Lawinen gefahr bleibt über Winter hoch

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BEZIRK (sz). Die Lawinenexperten schlagen Alarm - und es gibt keine Aussicht auf Besserung. In der vergangenen Wintersaison gab es in ganz Österreich 13 Lawinenopfer zu beklagen. Heuer, zu Saisonbeginn, fielen bereits sieben Personen der unberechenbaren Naturgewalt zum Opfer, allein vier Fälle davon ereigneten sich im Bezirk Imst, wie Alpinpolizist Peter Gasteiger auf Anfrage der BEZIRKSBLÄTTER mitteilt.

Angespannte Situation
"Die Lawinengefahr ist heuer besonders hoch und angesichts der jüngsten tragischen Ereignissen muss man beinahe von Glück sprechen, dass die Statistik nicht noch schlimmer ausgefallen ist", verleiht Gasteiger der Gefahrensituation Ausdruck. Dass sich die Situation in naher Zukunft stabilisieren wird, glaubt der erfahrene Alpinist nicht und rät davon ab den gesicherten Skibereich zu verlassen.

Keine Besserung
Auch Bergrettungsleiter Gerhard Schwetz schätzt die Situation, die in ganz Tirol vorherrscht, als äußerst gefährlich ein. "Je weniger Schnee es gibt, umso mehr Tote sind zu beklagen. Aufgrund der stürmischen Wetterverhältnisse haben sich zahlreiche Schneebretter, die durch Windverfrachtungen entstanden sind, gebildet. Diese können schon bei der geringsten Belastung ausgelöst werden", erklärt der Experte, der ebenfalls nicht an eine Entspannung der Situation bis Winterende glaubt: "Derzeit herrscht Lawinenstufe 3, und diese wird sich aller Voraussicht nach den ganzen Winter halten."

"Gefährlichste Stufe"
Für die beiden Alpinisten ist diese Warnstufe besonders besorgniserregend, denn: "In Stufe 3 passieren sind die meisten Unfälle zu beklagen", so Gasteiger und Schwetz unisono. Schwetz weiter: "Wird die Gefahrenstufe 4 oder 5 ausgerufen, schrillen bei jedem Tourengeher sofort die Alarmglocken. Stufe 3, welche erhöhte Lawinengefahr (!) bedeutet, wird aber häufig unterschätzt. In dieser Stufe ist die Risikobereitschaft bei vielen immer noch sehr groß."

Keine Sicherheit
Ein weiteres Gefahrenpotential ortet der Bergretter auch bei den Lawinenausrüstungen: "Viele Tourengeher verlassen sich auf Lawinenausrüstungsgegenstände wie Schaufel, Sonde oder Airbag, aber man darf sich deshalb nicht in Sicherheit wiegen. Solche Utensilien können und helfen Leben zu retten, was aber nicht heißt, dass man auch tatsächlich sicher ist", mahnt der Bergretter zur Vorsicht.

"Der schneearme Winter ist sehr tückisch, denn der Schneedeckenaufbau ist sehr schlecht, und daran wird sich auch in nächster Zeit nichts ändern", erklärt Rudi Mair, der Leiter des Tiroler Lawinenwarndienstes. Schuld seien die frühen Schneefälle und das sehr wechselhafte Wetter mit geringen Neuschneezuwächsen über 2000 m Seehöhe. "Am besten wäre mit großen Neuschneemengen geholfen, aber auch diese sind über das Wochenende hinaus nicht in Sicht. Die Lawinensituation in Tirol bleibt daher äußerst angespannt", sagt Mair.

Tipps für Tourengeher:

Ski- und Snowboardtouren bieten große Chancen für Fitness, Gemeinschaft und Naturerlebnis. Die folgenden Empfehlungen des Alpenvereins Österreich dienen dazu, den Risiken im winterlichen Gbirge wirkungsvoll zu begegnen. Deren praktische Umsetzung wird in Skitouren- und Lawinenkursen vermittelt.

1. Gesund in die Berge
Skitouren sind Ausdauersport. Die wertvollen Belastungsreize für Herz und Kreislauf setzen Ge- sundheit und eine gute Selbsteinschätzung voraus. Vermeide Zeitdruck und wähle das Tempo so, dass niemand in deiner Gruppe außer Atem kommt. Achte auf Kraftreserven für die Abfahrt.

2. Sorgfältige Planung
Karten, Führerliteratur, Internet und Experten informieren über Länge, Höhendifferenz, Schwierigkeit und die aktuellen Verhältnisse. Besondere Beachtung verdient der Wetterbericht, da starker Wind und schlechte Sicht das Unfallrisiko stark erhöhen.

3. Lawinenlagebericht studieren
Informiere dich vor Antritt der Tour eingehend über die aktuelle Gefahrenstufe (Europäische Gefahrenskala für Lawinen in 5 Stufen). Achte besonders auf die Angaben zu den Gefahrenstellen (Wo ist es heute gefährlich?) und den Gefahrenquellen (Was ist heute die Hauptgefahr?).

4. Vollständige Ausrüstung
Passe deine Ausrüstung den winterlichen Verhältnissen an und achte auf ein geringes Rucksack- gewicht. Für den Lawinen-Notfall sind LVS-Gerät, Schaufel und Sonde Standard, ebenso Erste- Hilfe-Paket, Biwaksack und Mobiltelefon. Ein Airbag-System erhöht die Überlebenschancen.

5. Regelmäßig Trinkpausen
Flüssigkeit, Energie und Pausen sind notwendig, um Leistungsfähigkeit und Konzentration zu erhalten. Heiße, isotonische Getränke sind ideale Durstlöscher und Wärmespender. Leicht Verdauliches, wie Müsliriegel, Trockenobst und Kekse stillt den kleinen Hunger unterwegs.

6. Lawinenrisiko abwägen
Beim Erkennen der Lawinengefahr sind dem Menschen enge Grenzen gesetzt. Stütze deine Entscheidungen daher auf strategische Methoden der Risikoeinschätzung (Reduktionsmethoden) und lerne, Gefahrenzeichen im Gelände zu erkennen.

7. Abstände einhalten
Entlastungsabstände von 10 m beim Aufstieg in Steilhängen (≥ 30°) reduzieren die Belastung auf die Schneedecke und steigern den Komfort bei Spitzkehren. Halte bei der Abfahrt grundsätzlich Abstände von mindestens 30 m und befahre sehr steile Hänge (≥ 35 °) einzeln.

8. Stürze vermeiden
Stürze bei der Abfahrt sind die häufigste Unfallursache auf Skitouren. Für die Schneedecke be- deuten sie zudem eine große Zusatzbelastung. Gute Skitechnik und eine dem Können angepasste Geschwindigkeit, reduzieren das Risiko. Ein Skihelm kann vor Kopfverletzungen schützen.

9. Kleine Gruppen
Kleine Gruppen ermöglichen gegenseitige Hilfe und verringern das Lawinen-Auslöse-Risiko. In der Gruppe zusammen bleiben. Achtung Alleingänger: Bereits kleine Zwischenfälle können zu ernsten Notlagen führen. Daher immer vertraute Personen über Ziel, Route und Rückkehr informieren.

10. Respekt für die Natur
Zum Schutz der Natur: Keine Abfälle zurücklassen, Lärm vermeiden, Aufforstungsflächen nicht betreten, Schutz- und Sperrgebiete respektieren. Besondere Rücksicht auf Wildtiere im Winter! Zur Anreise Fahrgemeinschaften bilden oder öffentliche Verkehrsmittel verwenden.

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Rudi Mair | Foto: Foto: privat
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