Ist der Trend hin zum „Tante Emma Laden“ auch in Tirol wieder deutlich erkennbar ?

Kleine Läden erleben in Tirol eine Renaissance, und insbesondere im Einzelhandel stellen Wirtschaftsexperten derzeit einen Trend zurück in Richtung kleiner Läden fest. Der so genannte „Tante Emma Laden“ habe mehrere Ursachen, so die Meinung vieler Experten. Zum einen sei es eine Rückbesinnung auf alte Werte, auf Einfachheit und Gesundheit, zum anderen habe Tirol mittlerweile die größte Dichte an Lebensmittelgeschäften in ganz Europa. Auch das Umweltbewusstsein der Konsumenten sei stets im Steigen begriffen und die hohen Spritpreise für die motorisierten Kunden tragen ebenfalls das berühmte Schärflein dazu bei. Die Konsumenten seien immer weniger bereit mit dem Auto zum Supermarkt in die weiter entfernte nächste Ortschaft zu fahren und daher bevorzugen immer mehr das kleine Lebensmittelgeschäft um die Ecke im Ort. Die Wirtschaftskammer spricht von einem echten Zukunftstrend und die kleinen Läden könnten wieder zu einem gewichtigen Wirtschaftsfaktor werden.

Einen solch typischen kleinen „Tante Anna Laden“ betreibt seit vielen Jahrzehnten die inzwischen 62-jährige Gemischtwarenhändlerin mit dem Herz am rechten Fleck und einem G‘spür für die Leu‘t, Anna Rieser aus Laimach in der Gemeinde Hippach im Zillertal. Bereits kurz nach dem Ende des 1. Weltkrieges gab es die Gemischtwarenhandlung „zum Wepsner“ in Laimach, welche von ihrer Urgroßmutter betrieben wurde. Diese Tradition setzte sodann die Großmutter der jetzigen Inhaberin, Regina Rieser bis etwa in das Jahr 1965 fort und seit dieser Zeit schaltet und waltet Anna Rieser im kleinen Lebensmittelgeschäft neben der Laimacher Landesstraße, welches seit ihrem Bestehen von der Großhandelsfirma Braunegger aus Kaltenbach beliefert wird. Die Firma Braunegger feierte im Juni 2012 ihr hundertjähriges Bestehen, zu dem Anna Rieser auf diesem Wege recht herzlich gratulieren möchte.

Auf die Frage, wieviele und welche Artikel ihr gesamtes Sortiment umfasst, antwortet Anna Rieser ganz einfach so: „Bei mir gibt es alles, was man auf die Schnelle braucht und benötigt !“ Das sind vor allem Grundnahrungsmittel, etwas Obst und Gemüse, eine große Auswahl an Wurst und Käse, Tabak, Spirituosen, Eis-und Tiefkühlware. Besonders empfehlen möchte sich Frau Rieser für frisch gemachte Geschenkkörbe zu allen Anlässen, sowie für viele nette und liebevoll verpackte Aufmerksamkeiten. Darauf, dass sie auf jahrzehntelange, treue Kundschaften bauen kann und auf viele viele Kunden, die von auswärts nach Hippach Laimach kommen und ihren Wochenendeinkauf bei ihr tätigen, ist Anna Rieser besonders stolz. Man kann deshalb mit ruhigem Gewissen behaupten, dass auch die kleinen „Tante Emma Läden“, in diesem Falle der „Tante Anna Laden“, nach wie vor ihre Berechtigung haben und dem Trend, überall im Land Mega Einkaufszentren entstehen zu lassen, entgegenwirken. Auf die Frage, wie lange sie noch selbst in ihrem Geschäft tätig sein möchte, lacht Frau Rieser verschmitzt und meint, in ein paar Jahren werde sie einmal diesbezügliche Überlegungen anstellen, vorausgesetzt sie bleibe gesund und findet eine(n) geeignete(n) Nachfolger(in). Ein Kuriosum der besondern Art ist beim „Tante Anna Laden“ der Anna Rieser in Laimach noch aufgefallen. Dort gibt es nämlich keine Registrierkasse. Auch hier lacht die Geschäftsinhaberin recht hintergründig und meint, man bleibe dadurch beim Kopfrechnen stets am Laufenden, was ihrer Erfahrung nach die Jugendlichen ab und zu schon besser beherrschen könnten.

Bedanken möchte sich Frau Rieser vor allem bei ihren vielen Kundinnen und Kunden für die jahrzehntelange Treue zu ihrem Laden. Wir sind zwar keine „Ertragsmaschine“ meint Frau Rieser, aber mein bescheidenes Auskommen ist so gesichert. So gesehen, Tante Anna lebt. Jedenfalls stirbt das Prinzip der Händlersfrau mit dem großen Herzen und dem kleinen Laden nie aus, in dem die Nachbarn den neuesten Tratsch aus ihrer Umgebung austauschen und in dem der hungrige Kunde alles kriegt, was er zum Leben braucht. Und zwar von der Marke, die ihm am besten schmeckt.