Das Lehrerdienstrecht geht uns alle an!

Die Organisatoren mit großem Engagement: Anna Zettl und Darius Djawadi
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Eine Zusammenfassung der Diskussion am Klosterneuburger Gymnasium.

Auf Initiative der SchülerInnenvertretung fand am 9. Dezember 2013 am BG/BRG Klosterneuburg eine Diskussion zum neuen Lehrerdienstrecht statt. Es handelte sich um eine reine Schülerveranstaltung, die informieren aber auch zum Nachdenken anregen sollte.

Die Schüler-ModeratorInnen Darius Djawadi und Anna Zettl stellten sachliche Informationen unter dem Gesichtspunkt „Warum betrifft es uns SchülerInnen?“ an den Beginn der Veranstaltung.

Print-Artikel zum Thema: Schulaufstand von unten

Ihrer Meinung nach geht es um folgende Themen:

• Ausbildung

Die angehenden LehrerInnen werden in 6 Semestern zum Bachelor of Education ausgebildet und sind anschließend verpflichtet binnen 5 Jahren den Master zu machen. In dieser Zeit sollen sie nicht nur ihrer vollen Lehrverpflichtung nachkommen und hospitieren sondern auch erfolgreich studieren. Um an der Oberstufe unterrichten zu können, ist der Master verpflichtend, sollte dieser nicht binnen 5 Jahren absolviert werden, so stellt dies zukünftig einen Kündigungsgrund dar.

• Zeit

Die Lehrverpflichtung soll auf 24 Stunden erweitert werden, dies entspricht laut Gewerkschaftsangaben zusätzlichen 50-100 SchülerInnen. Weiters sind sie zu 15 Stunden Fortbildung verpflichtet.
• Stimmung
LehrerInnen sind zukünftig verpflichtet aus wichtigen dienstrechtlichen Gründen jedes Fach (auch solche, für die sie nicht ausgebildet wurden) zu unterrichten. Zusätzlich soll der Schulsupport (Unterstützung und Vertretung der Leitungsfunktion = Schulwart, Sekretariat) eingespart werden.

• Prinzip

Die SchülerInnen sind über die Vorhaben nicht wirklich informiert worden, sie wünschen sich gute Bildung und eine gute Zusammenarbeit.
Anschließend fand eine Podiumsdiskussion mit 2 ProfessorInnen, 4 SchülerInnen und 3 ElternvertreterInnen statt und danach eine offene Diskussion mit den anwesenden SchülerInnen.

Was bedeutet die erhöhte Stundenanzahl?

Seitens der LehrerInnen wurde versucht zu erklären was die Erweiterung der Lehrverpflichtung auf 24 Stunden in der Praxis bedeutet. Eine volle Lehrverpflichtung entspricht derzeit 20 Werteinheiten, d.h. ein/e Englischlehrer/in steht 17 Stunden in der Klasse, ein/e Sportlehrer/in 22 Stunden. So werden die unterschiedlichen Vor- und Nachbereitungszeiten ausgeglichen. Zukünftig sollen alle 24 Stunden in der Klasse stehen, was bedeutet, dass ein/e Englischlehrer/in 7 zusätzliche Stunden unterrichten muss und deshalb ca. 50 SchülerInnen mehr unterrichtet.
Weiters wurde die Angst geäußert, dass „fachfremde“ LehrerInnen nicht qualitativ optimal unterrichten können.
Die LehrerInnen meinen einheitlich, dass diese Aufgaben nicht mit ausreichender Qualität bewältigt werden können, zumal zu den 24 Stunden Lehrverpflichtung auch noch die Supplierstunden dazukommen. Die Qualität würde in erster Linie leiden, das Teamgefüge würde belastet und schließlich würde der Druck für alle Beteiligten immens steigen.

Welche Auswirkung hat dies auf die vielen Veranstaltungen und Events ?

Besonders gravierend wären die Auswirkungen auf Bereiche wie Skikurse, Schullandwochen, Auslandsaufenthalte, Veranstaltungen (Schulball, etc). Diese werden voraussichtlich wegen der immensen Vorbereitungszeit, die nun nicht mehr in diesem Maß erbracht werden kann, eingeschränkt oder gar nicht mehr stattfinden.

Was motiviert LehrerInnen noch zu unterrichten?

Auf die Frage weshalb einer der anwesenden Professoren nun unterrichte, wo er doch früher in der Privatwirtschaft tätig gewesen sei, schilderte dieser sehr anschaulich die Tatsachen: Er habe den gleichen Aufwand, 1/3 weniger Bezahlung, keinen Zeitausgleich dafür aber viel mehr lachende Gesichter und dies sei seine Motivation!

Leidet die Qualität, wenn zukünftige JunglehrerInnen bereits als Bachelor unterrichten?

Gute LehrerInnen müssen vor allem fachlich kompetent sein, sollen den SchülerInnen zusammenhängend denken lernen und auch wissen was die SchülerInnen nicht verstehen. Es stellt sich die berechtigte Frage ob ein/e Junglehrerin nach 3 Jahren und 2 Seminararbeiten so weit ist und zusätzlich zur vollen Lehrverpflichtung, Vor- und Nachbereitung (die am Beginn sehr viel Zeit beansprucht) auch ein Masterstudium ohne Qualitätseinbußen schafft..
Es herrscht die allgemeine Meinung, dass die SchülerInnen von den jeweils Jahrgangsbesten unterrichtet werden sollten, von denjenigen, die ihre Begeisterung auch weitergeben können.
Das Masterstudium sei eigentlich nicht berufsbegleitend ausgelegt, hier herrscht große Sorge darüber wie dies in Zukunft neben einer vollen Lehrverpflichtung funktionieren soll.

Was bedeutet die Streichung des Supports für den Schulbetrieb?

Der Verwaltungsaufwand wächst ständig, die Schulen bräuchten hier noch viel mehr Unterstützung. Niemand kann sich vorstellen wie das in Zukunft ohne Sekretariat bewältigt werden soll. Zusätzlich wird kritisiert, dass die Schuladministratoren künftig automatisch Direktorenstellvertreter sein sollen. Diese Aufgaben müssten nicht automatisch gekoppelt werden, denn es kann eine Person durchaus ein sehr guter Administrator sein, was aber alleine noch nicht befähigt Direktorenaufgaben, die viel Erfahrung brauchen, auch bewältigen zu können. Die in Aussicht gestellten 600 Postbeamten für rund 4.000 Schulen in Österreich werden nicht wirklich als Unterstützung gesehen.

Wie schaut es mit der Bezahlung aus?

Die SchülerInnen stellten die Frage was es bringt am Anfang der Lehrerkarriere zwar mehr zu verdienen wenn aber die Motivation geringer wäre, der Beruf zum „Job“ unter Druck werde und letztlich durch das System auch die Pensionen geringer würden. Es wurde auch die geringe Entlohnung von zusätzlichem Aufwand, wie Skikurse (Vorbereitung, 24 Stunden Dienst) kritisiert. Eine Schülerin stellte fest, sie hätte fest vorgehabt Lehrerin zu werden, hätte es sich aber nun anders überlegt. Kritisiert wird auch die Tatsache, dass es nun keine unbefristeten Verträge mehr geben soll, sondern nur noch Jahresverträge.

Vorgangsweise wird kritisiert

Nicht nur die SchülerInnen kritisieren, dass sie nicht informiert wurden, die Vorgangsweise stellt für viele Diskutanten den ersten Verfall der politischen Kultur der Sozialpartnerschaft dar, die in Österreich bisher sehr gut funktioniert habe.
Auch die zuständige Ministerin wird kritisiert, weil sie mehr als 2000 Stellungnahmen, die zum neuen Lehrerdienstrecht vorliegen, einfach vom Tisch gefegt habe.

Was kann man tun?

Es werden Stellungnahmen an diverse Abgeordnete verschickt, es gibt online-Petitionen, die man unterstützen kann, Facebookgruppen, aber auch Demonstrationen werden diskutiert.
Die LehrerInnen halten fest, dass sie durchaus zu Kompromissen bereit wären, hier lägen einige Vorschläge am Tisch (Werteinheiten erhöhen, aber keine zusätzlichen Klassen unterrichten, Ferienzeit verkürzen).

Resümee

Insgesamt war es eine sehr spannende und informative Diskussion, die SchülerInnen zeigten sich sehr interessiert. Das neue Lehrerdienstrecht wurde von allen in seiner jetzt vorliegenden Form abgelehnt, aber es gab zum Thema Stundenausweitung und Demonstration durchaus auch kritische Stimmen im Publikum. Eine tolle und gelungene Veranstaltung mit viel Engagement und Herz von allen Seiten sowie ein sehr diskussionsfreudiges aber durchaus auch kritisches Publikum – dies alles stimmt positiv für die Zukunft!

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