Drogenprobleme: Süchtige als Kranke sehen
Längst sind Drogen nicht nur ein Problem der Städte. Die Konsumenten werden immer jünger. Eine Spurensuche.
KLOSTERNEUBURG. In St. Pölten flog in der Vorwoche ein Dealer auf, der 12-jährige mit Drogen versorgt hatte. Längst haben Cannabiskraut, MDMA, Ecstasy und Co. auch die entlegensten Gebiete des Landes erreicht. Die Konsumenten sind teils Jugendliche.
Plantagen und Kontrollen
Die Bezirksblätter haben bei Sozialarbeitern, Ärzten und der Polizei nachgefragt, wie groß das Problem in Klosterneuburg ist. "Im Vergleich zu anderen Städten sind wir eine sehr ruhige Gegend. Es gibt in Klosterneuburg keine Hotspots wie den Karlsplatz in Wien", versichert Polizeikommandant Georg Wallner und fährt fort: "Der letzte Fall mit Drogenmissbrauch war im Juni." Auch müsse man zwischen Konsum und Beschaffungskriminalität unterschieden und "meist kommen wir durch Anzeigen aus dem privaten Umfeld, etwa der Eltern oder Schulen, oder durch Zivilkontrollen drauf." Ebenfalls haben es die Polizisten mit Cannabis-Plantagen in Wohnungen zu tun: "Das kommt grob geschätzt vier mal im Jahr vor", so der Kommandant. Darauf kommt man, wenn man Tag und Nacht violettes Licht sieht.
Symptom von Problemen
Auch ins Psychosoziale Zentrum kommen einige Süchtige, ungefähr ein Drittel der Patienten sind drogenabhängig. "Meist sind es mehr Männer als Frauen, grob gesagt im Alter von 20 bis 30 Jahren", erklärt der ärztliche Leiter Wolfgang Werner. Viele der hier kommenden Betroffenen kommen von selbst, oder angeregt durch ihre Freunde und Familie. Wie geht man mit einem Süchtigen richtig um? "Das wichtigste ist die psychosoziale Betreuung, das heißt für einen da sein und denjenigen dazu bringen zu überlegen was los ist." Denn, das Suchtproblem ist zumeist ein Symptom von psychischen Problemen, beispielsweise Geld-, Wohnungs-, oder familiäre Probleme. Wichtig ist auch im privaten Umfeld der richtige Umgang mit den Personen, so rät Werner: "Mit dem Süchtigen offen über sein Problem reden und ihn möglichst ohne Vorwurf konfrontieren ist wichtig. Aber dabei kommt es oft zu Problemen, daher rate ich einen Dritten einzuschalten. Es ist besonders wichtig, einen Süchtigen wie einen Kranken zu sehen, nicht wie einen schlechten Menschen."
Zur Strafe
Wer Suchtgifte besitzt, erzeugt, einführt oder anderen anbietet, muss laut Suchtmittelgesetz mit einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr oder einer Geldstrafe von mindestens 360 Tagessätzen rechnen.
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