U2-Ausbau: Untergrund in der Josefstadt unauffällig
Wiener Linien und MA29 gehen davon aus, dass der U2-Ausbau keine Umweltgefahr für die Josefstadt darstellt. Die Erforschung des Untergrunds sei so umfassend, wie nie zu vor bei vergleichbaren Projekten.
JOSEFSTADT. Gefährdet der Ausbau der U2 die Josefstadt? Das wurde in der vergangenen Woche an dieser Stelle gefragt. Grund war ein Antrag im Bezirksparlament, in dem sich Bezirksvorsteherin Veronika Mickel-Göttfert (ÖVP) für die Einleitung einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) ausgesprochen hatte. bz-Recherchen zufolge wurde die Vorstufe einer derartigen Prüfung – ein sogenanntes Feststellungsverfahren – bereits Anfang Juli durch die Wiener Linien, den Projektbetreiber, eingeleitet.
Dieses soll klären, ob eine UVP notwendig ist. Bei den Wiener Linien geht man davon aus, dass es nicht so weit kommen wird, da man bereits im Vorfeld und laufend umfassende Überprüfungen im Umfeld der neuen U-Bahn-Trasse durchführt. "Noch nie wurde der Untergrund für ein Infrastrukturprojekt so genau erforscht wie bei diesem Projekt", sagt Johanna Griesmayr, Sprecherin der Wiener Linien.
Erste 3D-Modellierung
Sie meint damit vor allem ein Verfahren, das erstmalig zum Einsatz kommt: eine dreidimensionale Modellierung des Wiener Untergrunds. Für dieses 3D-Modell wurden alle verfügbaren Daten – also etwa alte und neue Bohrprofile und geologische Karten – erhoben und aufbereitet. Mit einem speziellen EDV-Programm wurde dann Schritt für Schritt ein 3D-Bild des Wiener Untergrunds entlang der zukünftigen Trasse erstellt. Das passierte in Zusammenarbeit mit der MA29, der zuständigen Magistratsabteilung für Grund- und Brückenbau.
Dort hält man die Ergebnisse der Überprüfung des Untergrunds in der Josefstadt für unbedenklich. Thomas Herzfeld, Fachbereichsleiter für Grundbau, erklärt, dass der Untergrund im 8. Bezirk genau gleich sei wie im 1. Bezirk rund um das Rathaus. Und das heißt, dass die oberste Schicht aus Löss bzw. Schluff besteht, danach kommt ein harter Schotterkörper, der dann in einen sandigen Teil übergeht, und ab ca. 20 Metern unter der Oberfläche befindet sich dann der sogenannte "Donauschotter". Das sei eine "gewöhnliche" und vor allem unproblematische Untergrundbeschaffenheit, so Herzfeld. Auch die Josefstädter Keller – die oft gar nicht in Karten erfasst sind – seien kein Problem, denn die Trasse der U-Bahn verlaufe wesentlich tiefer, als sich die Keller befinden.
Dass man insbesondere jene Gegebenheiten, die nicht in Karten eingezeichnet sind überprüft und nachrechnet, ist für Griesmayr sogar ein Vorteil, der für die Anrainer entsteht. "Hier werden teilweise Fundamentsverbesserungen vorgenommen, die im Rahmen des U-Bahn-Baus finanziert werden."
Inspektionen von Wohnungen
Außerdem müssten die Anrainer keine Angst vor Schäden an ihren Häusern bzw. in ihren Wohnungen haben, denn die Wiener Linien haben eine Bauhaftpflichtversicherung, die Schäden, die durch den Bau verursacht werden, abdeckt. Deshalb werde es ab der zweiten Jahreshälfte 2017 Inspektionen in allen Wohnungen, die sich 30 Meter links oder rechts der zukünftigen Trasse befinden, geben, so Griesmayr. "Dabei wird jedes Zimmer überprüft, sodass man nachher weiß, ob ein Schaden ursächlich mit dem Bau der U-Bahn zusammenhängt oder nicht." ÖVP-Bezirksvorsteherin Mickel-Göttfert ist diesen Untersuchungen gegenüber skeptisch. Man werde alle Gutachten abwarten und danach sehen, ob durch Anrainer Einspruch erhoben wird, sollte es nicht zur UVP kommen.
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