Sperre der B 179 sorgt für Debatte

LHStv. Anton Steixner | Foto: Land Tirol
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Wir konnten gar nicht anders handeln. Es lag bereits enorm viel Schnee und dann sind über Nacht weitere 50 cm dazugekommen und niemand konnte das Gelände einsehen. Uns blieb nur die Sperre der Straße“, erklärt der Biberwierer Bürgermeister Helmut Schreyer, warum die Lawinenkommission die Sperre der wichtigen Verkehrsverbindung in der vergangenen Woche verhängte.

Risiko war sehr hoch
Zu groß sei das Risiko gewesen, dass über Nacht die kritische Marke überschritten wird. Schreyer: „Wäre etwas passiert, hätten wir keinem Staatsanwalt erklären können, warum wir bei solchen Verhältnissen die Straße nicht gesperrt haben.“

Die einzig richtige Entscheidung, ist Schreyer überzeugt. Er selbst bekam auch nur wenig Kritik zu hören, ist sich allerdings auch bewusst, dass das wohl anders gewesen wäre, wenn die Sperre nicht unter der Woche, sondern an einem Wochenende erfolgt wäre.

Für den Außerferner Obmann der Wirtschaftskammer, Michael Baldauf, ist die Sperre der B179 eine Gelegenheit, auf die Bedeutung des Ausbaus der wichtigen Verkehrsverbindung hinzuweisen: „Wir fordern seit 30 Jahren eine bessere Anbindung an das Inntal. Inzwischen sind alle Gemeinden entlang der B179 umfahren. Dennoch ist es so, dass an den Wochenenden niemand von Lermoos nach Reutte kommt und umgekehrt. Wenn dann auch noch der Fernass gesperrt wird, liegt es wohl auf der Hand, dass endlich etwas passieren muss!“

Forderung nach Tunnel
Baldauf denkt an eine Tunnellösung am Fernpass und an Lawinenverbauungen entlang der B179. „Man muss sich auch einmal überlegen, wie schade es ist, dass an den schönsten Stellen am Fernpass so viele PKW und LKW fahren. Mir wäre lieber, es kommt ein Tunnel und die bisherige Strecke wird zur Radlroute.“

Unterstützung bekommt Baldauf von Imster Seite. Rupert Melmer, Spartenobmann für den Verkehr in Imst, spricht sich ebenfalls für einen Ausbau aus, wenngleich er nicht ausdrücklich einen Tunnel am Fernpass einfordert: „Der Fernpass ist und bleibt die Zulaufstrecke für die Oberländer Wirtschaft und gewährleistet die Anbindung an den Bezirk Reutte. Deshalb fordern wir von der Landesregierung erneut dringend einen wintersicheren Ausbau der Fernpassstrecke - mit oder ohne Scheiteltunnel.“

Für Tirols Verkehrsreferent LHStv. Anton Steixner ist ein Ausbau der Strecke kein Thema. Er verweist in einer Stellungnahme gegenüber dem Bezirksblatt darauf, dass „der bis heute immer wieder geforderter Ausbau der B 179 Fernpassstraße nie weiter verfolgt wurde, um v.a. im Sinne der AnrainerInnen nicht mit verbesserten Leistungsfähigkeiten die Attraktivität dieser Straßenverbindung und damit die Belastung für die ansässige Bevölkerung zu erhöhen.“ Dennoch habe man viele Verbesserungen herbeigeführt, zuletzt mit der Umfahrung von Heiterwang.

Verbesserungen im Bereich der Lawinensicherheit sind laut Steixner aber vorgesehen (siehe „Zur Sache“). Einer Diskussion hinsichtlich straßenbaulicher Verbesserungen wolle sich das Land aber nicht verschließen, wenn die betroffenen Gemeinden und die Bevölkerung Zustimmung signalisieren.

Die Stellungnahme LHStv. Anton Steixner im Wortlaut:
Dem Land Tirol sind die besondere Bedeutung und die Herausforderungen der B 179 Fernpassstraße als regionale und überregionale Straßenverbindung bewusst. Die Fernpassstraße steht seit vielen Jahren im Spannungsfeld divergierender Interessen (Anbindung von Reutte an den Zentralraum Innsbruck, Straßenverbindung für vorwiegend touristischen Verkehr u.a. auch in die Skigebiete in Imst/Landeck, Anrainerschutz, etc.). Jegliche Entscheidung über Ausbaumaßnahmen ist daher immer mit großem Augenmaß zu treffen und kann naturgemäß nicht alle Interessen befriedigen.

Rückblickend sei erwähnt, dass bereits im Jahr 1978 Tirols Politik entschieden hat, diese Nord-Südverbindung nicht zu einer zweiten internationalen Transitroute auszubauen und sich auf einen zweistreifigen Querschnitt zu beschränken. So wurde Allerdings wurden in den letzten Jahren und Jahrzehnten eine Vielzahl von Maßnahmen gesetzt, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und die Belastungen der AnrainerInnen größtmöglich zu reduzieren. Erwähnung finden sollen hier etwa die Umfahrungsprojekte Nassereith (1994), Lermooser Tunnel (1984), Bichlbach (1968), Umfahrung Reutte (1980) und aktuell Heiterwang.

Zur Lawinengefährung der B 179 Fernpasstraße gibt es im wesentlichen vier Bereiche, die zu Sperrungen führen können. Im ersten Bereich „Fernpass“ (km 11-12,5) können Schneerutsche die Straße gefährden. Maßnahmen zur Sicherung in diesem Bereich sind bereits im aktuellen Bauprogramm enthalten und werden noch im Jahr 2012 ausgeführt. Im Bereich der Lichtenberglawine (km 20,3 - 21,1) sollte eine wesentliche Verbesserung bei Realisierung des Projektes „Verbauung Lussbach“ erzielt werden, welches in Abstimmung mit der Wildbach- und Lawinenverbauung erarbeitet wird. Dies ist als mittelfristige Maßnahme geplant. Im Bereich Bichlbach sind mehrere Lawinenstriche zu nennen, die durch eine 2011 erstmalig angedachte Verlegung der B 179 Fernpassstraße ausgeschaltet werden können. Hier sind erste Studien in Bearbeitung. An der Südrampe der B 179 ist noch die Moaswaldlawine zu erwähnen.

Bei Entscheidungen über all diese Maßnahmen ist auf die Häufigkeit der Sperrungen und Gefährdungen auch im Vergleich mit anderen bedeutenden Landesstraßen Rücksicht zu nehmen. In den letzten Jahren waren an der B 179 vergleichsweise wenige Sperrungen auf Grund der Lawinengefahr zu verzeichnen.

Neben der Gefährung durch Lawinen sind für eine hochrangige Straße natürlich auch die Längsneigungen ein großes Thema - Verbesserungen hier tragen erheblich zur Verkehrsqualität sowohl im Sommer als auch Winter bei. Das Land Tirol wird sich, soferne auch die betroffenen Gemeinden und die Bevölkerung Zustimmung signalisieren, einer Diskussion über allfällige weitere Baumaßnahmen nicht verschließen.

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