motivieren, politische Verantwortung zu übernehmen. Die Bürgermeisterinnen beweisen, dass sie das Amt gut ausfüllen."


Das sagen die Politikerinnen an der Spitze


"Es ist wichtig, dass auch die weibliche Komponente Einzug in die Politik hält. Wir haben andere Herangehens- und Sichtweisen und wissen etwa, was Familien brauchen. Ich nehme außerdem für uns in Anspruch, dass wir besser zuhören und so in die Leute hineinhören können – ohne die Männer damit als rau darzustellen."

Maria Pachner, Bürgermeisterin in Grieskirchen

"Es ist schön und begrüßenswert, wenn sich mehr Frauen in die Politik wagen. Es zeigt auch, dass wir es genauso gut wie unsere männlichen Kollegen können. Mit Fachkompetenz, Empathie und Diplomatie können wir auf jeden Fall punkten. Ich finde es schade, wenn wir auf die Quote heruntergebrochen werden."

Helga Witzmann, Bürgermeisterin in Kallham

"Natürlich ist bei Frauen immer die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein Thema. Ich glaube aber, wenn man es gut koordiniert und den richtigen Partner hat, dass es machbar ist. Gerade als Frau bringt man vielleicht auch mehr Fingerspitzengefühl mit, wodurch wahrscheinlich auch mehr gelingen kann."

Nadine Humberger, Bürgermeisterin in Natternbach

Kommentar
Wer heutzutage noch denkt, Frauen in politischen Ämtern hätten den Posten nur wegen einer Quote, der sollte einen genaueren Blick auf die Bürgermeisterinnen in den Bezirken Grieskirchen und Eferding werfen. Tatsächlich leisten sie genauso kompetente Arbeit, wie ihre männlichen Kollegen es seit Jahrzehnten für sich beanspruchen. Unumstritten ist nämlich: Um die Anliegen der Bevölkerung angemessen vertreten zu können, braucht es eine entsprechende Repräsentation aller Bevölkerungsgruppen unter den politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern. Daher kann jeder von uns nur dann profitieren, wenn Personen jedes Geschlechts, allen Alters, verschiedener Erwerbstätigkeiten und aus unterschiedlichen Lebenswelten für die Interessen der Bürger einstehen.

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