Gedenkort für stillgeborene Kinder - ein Platz für sichtbare Zeichen der Erinnerung in Imst

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IMST(alra). Im Rahmen der Erweiterung des Urnenbereichs am städt. Friedhof in Imst wurde das seit mehreren Jahren von StR Brigitte Flür angeregte Projekt eines Gedenkplatzes für stillgeborene Kinder nun vollendet und seiner Bestimmung übergeben. Architekt Christian Bailom erarbeitete gemeinsam mit Bernhard Moser ein planerisches Konzept, das sowohl dem Inhalt, als auch der künstlerischen Umsetzung eines derart sensiblen Vorhabens gerecht werden sollte. Nachdem die ersten Ideen gefasst waren und sich der Wunsch nach Skulptur und Gedenktafel, im aufwendig aus Beton- und Steinmauer gefassten Bereich gliederte, koordinierte Moser, ehemaliger Fachlehrer an der HTL und als Künstler für seine ausgereiften Betonskulpturen bekannt, die Zusammenarbeit mit der Künstlerin Alexandra Rangger und dem Bildhauer und Restaurator Siegmund Eller. Im Laufe der letzten Monate entstand in vielen Gesprächen eine Symbiose, in die jeder der Beteiligten seine Aufgabe behutsam einfließen ließ. Bernhard Moser führte sowohl die Arbeiten der Betonfertigteile aus, als auch die Skulptur. Eine anthrazitfarbene gestockte Betonkugel, die sich symbolisch um die Mitte des Daseins dreht und deren unzählige Partikel für die Einzelschicksale stehen. Zwei Stahlblechbögen greifen die Interpretation eines Psalms auf, symbolisieren als Kreise aber auch Unendliches, Immerwährendes und Umschließendes. Die anspruchsvollen Vergoldungsarbeiten der Bögen führte Siegmund Eller aus. Skulptur und Latschen ruhen auf einem Steinbeet, das von Bernhard Moser Stein für Stein händisch ausgewählt wurde. Von Alexandra Rangger wurde das Gedicht für die Gedenktafel verfasst, das in wenigen Zeilen auf die Kostbarkeit jedes Lebens, vom ersten Herzschlag im Mutterleib an, verweist. Zwischen der sichtbaren Aussage der Zeilen schafft sie fühlbaren Raum für die leise Ahnung, welch tiefe Spuren der Schmerz um den Verlust eines Kindes durch Fehl- oder Totgeburt bleibend in den Leben der Betroffenen hinterlässt.
Der Gedenkort wurde bewusst als ein für alle Kulturen offener Platz ausgeführt. Rituale, Symbole und Orte der Erinnerung und des Gedenkens sind Teil des lebendig Erhaltens von allem, was bleibt, nachdem ein Leben jäh und früh endet. Diese Orte sind auf dem schwierigen Weg, den die Betroffenen gehen, Begleiter und wichtige Stationen in der Trauerarbeit.
Drei Sitzbänke aus heimischer Lärche und zwei Abstellebenen für Kerzen runden das Gesamtbild ab und unterstreichen die nachdenkliche Stimmung, die zum Innehalten einlädt. Und so ist dieser Ort, der dem Gedenken an stillgeborene Kinder gewidmet ist, auch ein Ort, für die Familien dieser Kinder, die oftmals auch in eine tiefe Stille des unaussprechlichen um Trauer und Schmerz eintreten. Ein Platz, an dem sichtbare Zeichen der Erinnerung und der Wertschätzung am Leben in seinem Ursprung und seiner Fragilität gegeben werden können.
Die Segnung durch Pfarrer Cons. Oberhuber und Diakon Andreas Sturm, fand unter Anwesenheit von LA BGM Stefan Weirather, Mitgliedern des Gemeinderates und der ausführenden Beteiligten nun am 19. Oktober statt. Chiara Krabichler an der Harfe sorgte für die besonders einfühlsame Untermalung.

Erklärung: der Begriff "stillgeboren" fasst Fehl- und Totgeburt zusammen, bezieht sich darauf, dass diese Kinder nicht mit einem ersten Schrei geboren werden, sondern in tiefer Stille. (Anlehnung an den engl. Begriff "stillborn")

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